WebRTC - Die Web Real-Time Communication

Sprach- und Videoübertragung dank Web-API

von - 27.07.2015
WebRTC lässt sich aber nicht nur relativ einfach in einen Browser integrieren, dank Web-API stehen Funktionen zur Echtzeitkommunikation auch allen App-Entwicklern zur Verfügung. Wenige Zeilen Code reichen schon, um Sprach- und Videoübertragung in Webapplikationen zu integrieren, vertiefte Kenntnisse von Protokollen und Schnittstellen sind nicht nötig. „Die erforderliche Zeit sowie der Grad an speziellem Expertenwissen verringern sich deutlich“, sagt Sascha Hirschoff, Director Systems Engineers Central Europe bei Polycom.
WebRTC: Schnittstellen für Anwendungs- und Browserentwickler.
WebRTC: Schnittstellen für Anwendungs- und Browserentwickler.
Diese Tatsache werde zu deutlich schnelleren Entwicklungszyklen führen, meinen die Gartner-Analysten Sorell Slaymaker und Deborah Kish: „Rund 20 Millionen Software-Entwickler können zukünftig einfach Kommunikationsfunktionen in die Applikationen aufnehmen, an denen sie gerade arbeiten.“
Angesichts dieser Perspektiven ist es bemerkenswert, dass die Entwicklung weitgehend im Verborgenen stattfindet. Obwohl WebRTC bereits in einer Milliarde installierter Browser integriert sei und produktiv eingesetzt werde, kenne kaum jemand die Technologie, so Mike Holmlund, Sr. Product Marketing Manager bei Plantronics: „Es ist wahrscheinlich, dass Sie WebRTC bereits beim Online-Shopping oder im Rahmen der Online-Hilfe genutzt haben, ohne dass Sie es wussten.“
Die meisten Analysten hindert der geringe Bekanntheitsgrad aber nicht daran, dem Standard eine strahlende Zukunft vorherzusagen. „WebRTC ist die aufregendste Schlüsseltechnologie der vergangenen zehn Jahre, sie wird die Branche umkrempeln“, sagt Dean Bubley, Gründer des Marktforschungsunternehmens Disruptive Analysis. Bubley prognostiziert einen steilen Anstieg der Anwenderzahlen. Bis 2019 sollen weltweit zwischen 1,5 und 2,5 Milliarden Menschen WebRTC nutzen, davon rund 500 Millionen geschäftlich. Die Zahl WebRTC-fähiger Endgeräte soll dann bei mehr als 6 Milliarden liegen. Ein ähnlich rasantes Wachstum sagt Gartner voraus. Nach Ansicht der Marktforscher wird 2019 der Marktanteil von WebRTC an professioneller Sprach- und Videokommunikation 15 Prozent betragen, heute ist es weniger als ein Prozent.
Anton Doeschl, Leiter Collaboration-Architektur bei Cisco
Anton Doeschl, Leiter Collaboration-Architektur bei Cisco: „WebRTC besitzt auch im B2B-Bereich hohes Potenzial.“
WebRTC werde außerdem erhebliche Auswirkungen auf die Erlösmodelle der Telekommunikationsanbieter haben, so Gartner weiter. Sprachkommunikation über IP lässt sich nicht von Datenverkehr unterscheiden und damit auch nicht extra tarifieren. Der Trend, international über das Internet zu kommunizieren statt teure Auslandsgespräche zu führen, wird sich beschleunigen. „Was heute schon mit Facetime, Hangout oder Skype möglich ist, wird durch WebRTC noch einfacher“, sagt Microsoft-Mitarbeiter Dariusz Parys. Klassische Telefonnetze, aber auch Mobilfunknetze würden dadurch deutlich weniger profitabel werden.
Nicht nur die Marktforscher, sondern auch die Kommunikationsexperten der Anbieter sind von WebRTC überzeugt. „Die Technologie könnte sich als bahnbrechend erweisen“, sagt Jan Hickisch, Vice President Global Solution Marketing bei Unify. „Das Projekt WebRTC ist unglaublich wichtig. Es öffnet die Tür für eine neue Welle an RTC-Webanwendungen, die die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, verändern wird“, ergänzt Plantronics-Manager Holmlund.
WebRTC werde sich zunächst im Konsumentenumfeld durchsetzen, davon ist Hans-Jürgen Jobst, Senior Product Marketing Manager bei Avaya überzeugt: „Der nächste Schritt ist die Integration in die Multimediakommunikation und schlussendlich in die Kommunikation zwischen Konsument und Unternehmen.“
Damit sind die Einsatzmöglichkeiten für WebRTC aber noch längst nicht ausgereizt: „Wir sind überzeugt, dass eine browser­basierte UC-/Video-Implementierung ohne Clients auch im B2B-Bereich hohes Potenzial besitzt“, sagt Anton Doeschl, Leiter Collaboration-Architektur bei Cisco Deutschland.
Ein Erfolgsfaktor für WebRTC ist die große Zahl von Geräten, die dank Browserintegration bereits heute genutzt werden können. Anders als bei vielen anderen neuen Technologien müssen deshalb weder Anbieter noch Anwender darauf warten, bis eine kritische Masse an End­geräten den Einsatz überhaupt sinnvoll und wirtschaftlich macht.
Neben klassischen PCs sind vor allem Tablets und Smartphones für WebRTC geeignet. Sie bringen naturgemäß die nötigen Schnittstellen zu Audio und Video mit. Smartphones und Tablets sind jedoch nicht die einzigen Geräte, die mit WebRTC auf einfache Weise echtzeitkommunikations­fähig gemacht werden können. Smart-TVs, Spielekonsolen, Settop-Boxen, Bordcomputer in Autos oder Smartwatches sind zu nennen – und sie sind erst der Anfang. Mit dem Internet der Dinge und Industrie 4.0 werden Alltagsgegenstände und Industrieanlagen internetfähig. Dank WebRTC ist es dann nur noch ein kleiner Schritt, über diese Dinge und Geräte zu kommunizieren – oder mit ihnen.
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