Das Burda-Imperium setzt auf die Amazon-Cloud

Interne IT-Infrastruktur plus externe AWS-Dienste

von - 22.09.2015
„Letztlich schneller und flexibler als andere“ zu sein, macht für Hubert Burda Media den Erfolg der Kooperation mit AWS aus. Die Zusammenarbeit erlaube es, die eigene Infrastruktur kleiner, effektiver und damit kostengünstiger zu halten. Der konkrete Einsatz in den Abteilungen der Holding und auf internationaler Ebene sei jedoch von den Gegebenheiten der einzelnen Applikationen – von ERP bis E-Commerce – und den jeweiligen Downloads abhängig.
AWS Region Frankfurt: Seit dem 23. Oktober 2014 ist Amazon Web Services mit einer eigenen Region in Deutschland vertreten.
AWS Region Frankfurt: Seit dem 23. Oktober 2014 ist Amazon Web Services mit einer eigenen Region in Deutschland vertreten.
(Quelle: Amazon )
Oft wird über AWS etwas abschätzig geurteilt, dass vor allem die Compute- und Storage-Angebote eher etwas für KMUs und Start-ups sind, für größere Unternehmen oder internationale Konzerne aber eigentlich nicht infrage kommen. Das sieht man zum Teil auch bei Burda Media so. Cloud-Angebote wie AWS würden vielen Firmen helfen, wenn sie nicht genügend Geld für eigene Investitionen in die IT hätten. Dank Cloud würden sich die Infrastruktur-Optionen drastisch erweitern, da Start-ups nicht knappes Geld in leistungsfähige Oracle-Anwendungen oder noch teurere Hardware investieren müssten. Sie blieben so länger finanziell unabhängiger und könnten sich auf die wirtschaftliche Expansion sowie den Aufbau von Sales- und Marketing-Teams konzentrieren.
Andererseits kann Schmetz zufolge jedes Unternehmen – unabhängig von Größe und Struktur – Vorteile aus Angeboten wie denen von AWS ziehen. Dieser Standpunkt habe sich aber noch nicht allgemein durchgesetzt. Burda Media sei jedoch ein gutes Beispiel dafür, dass große, international operierende Unternehmen organisatorisch und finanziell von einem gezieltem Cloud-Einsatz profitieren.
Die Vorteile der Cloud-Dienste liegen auf der Hand. Die Grenzen solcher Lösungen sollte man aber auch nicht ignorieren. Zu achten ist zum Beispiel auf eventuelle Probleme bei Security, Compliance oder Datenintegrität – zumal dann, wenn man seine Anwendungen und seine Daten einem amerikanischen Unternehmen anvertraut. Besonders schwerwiegend sind Probleme, die bei den Netzwerkverbindungen auftauchen können. Denn IT-Prozesse On-Premise und über das Netz durchzuführen bedeutet eine automatische Abhängigkeit von der Qualität der Connectivity über das Internet.
Wenn man allerdings virtuelle Maschinen (VMs) als Basis für externe Backups oder Disaster Recovery einsetzt, müssen in der Regel nicht die kompletten Datensätze übertragen werden, sondern lediglich die Deltas der neu hinzugekommenen oder geänderten Daten. Dies bedeutet, dass auch die Netzwerkverbindungen in einem geringeren Maß in Anspruch genommen werden.
AWS-Regionen: Das breite Angebot an Amazon-Rechenzentren in verschiedenen Regionen in aller Welt kommt Compliance- und Security-Anforderungen entgegen. Availability Zones sollen den schnellen Datentransport zu den AWS-Rechenzentren gewährleisten.
AWS-Regionen: Das breite Angebot an Amazon-Rechenzentren in verschiedenen Regionen in aller Welt kommt Compliance- und Security-Anforderungen entgegen. Availability Zones sollen den schnellen Datentransport zu den AWS-Rechenzentren gewährleisten.
(Quelle: Amazon )
Anders verhält es sich, wenn ganze Datensätze zu Anfang einer vertraglichen Vereinbarung neu überspielt werden müssen oder wenn nach einem Ausfall ein Recovery nötig wird. In diesen Fällen stellt sich häufig das Problem der Latenzen, das heißt, dass die Datenübertragung nur sehr langsam oder mit Unterbrechungen läuft.
AWS hat sich zur Vermeidung solcher Probleme ein besonderes Architekturkonzept einfallen lassen: Zusammen mit Partnern wird eine Zwischenstation für Anwendungen und Daten in der Nähe der Amazon-Rechenzentren eingerichtet, die die Distanzen zwischen Kunde und Dienstleister verringert.
Bei Burda Media wie bei anderen deutschen und internationalen Unternehmen hat man es deshalb begrüßt, dass AWS um seine Rechenzentren eine Art Zubringernetz von Hosting-Anbietern aufgebaut hat, mit dem eine unterbrechungsfreie Datenverbindung möglich wird. Neben dem Einsatz von Methoden zur WAN-Optimierung, wie sie Riverbed und andere Hersteller anbieten, hat AWS sogenannte Availability Zones eingerichtet (siehe Infografik). Die Kunden sollen sich in der Nähe dieser Zonen mit einem Teil ihrer Infrastruktur bei einem Hoster oder Co-Location-Anbieter einmieten, um so einen schnellen Datentransport zum jeweiligen AWS-Rechenzentrum zu haben.Durch diese geografische Nähe lassen sich die physikalischen Grenzen der Datenübertragung per Lichtwellenleiter und Latenzprobleme bei TCP/IP-Netzen überwinden. Co-Location-Partner in Deutschland sind etwa Equinix, Interxion und e-shelter.
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