Europa

Cloud Computing wird immer kritischer gesehen

von - 15.05.2017
Cloud-Computing
Foto: Fotolia.com/bluebay2014
Deutsche Unternehmen setzen auf Cloud Computing. Doch ein Ausfall bei den Amazon Web Services und die neue Privacy-Politik von Donald Trump zwingen zum Nachdenken.
Cloud Computing wird in Europa und dem Rest der Welt zunehmend beliebter. Allein in Deutschland haben zwei von drei Unternehmen die Cloud im vergangenen Jahr bereits genutzt. 2015 waren es 54 Prozent und 2014 noch 44 Prozent. Die Zahlen stammen aus dem vor Kurzem von Bitkom Research und der Unternehmensberatung KPMG veröffentlichten Cloud-Monitor 2017.
"Cloud Computing hat sich innerhalb weniger Jahre zur Basistechnologie der ­Digitalisierung entwickelt", sagt Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research. Die bedarfsgerechte Nutzung von IT-Leistungen über Datennetze biete enorme Vorteile. Pols: "Cloud Computing macht die betrieblichen Prozesse effizienter und ermöglicht die Entwicklung neuer, digitaler Geschäftsmodelle."
Ins selbe Horn stößt Gartner. Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatzwachstum von 18 Prozent bei Public-Cloud-Diensten auf weltweit knapp 247 Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr waren es noch 209 Milliarden US-Dollar. Bis 2020 erwarten die Analysten ­eine weitere Steigerung auf mehr als 383 Milliarden US-Dollar.

Phase der Stabilisierung

Laut Sig Nag, Research Director bei Gartner, wird der Cloud-Markt in Zukunft allerdings in eine Phase der Stabilisierung eintreten. "Die 18 Prozent im Jahr 2017 sind das stärkste Wachstum, danach wird es sich in den kommenden Jahren wieder etwas verlangsamen", prognostiziert der Gartner Director.
Das tut der positiven Meinung über das Cloud-Geschäft bei Gartner jedoch keinen Abbruch. "Cloud Computing ist der wichtigste Trend, wenn es um die Entwicklung neuer Applikationen und die Anpassung existierender Anwendungen in den kommenden zehn Jahren geht", sagt Donna Scott, Vice President und Distinguished Analyst bei Gartner. Das stärkste Wachstum verzeichnen die Analysten im aktuellen Jahr im Bereich Infrastructure-as-a-Service (IaaS) mit 36,8 Prozent, ­gefolgt von Software-as-a-Service (SaaS) mit einem Plus von etwas über 20 Prozent. Nachzügler sind Business-Process-as-a-Service (BPaaS) mit einem Wachstum von "nur" 7,2 Prozent sowie Cloud Adver­tising mit einem geschätzten Plus von 15,8 Prozent. Sowohl Cloud Management and Security Services mit einem Plus von 22,6 Prozent als auch Platform-as-a-Service (PaaS) mit einem Plus von 23,5 Prozent wachsen dagegen in diesem Jahr ­voraussichtlich überdurchschnittlich.

Sicherheitsbedenken nehmen in der Branche ab

Die Enthüllung der weitreichenden Internet-Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA von dem Whistleblower Edward Snowden im Sommer 2013 hatten das gerade in Fahrt gekommene Cloud-Geschäft vor allem in Europa in Mitleidenschaft gezogen. Viele Unternehmen, vor allem aus sicherheitssensiblen Bereichen, überdachten ihre Pläne, ihre Daten in virtuelle Rechenzentren auszulagern. Die Antwort der IT-Branche: mehr Verschlüsselung und viel Vertrauensarbeit.
Das scheint zu funktionieren. "Die große Mehrheit der Unternehmen hat Vertrauen in die Sicherheit ihrer Daten in der Cloud", sagt etwa Marko Vogel, Director Cyber ­Security bei KPMG. Im bereits eingangs erwähnten und von Bitkom und KPMG durchgeführten Cloud-Monitor gaben 57 Prozent der Befragten an, ihre Unternehmensdaten in der Public Cloud als "sehr sicher" oder "eher sicher" einzustufen. Nur 4 Prozent hielten ihre Daten für "sehr unsicher" oder "eher unsicher". Nach ­Ansicht von KPMG-Mann Vogel sind "Unternehmensdaten in der Public Cloud genauso gut geschützt wie in internen ­IT-Systemen". Die Frage ist allerdings: wie lange noch?
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