Virtuelle Rechner machen Nutzer unabhängig

Umgebungen im Vergleich

von - 12.08.2019
Mobiler Arbeitsplatz
(Quelle: "D21 Index 2018/2019" )
Als Plattformen für virtuelle Desktops kommen im Wesent­lichen Lösungen von Citrix, Microsoft und VMware infrage, auf denen auch die Angebote von Providern und Integratoren basieren.
Citrix offeriert mit Virtual Apps und Desktops (vormals Xen­App und XenDesktop) eine Virtual Desktop Infrastructure, die sich sowohl im eigenen Rechenzentrum als auch in der Public Cloud betreiben lässt. Mit dem Cloud-Service Citrix Workspace bietet das Unternehmen außerdem über die reine Bereitstellung von Betriebssystem und Applikationen hinaus eine Verwaltungsumgebung an, die Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) und mobile Apps integriert, Single Sign-on für alle Applikationen beherrscht und Sicherheitsfunktionen enthält, die unter anderem gegen Keylogger, Passwortdiebstahl und andere Angriffe schützen sollen. Auf der Firmenmesse „Sy­nergy“, die im Mai 2019 stattfand, hat der Hersteller außerdem ein Desktop-as-a-Service-Angebot angekündigt, das einen kompletten Arbeitsplatz aus der Cloud enthalten soll. Es wird zunächst allerdings nur über Microsoft Azure verfügbar sein.
In Microsoft-Umgebungen lassen sich virtuelle Windows-Instanzen schon seit mehreren Jahren betreiben. Allerdings war dazu eine teure VDA-Lizenz (Virtual Desktop Access) notwendig, weshalb sich das Konzept keiner allzu großen Beliebtheit erfreute. Microsoft bietet nun mit Windows Virtual Desktop eine Alternative aus der firmeneigenen Azure-Cloud. Seit März dieses Jahres kann der Service in einer Vorschauversion getestet werden. Noch in diesem Jahr soll er allgemein verfügbar sein.
Neben der Bereitstellung von Windows-7- und Windows-10-Desktops sowie von Office 365 bietet er eine einheitliche Verwaltungsplattform für Clients und Server sowie Apps. Das Angebot unterstützt Remote Desktop Services (RDS), lässt sich also auch in Kombination mit virtuellen Desktops betreiben, die aus dem eigenen Rechenzentrum zur Verfügung gestellt werden. Neben den er­forderlichen Lizenzen für Windows 10 und Windows 7 Enterprise sowie einer RDS-Client-Zugriffslizenz mit Software Assurance ist für den Einsatz von Windows Virtual Desktop eine Azure-Active-Directory-Instanz vonnöten, die mit dem eigenen Windows Server Active Directory synchronisiert werden muss. Virtuelle Computer dürfen nicht über Azure AD, sondern nur über eine Standarddomäne oder ein Hybrid AD eingebunden werden. Während der Vorschauphase werden alle Instanzen über Server in den USA verwaltet, mit der allgemeinen Verfügbarkeit sollen dann auch andere Regionen für das Hosten der Verwaltungslösung gewählt werden können.
Michael Weber
Michael Weber
Manager Systems Engineering, End-User-Computing Germany bei VMware
www.vmware.com
Foto: VMware
„Idealerweise sind die benutzten Datenservices hinter einer Virtual-Desktop-Applikation schnell erreichbar und zuverlässig, um eine gute User Experience zu gewährleisten.“
VMware bietet mit Horizon 7 und der Horizon Cloud Software und Services zur Bereitstellung von virtuellen Desktops und Anwendungen. Mit Workspace ONE gibt es außerdem eine einheitliche Verwaltungsoberfläche, die alle Anwendungen aus On-Premise- und Cloud-Ressourcen integriert und auf beliebigen Endgeräten zur Verfügung stellt. Zukünftig will das Unternehmen auch die Windows Virtual Desktops in diese Umgebung einbinden. Optional lassen sich virtuelle Desktops zwischen On-Premise und der Cloud verschieben. „Das ermöglicht es Kunden, die virtuellen Arbeitsplätze jederzeit flexibel dort zu betreiben, wo es zum Verfügbarkeitskonzept, den Unternehmensrichtlinien oder zur Nähe der
Geschäftsanwendungen am besten passt“, erklärt VMware-Manager Weber.
Die richtige Strategie
Laut Matthias Frederick, Managing Partner Digital Infrastructure and Workplace Consulting bei DXC Techno­logy Deutschland Consulting, sollten Unternehmen bei der Einführung von Virtual Desktop Services folgende Aspekte berücksichtigen:
1. Cloud-Fähigkeit: Applikationen, die über den virtuellen Desktop bereitgestellt werden, sollten auch dann cloud­fähig sein, wenn die Auslieferung aus dem eigenen Rechenzentrum erfolgt.
2. Container-basierte Infrastruktur: Auch bei diesem Punkt spielt die prinzipielle Cloud-Fähigkeit der Virtual Desktop Services eine Rolle. Wenn sich ein Unternehmen generell für die Cloud als strategische Umgebung entscheidet, dann sollten Anwendungen Tool-basiert verlagerungsfähig sein.
3. Standardisierte Schnittstellen: Proprietäre Schnitt­stellen und Formate können den Austausch von Daten und Metainformationen erschweren oder gar verhindern.
4. Sichere Kommunikationsprotokolle und -verfahren: Neben den Endgeräten und Anwendungen sind auch die Transportwege abzusichern.
5. Unabhängigkeit von Endgeräten: Applikationen, die nur auf ganz bestimmten Hardware-Plattformen lauffähig sind, schränken deren Nutzbarkeit ein und können durch die rasante Entwicklung im Hardware-Bereich schnell obsolet werden.
6. Bereitstellung von Services: Welches Provisionierungssystem ist das beste, wie kann es in das Portfolio eines Cloud-Providers eingebunden werden und welchen Grad der Automatisierung möchte man erreichen? Das sind einige der Fragen, die man sich vor der Wahl einer Virtual-Desktop-Lösung stellen sollte.
7. Definition von Berechtigungen: Eine Migration zu vir­tuellen Desktops sollte nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch gut vorbereitet sein. Man sollte klar abgrenzen, wer was darf und wer nicht. Es sollten verbindliche Regelungen getroffen werden, die vom Einkauf über die Rechtsabteilung bis zum Endanwender alle einbeziehen. Die Regeln sind regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls an veränderte Wettbewerbsbedingungen oder Geschäftsmodelle anzupassen.
8. Entwicklung neuer Arbeitsmodelle: Unternehmen sollten die Chancen der virtualisierten Desktop­-Umgebungen nutzen und bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen und Arbeitszeit umdenken. Nur weil man einen Mitarbeiter nicht mehr jeden Tag sieht, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass er nicht dennoch einen großen Mehrwert für das Unternehmen darstellen kann.   Unternehmen sollten klären, was „Erfolg“ für sie bedeutet und wie Arbeitsleistung unabhängig von physischer Präsenz gemessen werden kann.
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