Wandel bei den Infrastruktur-Herstellern

Start-ups - Börsengänge statt Akquisitionen

von - 19.02.2016
Zahlreiche Start-ups haben begonnen, mit ihren Storage-Entwicklungen die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich zu ziehen. In ihrer Masse stellen sie eine Bedrohung der herkömmlichen Speichertechnologien und ihrer Hersteller dar. Gut gepolstert mit Funding-Geldern ziehen sie Kunden auf ihre Seite, die Neues ausprobieren und darüber hinaus Geld sparen wollen.
Dave Wright
Dave Wright
CEO des Speicher-Start-ups SolidFire
www.solidfire.com
„Ich erwarte, dass mehr Start-ups an einer mittelfristigen Strategie für den Börsengang arbeiten, anstatt auf die Akquisition durch einen der großen Konzerne zu setzen.“
Das US-Start-up Tintri zum Beispiel ist darauf fokussiert, Speichermöglichkeiten für virtuelle Umgebungen anzubieten. Mit seiner Software, die zusammen mit günstiger Standard-Hardware geliefert wird, lassen sich virtuelle Maschinen individuell sichern und verschieben. Bisher konnten sie nur in einem großen LUN-Reservoir gespeichert werden, ohne sie einzeln anzusprechen. VMware hat diese Lücke in seiner Verwaltungssoftware vCenter zwar erkannt und will sie mit Virtual Volumes (VVOL) schließen, wird aber noch einige Zeit brauchen, um Tintri einzuholen.
Viele der neuen Firmen – bei den Speicherlösungen sind neben Tintri vor allem Avere, Cloudian, PureStorage, Nutanix oder Tegile zu nennen – haben aufgrund ihrer Ausstattung mit Venture Capital im Unterschied zu früher einen längeren Atem. Statt auf einen Kauf durch eine der Branchengrößen zu spekulieren, investieren sie weiter in die Technologie und gehen mit ihrem geliehenen Geld eher sparsam um. Andere wie PureStorage haben sogar mit einem Börsengang Geld aufnehmen können.
Mark Fabbi
Analyst bei Gartner Research
www.gartner.com
„Das Aufkommen von SDN ermöglichte Lösungen, die die Netzwerkinfra­struktur erfolgreich in Hardware, Software und opera­tionale Komponenten zerlegen können.“
Auch bei der Netzwerktechnologie sind mit Software-defined Networking (SDN) neue ernst zu nehmende Anbieter entstanden, zum Beispiel NexGen oder Big Switch Networks. So ist der Gartner-Analyst Mark Fabbi der Ansicht: „Das Aufkommen von SDN ermöglichte Lösungen, die die Netzwerk­infrastruktur erfolgreich in Hardware, Software und operationale Komponenten zerlegen können. Ähnliche Ansätze sind das Open Compute Project (OCP), OpenStack und Brite-Box Switching. Sie unterstützen offene, Linux-basierte Software für Netzwerk-Switching.“
In der gegenwärtigen Phase scheinen viele Start-ups eher darauf verzichten zu wollen, baldmöglichst gekauft zu werden. Sie setzen mehr auf eigenständige Expansion und bauen dazu Vertriebsmannschaften in Europa oder Asien auf. Dave Wright, CEO des Speicher-Start-ups SolidFire, meint zu den Zukunftschancen der Neulinge: „Ich erwarte, dass mehr Start-ups an einer mittelfristigen Strategie für den Börsengang arbeiten, anstatt auf die Akquisition durch einen der großen Konzerne zu setzen. Deshalb glaube ich auch, dass wir mehr technologische Erfindungen sehen werden.“
Neben den vielen Innovationen, die gerade von Start-ups auf dem Speicher- und Netzwerksektor ausgehen – Flash/SSD, konvergente und hyperkonvergente Produkte, Object Storage, Software-defined Storage, Virtual-aware Storage oder Brite-Box Switching – sollte man aber auch die großen chinesischen Hersteller nicht vergessen: Huawei und Lenovo drängen immer stärker auf den europäischen und amerikanischen Markt. Vor allem Huawei ist bis jetzt unterschätzt worden.
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