Virtuelle Rechner machen Nutzer unabhängig

Voraussetzungen

von - 12.08.2019
Hindernisse für flexibles Arbeiten
(Quelle: Citrix / Oxford Economics, 2017, n = 600 )
Der gravierendste Nachteil von Virtual Desktop Services ist ihre Abhängigkeit von einem Netzzugang. Ist der Anwender offline, kann er nicht auf seine Arbeitsumgebung zugreifen, bei geringer Bandbreite und/oder hohen Latenzen gestaltet sich das Arbeiten zäh und ineffizient. „Die größte Herausforderung besteht in der Bereitstellung einer hochverfügbaren, performanten Internetanbindung, bei der die Latenz unter 150 ms liegen muss“, betont Holger Bewart, Business Development Manager Microsoft & Citrix bei Axians IT Solutions. Unternehmen setzten aktuell noch meist auf bewährte MPLS-Technik, so der Manager weiter. „Sie sollten sich jedoch bei der Einführung von Virtual Desktop Services auch Gedanken zu einer ganzheitlichen Lösung machen.“ Durch den Einsatz von Cloud-Ressourcen, aber auch durch die zunehmende Mobilität der Nutzer erfolge der Zugriff nicht mehr nur zen­tral über eine Leitung. „Unternehmen sollten auf Lösungen wie SD-WAN zurückgreifen“, rät Bewart daher.
„Im Kern ist eine hochperformante und -verfügbare Netz­werk­infrastruktur erforderlich, die einen schnellen Zugriff unabhängig vom Endgerät ermöglicht“, sagt auch Jürgen Jahn, Senior Consultant Technical - Project Manager bei DXC Technology Deutschland Consulting. Er empfiehlt darüber hinaus, bei hybriden Strukturen ausreichend interne Leistungsreserven vorzuhalten, damit bei Nichterreichbarkeit oder Überlastung der Cloud-Komponente die Usability gewährleistet ist. Auch Flexibilität und Skalierbarkeit seien wichtige Faktoren für den erfolgreichen Betrieb von Virtual Desktop Services.
Wer Virtual Desktop Services aus der eigenen Infrastruktur anbietet, muss außerdem selbst für eine hohe Verfügbarkeit sorgen. „Die Bereitstellung als dedizierte Lösung sollte über zwei Rechenzentren aufgebaut werden und erfordert deshalb eine Mindestmenge an Server-Hardware“, betont Kai Kielhorn, Head of Digital Workplace bei Atos Deutschland. „Das erfordert ein verhältnismäßig hohes Grundinvestment und zieht Betriebskosten nach sich - unabhängig von der tatsächlichen Auslastung des Services.“ In den vergleichsweise hohen Investitionskosten sieht auch Fujitsu-Manager Diestel den größten Nachteil einer selbst betriebenen Virtual-Desktop-Infrastruktur: „Die kundeneigene Virtualisierungs-Infrastruktur veraltet mehr und mehr, regelmäßige Investitionen in Hardware, aber vor allem in neue Versionsstände der Virtualisierungs-Software werden notwendig.“
Kai Kielhorn
Kai Kielhorn
Head of Digital Workplace bei Atos Deutschland
https://atos.net
Foto: Fotografie Momtschew
„Im besten Fall gibt es für jede Anwendung einen entsprechenden Verantwortlichen, der die Kompatibilität und den Lifecycle der Anwendung sicherstellt.“
Neben der allgemeinen Verfügbarkeit von virtuellen Desktops spielt laut Atos-Experte Kielhorn vor allem die Bereitstellung der Applikationen eine große Rolle: „Im besten Fall gibt es für jede Anwendung einen entsprechenden Verantwort­lichen, der die Kompatibilität und den Lifecycle der Anwendung sicherstellt.“ Auch die halbjährlichen Release-Zyklen, die Microsoft mit Windows 10 und Windows Server 2016 eingeführt hat, stellt viele Anwender vor Herausforderungen. „Dies erfordert bei allen größeren Unternehmen die Einführung eines Change- und Release-Managements und der dazugehörigen Testumgebung“, so der Atos-Manager.
Virtual Desktop Services (Auswahl)

Anbieter / Produkt

Bereitstellung:
On-Premise /
Private Cloud / Public Cloud

Leistungsumfang

Atos / Digital Workplace

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Unified Endpoint Management, Bereitstellung und Management von physischen Desktops, Unterstützung von Virtual-Desktop-Methoden wie Published Desktops und Published Applications. Bereitstellung über Client- oder Terminal-Server-Betriebssysteme, On-Premise beim Kunden, als Cloud-Service oder aus Atos-Rechenzentren verfügbar

Axians / Virtual Desktop Services

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Virtual Desktop Services auf Basis von Microsoft und Citrix, ergänzt um eigene Services und Tools inklusive Cloud- und Lizenzmanagement; Bereitstellung von Virtual-Desktop-Lösungen als Managed Service inklusive Konfiguration, Patchmanagement, Administration und Betrieb

Cancom / Virtual Workplace Solutions

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Zentrale Bereitstellung von Arbeitsplätzen, hoher Automatisierungsgrad, Unterstützung von Tablets und Smartphones (Mobility Pack), CAD/CAM-Desktops

Citrix / Workspace

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Identitäts- und Zugriffsmanagement für Desktops und Anwendungen inklusive Single Sign-on, sicherem Browser und Zugriffsanalyse; Bereitstellung von Desktops sowie Windows-, Linux- und Web-Anwendungen 1)

DXC Technology / Virtual Desktop and Application Services

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Überführung von Desktops in Cloud- oder hybride Szenarien, individuelle und ganzheitliche Betrachtung der Kundensituation inklusive Security und Compliance, bestehender Tools und Infrastrukturen sowie des Reifegrads der Organisation

Fujitsu / Virtual Desktop Service

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Managed Service von Virtual Desktops On-Premise auf Basis von Citrix oder VMware inklusive Beratung, Design und Implementierung; standardisiertes, Fujitsu-eigenes cloudbasiertes Angebot (virtual Desktop and Application Services, vDaaS)

Microsoft / Windows Virtual Desktop

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Einrichtung und Bereitstellung virtueller Windows-10- und Windows-7-Desktops aus der Azure Cloud; Bereitstellung von Office 365 und Integration von lokalen Instanzen über Remote Desktop Services möglich

VMware / Workspace ONE

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Einheitliche Verwaltung von Endpunkten inklusive mobiler Geräte und Anwendungen; anwender- und gerätebasierte Zugriffsverwaltung, Einbindung von Anwendungen; Analyse von Geräte-, Anwendungs- und Nutzerdaten; automatisierte Verwaltung, kontinuierliche Risikoüberwachung, kontextbasierte Workflows

● ja   ○ nein   1) nur Workplace Premium Plus
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