Virtuelle Rechner machen Nutzer unabhängig
Voraussetzungen
von Thomas Hafen - 12.08.2019
Der gravierendste Nachteil von Virtual Desktop Services ist ihre Abhängigkeit von einem Netzzugang. Ist der Anwender offline, kann er nicht auf seine Arbeitsumgebung zugreifen, bei geringer Bandbreite und/oder hohen Latenzen gestaltet sich das Arbeiten zäh und ineffizient. „Die größte Herausforderung besteht in der Bereitstellung einer hochverfügbaren, performanten Internetanbindung, bei der die Latenz unter 150 ms liegen muss“, betont Holger Bewart, Business Development Manager Microsoft & Citrix bei Axians IT Solutions. Unternehmen setzten aktuell noch meist auf bewährte MPLS-Technik, so der Manager weiter. „Sie sollten sich jedoch bei der Einführung von Virtual Desktop Services auch Gedanken zu einer ganzheitlichen Lösung machen.“ Durch den Einsatz von Cloud-Ressourcen, aber auch durch die zunehmende Mobilität der Nutzer erfolge der Zugriff nicht mehr nur zentral über eine Leitung. „Unternehmen sollten auf Lösungen wie SD-WAN zurückgreifen“, rät Bewart daher.
„Im Kern ist eine hochperformante und -verfügbare Netzwerkinfrastruktur erforderlich, die einen schnellen Zugriff unabhängig vom Endgerät ermöglicht“, sagt auch Jürgen Jahn, Senior Consultant Technical - Project Manager bei DXC Technology Deutschland Consulting. Er empfiehlt darüber hinaus, bei hybriden Strukturen ausreichend interne Leistungsreserven vorzuhalten, damit bei Nichterreichbarkeit oder Überlastung der Cloud-Komponente die Usability gewährleistet ist. Auch Flexibilität und Skalierbarkeit seien wichtige Faktoren für den erfolgreichen Betrieb von Virtual Desktop Services.
Wer Virtual Desktop Services aus der eigenen Infrastruktur anbietet, muss außerdem selbst für eine hohe Verfügbarkeit sorgen. „Die Bereitstellung als dedizierte Lösung sollte über zwei Rechenzentren aufgebaut werden und erfordert deshalb eine Mindestmenge an Server-Hardware“, betont Kai Kielhorn, Head of Digital Workplace bei Atos Deutschland. „Das erfordert ein verhältnismäßig hohes Grundinvestment und zieht Betriebskosten nach sich - unabhängig von der tatsächlichen Auslastung des Services.“ In den vergleichsweise hohen Investitionskosten sieht auch Fujitsu-Manager Diestel den größten Nachteil einer selbst betriebenen Virtual-Desktop-Infrastruktur: „Die kundeneigene Virtualisierungs-Infrastruktur veraltet mehr und mehr, regelmäßige Investitionen in Hardware, aber vor allem in neue Versionsstände der Virtualisierungs-Software werden notwendig.“
Neben der allgemeinen Verfügbarkeit von virtuellen Desktops spielt laut Atos-Experte Kielhorn vor allem die Bereitstellung der Applikationen eine große Rolle: „Im besten Fall gibt es für jede Anwendung einen entsprechenden Verantwortlichen, der die Kompatibilität und den Lifecycle der Anwendung sicherstellt.“ Auch die halbjährlichen Release-Zyklen, die Microsoft mit Windows 10 und Windows Server 2016 eingeführt hat, stellt viele Anwender vor Herausforderungen. „Dies erfordert bei allen größeren Unternehmen die Einführung eines Change- und Release-Managements und der dazugehörigen Testumgebung“, so der Atos-Manager.