Kommentar

Virtualisierungs-Pionier wird Cloud-Company

von - 05.02.2020
VMware
Foto: Mathias Vietmeier
Virtualisierungsmarktführer VMware setzt voll auf die Cloud. Jedoch nicht mit etwas Neuem, sondern mit einer Art Integrationsstrategie und mit Kooperationen im Cloud-Umfeld.
Dass die digitale Transformation von den Unternehmen ein ständiges Überprüfen ihrer Geschäftsmodelle erfordert, wenn sie überleben wollen, hat sich herumgesprochen.  Doch das ist leichter gesagt als getan, vor allem wenn man Marktführer auf einem Gebiet ist und mit einer innovativen Technologie sehr viel Geld verdient (hat). Sehr anschaulich macht diese Herausforderung das Beispiel VMware.
Mit seiner Technik der Aufspaltung von Servern im eigenen Rechenzentrum in mehrere „virtualisierte“ Einheiten schrieb der 1998 gegründete und heute zu Dell Technologies gehörende Konzern eine rasante, auch an der Börse höchst lukrative Erfolgsgeschichte. Die Virtualisierung öffnete die oft bis zu 80 Prozent nicht ausgelasteten Rechner für mehrere, parallel arbeitende Applikationen - was die Auslastung der vormals isolierten Server deutlich verbesserte und zugleich eine spürbare Kosteneinsparung bedeutete.
Die Virtualisierungstechnologie hat sich mit VMware an der Spitze auf breiter Front durchgesetzt. Andere Lösungen wie Citrix XenServer, KVM oder Microsoft Hyper-V entstanden etwa gleichzeitig, konnten sich aber nie mit dem Erfolg von VMware messen. Über ein Jahrzehnt war Virtualisierung eine dominante Technologie.

Container und Kubernetes

Doch mit dem Siegeszug von Containern, Microservices und der Orchestrierungsplattform Kubernetes scheint sich derzeit ein einfacherer - und billigerer - Weg für die Verteilung von Anwendungen in einem Unternehmen zu etablieren. Nachdem VMware eine Zeit lang diverse Erweiterungspfade für seinen geschäftlichen Erfolg gesucht hatte, hat es inzwischen auf diese Herausforderung reagiert. Nicht mit etwas grundsätzlich Neuem, sondern mit einer Art Integrationsstrategie und mit Kooperationen im Cloud-Umfeld: VMware tritt zum einen selbst als Anbieter von Container- und Kubernetes-Lösungen an. Mit dem „Tanzu“-Portfolio und mit „Project Pacific“, das bald als Beta verfügbar sein soll, will VMware seinen Kunden eine Zusammenführung seiner vSphere-Software mit Kubernetes anbieten, die es erlaubt, virtuelle Maschinen und Container auf derselben Plattform zu managen.
Zugleich positioniert sich VMware immer mehr als Cloud-Provider und als Partner anderer Cloud-Anbieter. So arbeitet man auf Kooperationsebene eng mit Microsoft Azure und mit Amazon AWS zusammen. Auf der „VMworld Europe“, die zuletzt im November in Barcelona stattfand, hat VMware Cloud etwa mit Schweden seine neueste AWS-Region angekündigt und damit die Anzahl der Regionen auf 17 erhöht.
Die SaaS-Lösung VMware HCX hat die Migrationsange­bote auf Third-Party-Anbieter ausgedehnt, darunter Red Hat, OpenStack, KVM und Hyper-V auf VMware Cloud on AWS. Die IaaS-Lösung vCloud Director ermöglicht das Erstellen von Private Clouds durch Zusammenfassung mehrerer Infrastrukturressourcen in virtuellen Rechenzentren, und Elastic vSAN soll die Unternehmen bei Skalierung und Migration von Storage-Daten und -Systemen unterstützen. Auf https://marketplace.cloud.vmware.com schließlich finden sich Angebote zur Migration einzelner Applikationen - inklusive  Open Source.
VMware hat mittlerweile so viele Cloud-Produkte, dass sie kaum noch zu überschauen sind. Ein wenig Ordnung in diese Vielfalt bringt die Website https://cloud.vmware.com. Sie sortiert die Lösungen in Rubriken ein wie „Migrate to the Cloud“ oder „Scale on Demand“. Mit VMware Cloud on Dell EMC, VMware Cloud on AWS und VMware Cloud Solutions on Azure hat VMware eine umfassende Palette an Migra­tionsangeboten für Unternehmen aufgefahren, die bisher noch gar nicht oder nur teilweise den Schritt in die Public Cloud gewagt haben. Der potenzielle Markt ist riesig.
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