Zu wenig Frauen in der IT

Mehr Innovationen und Erfolg

von - 17.11.2020
Nicht nur aus Gründen der Gleichberechtigung und Chancengleichheit ist es wünschenswert, den Frauenanteil in IT und Technik zu erhöhen: „Studien zeigen, dass diverse Teams ein Erfolgsfaktor für Unternehmen sind und den Gewinn steigern. Dies ist insbesondere damit zu begründen, dass durch den Einfluss diverser Perspektiven die Innovationskraft von Teams steigt“, erklärt Nina Brandau. Sie ist Referentin im Public-Affairs-Team beim Digitalverband Bitkom und zuständig für das Themenfeld „Frauen in der IT“.
Neben den fachlichen Fähigkeiten spielten auch soziale Kompetenzen eine immer größere Rolle, da ITler in der Regel in Projektteams arbeiten. „Frauen bringen hier tendenziell mehr Kommunikationsstärke, Teamfähigkeit und Konfliktlösungspotenziale ein.“
Das bestätigt Christine Regitz, Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für Informatik: „In der IT ist die überwältigende Zahl der Aufgaben in Teamarbeit zu bearbeiten. Verschiedene Studien haben belegt, dass diverse Teams - und zwar bezüglich aller Dimensionen von Diversity - sehr viel erfolgreicher sind als homogene Teams.“ Es gehe dabei um kognitive Vielfalt und „um unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen“.
Christine Regitz
Christine Regitz
Mitglied des Präsidiums der
Gesellschaft für Informatik (GI)
https://gi.de
Foto: Gesellschaft für Informatik (GI)
„Verschiedene Studien haben belegt, dass diverse Teams - und zwar bezüglich aller Dimensionen von Diversity - sehr viel erfolgreicher sind als homogene Teams.“

Status quo

Laut der Studie „Women in Tech“ des eco-Verbands lag der Frauenanteil in der Technologiebranche in Deutschland 2018 gerade einmal bei knapp 17 Prozent. Zum Vergleich: In den USA betrug die Frauenquote rund 26 Prozent, in Indien immerhin bereits 34 Prozent.
Bei den großen internationalen Technologiekonzernen, die größtenteils von Männern gegründet wurden - siehe Amazon, Facebook, Google oder Microsoft –, dominieren ebenfalls weiterhin die Männer. Beispiel Google: Dem „Goo­gle Diversity Annual Report 2020“ zufolge sind in dem Unternehmen weltweit nur knapp ein Drittel der Mitarbeiter Frauen. Zumindest haben Frauen bei dem Suchriesen anscheinend kaum Nachteile, was die Aufstiegschancen angeht: Knapp 27 Prozent der Führungspositionen sind mit Frauen besetzt.
Nur den Technologie-Unternehmen vorzuhalten, sie würden zu wenige Frauen einstellen, greift allerdings zu kurz: So gibt es zum Beispiel schlicht zu wenige weibliche Studierende, die sich für den technischen Bereich interessieren. Schaut man sich die Studierenden in den MINT-Fächern in Deutschland an, also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, stellt man fest, dass die Zahl der männlichen Studierenden schon seit vielen Jahren rund doppelt so hoch ist wie die der weiblichen Studierenden.
Doch es gibt durchaus schon Ausnahmen: „In meinem IT-Bachelor- und -Masterstudium lag die Frauen-Männer-Quote bereits bei 50:50. Auch in anderen mir bekannten IT-Studiengängen haben wir Frauen die biologischen 50 Prozent geknackt“, berichtet Milena Sprysz, Consultant beim IT-Dienstleister adesso. Sowohl bei Kunden als auch intern im Unternehmen erlebe sie einen großen Zuwachs an weiblichen Kollegen.
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