Zentrale versus dezentrale IT-Infrastruktur

Pro & Contra dezentrale oder zentrale IT-Strukturen

von - 20.08.2015
Der studentische wi² Blog – Wirtschaftsinformatik & Informationsmanagement der Technischen Universität Braunschweig stellt in einer Erörterung zum Thema dezentrale versus zentrale IT-Strukturen fest: „Die Zentralität ermöglicht einen holistischen Blick auf alle unternehmerischen Systeme und Prozesse, sodass auch der Umgang mit Schnittstellenproblemen erleichtert wird.“ Es könne gewährleistet werden, dass die einzelnen Systeme miteinander kompatibel und vernetzbar seien. Eine so gegebene einheitliche Datenhaltung gewinne bei Trends zur Wissensorganisation und Big Data immer mehr an Bedeutung, was für zentrale IT-Strukturen spreche.
Dell PowerEdge VRTX: Die speziell für Außenstellen entwickelte VRTX-Reihe nennt Dell „eine Art Data Center in a Box“.
Dell PowerEdge VRTX: Die speziell für Außenstellen entwickelte VRTX-Reihe nennt Dell „eine Art Data Center in a Box“.
Die wi²-Blog-Autoren weisen aber auch auf die Vorteile hin, wenn die IT-Aufgaben in die jeweiligen Fachabteilungen integriert sind. Der Abstimmungsbedarf mit der IT-Abteilung entfalle. Betrieb und Lösungen würden dadurch flexibler. Informationsverlusten, beispielsweise bei der Auftragsvergabe an einen Dienstleister, ließe sich leichter vorbeugen. Ferner könne eine von der eigenen Abteilung erarbeitete Lösung auch motivationsfördernd sein und zu größerer Akzeptanz durch die Mitarbeiter beitragen. Die Beschaffung, Einrichtung und Unterstützung von zum Teil selbst mitgebrachten Endgeräten, von Cloud-Diensten und Apps erfolge dezentral oft auch schneller und direkter „auf dem kurzen Dienstweg“.
Die wachsende Vernetzung im Zuge von Industrie 4.0 und Bring Your Own Device (BYOD) wird andererseits auch als Argument für eine stärkere Zentralisierung gesehen.
Dell-Manager Dümig sieht bei der zentralen IT Vorteile in Bezug auf Skaleneffekte, Standardisierung, leichtere Beschaffung sowie  Wartung und Pflege der Systeme, weist jedoch darauf hin, dass die dezentrale Beschaffung mehr Flexibilität und eine „gefühlte höhere Zufriedenheit“ in den Fachabteilungen mit sich bringe.

Zentrale versus dezentrale IT-Organisation

Aus dieser Übersicht von A’Pari Consulting geht hervor, wo die Zentralisierung und wo die Dezentralisierung der IT-Organisation von Vorteil ist. Die meisten Punkte sprechen für zentrale Strukturen, Kundennähe und Agilität aber eher für die dezentrale IT.

Kriterium

Zentral

Dezentral

Betrieb und Sicherheit

Ausfallsicherheit

+

Sicherstellung 7x24 Stunden Service

+

Harmonisierte IT-Prozesse

+

Einheitlicher Sicherheitsstandard (Datensicherheit)

+

Einmalige und laufende Kosten

Aufwand für Betrieb und Sicherheit großer Firmennetzwerke

-

+

Geringere Beschaffungskosten durch Volumen

+

Lastabhängige Verteilung der Hardware-Kapazitäten

+

Vermeidung von Wildwuchs und Insellösungen / einheitlicher Standard bei Hard- und Software

+

Einheitliche Datenverwaltung / Konsistenz der Stammdaten / Transparenz

+

Personalbedarf / Administrations-Know-how

+

Kundennähe

An lokale Bedürfnisse oder Kunden angepasste IT (Hardware/Software)

+

Koordinationsaufwand zwischen Zentrale und Niederlassungen bei neuen Anforderungen

+

Aufwand für Abgrenzung von Daten unterschiedlicher Kunden

o

o

Support der Nutzer vor Ort (1st-Level Support)

+

Anpassungsgeschwindigkeit und Agilität

Schnelle Anpassungsfähigkeit der IT

+

Kurze Beschaffungszeiten / Entscheidungswege für Hard- und Software

+

Treiben von Innovationen

o

o

Abdeckung der Anforderungen von Industrie 4.0

o / +

o / –

Integration neuer Standorte und übergreifender Geschäftsprozesse

+

+ = Vorteile, – = Nachteile, o = neutral
A’Pari Consulting hat die Pros und Contras beider Möglichkeiten zusammengefasst. Danach überwiegen die Vorteile der Zentralisierung, vor allem in puncto Betrieb, Sicherheit und Ausfallsicherheit sowie bei den einmaligen und laufenden Kosten – auch wenn der Aufwand für den Betrieb und die Sicherheit über dezentrale Systeme zunächst geringer erscheinen.
Die Vorteile dezentraler Systeme sind A’Pari-Geschäftsführer Hoppe zufolge kürzere Entscheidungswege, ein engerer Kontakt zu Lieferanten und Kunden – und dass das IT-Know-how vor Ort ist.
Für verteilte Standorte: Ciscos Meraki MX Security Appliances sollen sich ideal für Unternehmen mit vielen Standorten eignen, weil sie zentral über die Cloud gemanagt werden.
Für verteilte Standorte: Ciscos Meraki MX Security Appliances sollen sich ideal für Unternehmen mit vielen Standorten eignen, weil sie zentral über die Cloud gemanagt werden.
Um die Vorteile zentraler, weitgehend integrierter Lösungen umzusetzen, müssten gewisse Mindestvoraussetzungen erfüllt sein. Dazu zählt Hoppe eine Drei-Schichten-Architektur mit Trennung von Präsentationsschicht, Business-Logik und Datenhaltung, außerdem auf gängigen Standards basierende Datenbanken, terminalservertaugliche oder vollständig virtualisierbare Applikationen und die Integrationsfähigkeit und zumindest in Teilen auch Webfähigkeit der Anwendungen.
Ob zentral oder dezentral, das entscheiden allerdings oft die jeweiligen Einsatzbereiche, Applikationen und abteilungsspezifischen Anforderungen.
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