Das sind die wichtigsten IT-Trends 2018

Hybrid Clouds und Data Gravity

von - 03.11.2017
Bekanntes Beispiel für den Erfolg mit der Cloud: Der Streaming-Dienst Netflix setzt konsequent auf die Public Cloud, genauer gesagt auf die Amazon Web Services (AWS).
(Quelle: Netflix)
Dass an der Cloud kein Weg mehr vorbeiführt und sie ein essenzieller Treiber der digitalen Transformation ist, dürfte mittlerweile jedem IT-Verantwortlichen klar sein. Das Outsourcing der IT-Landschaft in die Cloud ist in vielen Unternehmen längst ein Thema. „2017 war das Jahr, in dem die Cloud-Technologie auf breiter Front Einzug in die Strategien der klassischen IT-Abteilungen gehalten hat. Dieser Trend wird sich 2018 fortsetzen“, so Bernhard Kube. Er geht davon aus, dass zunehmend Plattformdienste der Cloud-Anbieter zum Einsatz kommen. Außerdem sollen vermehrt Anwendungen für die Cloud als „Cloud-native“-Apps erstellt, containerisiert und orchestriert werden.
Auch Felix Blank, Senior Product Manager beim Cloud-Sicherheitsanbieter Secucloud, sieht die Cloud in Unternehmen mittlerweile als einen eta­blierten Standard: „Die Cloud breitet sich kontinuierlich aus und vor allem die ständig steigenden Bandbreiten tragen zur immer stärkeren Etablierung der Technologie bei.“
Das spiegelt sich auch im „Cloud-Monitor 2017“ des Beratungshauses KPMG wider: 65 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen Cloud-Dienste, weitere 18 Prozent planen oder diskutieren deren Einsatz. „Die Cloud als Grund­lage für digitale Transformation und digitale Geschäftsmodelle ist ein zentrales Thema in Kundengesprächen.“ So erlebt es Klaus Weinmann, CEO beim IT-Dienstleister Cancom, in seinem Alltagsgeschäft.
Klaus Weinmann
Klaus Weinmann
CEO bei Cancom
www.cancom.de
Foto: Cancom
„Immer bessere Technologien aus den Bereichen Machine Learning und Business Intelligence analysieren gigantische Datenmengen und werten diese aus.“
Dabei setzen allerdings bislang nur wenige Unternehmen auf Public-Cloud-Dienste: Zwar nutzt die Hälfte der großen Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern bereits Pu­blic Clouds, bei kleinen und mittelständischen Firmen sind es hingegen erst 29 Prozent.
Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass über zwei Drittel aller Unternehmen die Sorge haben, dass die Cloud-Nutzung die Einhaltung der Compliance-Anforderungen gefährdet. Trotz berechtigter Zweifel an der Datensicherheit: Es sind vor allem Public-Cloud-Dienste, bei denen sich alle Kunden eines Dienstes dessen Server teilen, die Kosten einsparen und etliche große Dienste erst möglich gemacht haben.
Eines der bekanntesten Beispiele für den Erfolg mit der Public Cloud ist der Streaming-Dienst Netflix. Seit letztem Jahr laufen alle Daten und Dienste in der Cloud. Netflix setzt dabei auf den Public-Cloud-Dienst Amazon Web Services (AWS). Ob verteilte Datenbanken, die Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen oder die den Nutzern angezeigten Empfehlungen – für alle Funktionen nutzt Netflix die Cloud. Die erforderliche Skalierbarkeit wäre ohne den Einsatz eines Cloud-Dienstes nach Angaben des Streaming-Anbieters kaum möglich gewesen.
Doch der Trend geht nicht nur zur Nutzung einer einzigen Cloud – vielmehr gilt die Hybrid Cloud als IT-Architektur der Zukunft. „Um agil zu sein, werden Unternehmen verstärkt auf Hybrid Cloud setzen. Das heißt, Services aus multiplen Clouds zu beziehen – inklusive der eigenen –, wird zum Standard“, so Johannes Wagmüller von NetApp. Vor allem in Bezug auf die im Mai 2018 in Kraft tretende Europäische Datenschutz-Grundverordnung wird nach Ansicht von Wagmüller das Datenmanagement und dessen Auditierbarkeit noch stärker in den Fokus rücken. „Unternehmen müssen aufzeigen können, wo sie Daten speichern und wie sie den Anforderungen gerecht werden.“
Johannes Wagmüller
Johannes Wagmüller
Director Systems Engineering CEMA bei NetApp
www.netapp.com/de
Foto: Netapp
„Um agil zu sein, werden Unter­nehmen verstärkt auf Hybrid Cloud setzen. Das heißt, Services aus multiplen Clouds zu beziehen – inklusive der eigenen –, wird zum Standard.“
Ähnlich äußert sich Bernhard Kube von Lufthansa Indus­try Solutions: „Die Umsetzung der neuen Anforderungen der EU-Datenschutz-Grundverordnung beschäftigt die Unternehmen noch stark. Sie müssen ihre Datenverarbeitung auf den Prüfstand stellen und sich gleichzeitig um neue Lösungen kümmern, um das Risiko von Verstößen frühzeitig zu minimieren und die Funktionsfähigkeit ihrer auf Daten basierenden Geschäftsprozesse sicherzustellen.“
In vielen Unternehmen lassen sich die bestehenden Anforderungen nicht durch eine einzige Cloud-Form erfüllen. Häufig ist also eine Entweder-oder-Entscheidung – Private oder Public – nicht ideal. Hybrid Clouds kombinieren verschiedene Cloud-Modelle und sind vor allem auch eine Lösung für die sogenannte Data Gravity. Der Begriff bedeutet, dass Daten unterschiedlich beweglich und manche träge sind. Gründe für diese Trägheit können die Datengröße, eine erforderliche kurze Latenz beim Zugriff oder rechtliche Bedingungen bezüglich des Speicherorts sein. In einer Pu­blic Cloud lassen sich solche Daten daher nicht ohne Weiteres ablegen. Mit einem hybriden Cloud-Modell erweitert man seine Unternehmensressourcen dennoch dynamisch – ohne dass es erforderlich ist, die trägen Daten in einer Pu­blic Cloud abzulegen. Stattdessen greifen die Public-Cloud-Dienste bei Bedarf auf diese trägen Daten zu, die innerhalb des Unternehmens abgelegt bleiben.
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