Verschiedene Wege führen mit SAP in die Cloud

Das bringt SAP in der Cloud

von - 22.04.2021
Spesenabrechnung
Optimierte Prozesse am Beispiel Spesenabrechnung: Dank Standardprozessen für Verkauf, Einkauf und Fakturierung aus der Cloud können Firmen in Projekten effizient zusammenarbeiten.
(Quelle: All for One Group )
Warum aber sollten Firmen ihr SAP-System in die Cloud migrieren? Hier sind zunächst die üblichen Vorteile der Cloud zu nennen. Für Unternehmen entfallen Investitionen in die für SAP notwendige leistungsfähige Hardware, die damit verbundenen Wartungs- und Energiekosten sowie die Lizenzkosten für lokal installierte Software. Bezahlt wird für genau jene Dienste, die tatsächlich benötigt werden. Neue Nutzer lassen sich bei Bedarf einfach und flexibel hinzufügen oder wieder entfernen. Auch der Administrationsaufwand für den Betrieb der IT-Lösung entfällt, da der Cloud-Anbieter selbst etwa die Updates für die Software bereitstellt.
Zudem verbessert die Cloud in den meisten Fällen (Daten-)Sicherheit und Compliance. Bei Cloud-Providern gehören IT-Sicherheit und Compliance zum Kerngeschäft. Sie investieren sehr viel Geld in die Absicherung ihrer Cloud-Umgebungen, setzen aktuelle Sicherheitstechnologie ein und beschäftigen ein größeres Team an Spezialisten, die ausschließlich Security-Maßnahmen umsetzen, überprüfen und anpassen. Ein weiterer Vorteil sind flexible Cloud-Modelle: Die Optionen reichen von der gehosteten Private Cloud über ein SaaS-Mietmodell inklusive Software-Lizenzen bis hin zum kombinierten Cloud- und On-Premise-Betrieb im eigenen Rechenzentrum.
„Durch die Migration von SAP in die Cloud können Firmen zudem den Code aufräumen und die Customizing-Exzesse mit verschiedenen individualisierten Versionen abschaffen. Sie haben die Chance, ihre Prozesse zu standardisieren und zu optimieren“, erklärt Mario Zillmann von Lünendonk & Hossenfelder. „Diese Standardisierung bringt auch einen Zeitgewinn beim Rollout von Anwendungen und der Aktualisierung von Funktionen. Neue Produkte und Services lassen sich binnen Wochen statt Monaten oder in Monaten statt Jahren in hoher Qualität auf den Markt bringen.“
Ein Beispiel: Mit einem cloudbasierten SAP-System lässt sich etwa schnell testen, inwieweit sich eine neue mobile Anwendung auf den Umsatz auswirkt. Mit einer On-Pre­mise-Version wären dafür mehrwöchige Testphasen nötig. Alles in allem sind Unternehmen mit einem Cloud-System flexibler, können schnell auf neue geschäftliche Anforderungen reagieren und bei Bedarf auch die Ressourcen beliebig skalieren.

Genaue Planung notwendig

Natürlich ist die Migration von SAP R/3 auf SAP S/4HANA in der Cloud alles andere als trivial. Denn hier handelt es sich um mehr als einen Release-Wechsel. Die neue SAP-Generation ist mit weitreichenden Veränderungen in den Bereichen Infrastruktur, Technologie und auch Prozessen verbunden. Bei der Verlagerung in die Cloud stellen zudem Themen wie Datentransfer, Schnittstellen zu Systemen von Kunden, Mi­gration von Betriebssystemen oder auch von unternehmensspezifischen Prozessen oder Codes eine große Herausforderung dar. Das erfordert eine genaue Planung. „Viele Firmen sind aber relativ schlecht vorbereitet. Das geht schon beim Netzwerk los und der verfügbaren Bandbreite für die Verbindung zum Cloud-Rechenzentrum, in dem die SAP-Systeme laufen. Häufig sind die Leitungen zu niedrig dimensioniert und bilden gerade am Anfang des Projekts den Flaschenhals. Zeiträume für die Bereitstellung von Leitungen von bis zu drei Monaten sind nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel“, sagt Andrej Janekovic, Experte für Cloud-Lösungen und Senior Account Manager bei Arvato Systems. Er berät Firmen bei der Migration ihrer SAP-Systeme in die Cloud.
Andrej Janekovic
Andrej Janekovic
Senior Account Manager bei Arvato Systemswww.arvato-systems.de
Foto: Arvato Systems
„Das wichtigste Auswahlkriterium für den Partner ist die Erfahrung mit bisherigen SAP-Migrationen. Referenzprojekte anderer Kunden geben Hinweise darauf, ob und wie erfolgreich ein Projekt verlaufen ist.“
Vor der eigentlichen Planung sollten Firmen laut Janekovic folgende wichtige Fragen klären: Welche Geschäftsprozesse wollen wir optimieren? Welche Funktionalitäten werden gewünscht? Welche Ziele (unternehmensweit, abteilungsspezifisch) werden verfolgt? Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Migration? Welche Anforderungen werden an den Anbieter gestellt? Zudem empfiehlt er, versteckte Kostentreiber zu minimieren, vor allem für den internen Vorbereitungsaufwand.
„Diese Kosten sind abhängig von der Größe und Komplexität des Unternehmens, insbesondere vom Aufwand für die Anpassung der Schnittstellen an das neue Release oder von der Vorbereitung und ‚Entschlackung‘ der Altdaten für die Verlagerung in die Cloud. Hier sollten Firmen auch den Zeitpunkt der Migration und das Risiko einer verspäteten Migration in Betracht ziehen“, erläutert Andrej Janekovic. Angesichts des hohen Aufwands rät er den Firmen, für die Planung und Umsetzung der Migration ein eigenes Projektmanagement-Team aufzustellen. Es sollte aus Mitarbeitern der IT- und Fachabteilungen sowie der Geschäftsleitung bestehen. Das Team definiert die Ziele, Anforderungen und notwendigen Funktionalitäten und wählt die zu optimierenden Prozesse und den passenden Provider oder Partner aus. „Das wichtigste Auswahlkriterium ist hier die Erfahrung mit bisherigen SAP-Migrationen. Referenzprojekte anderer Kunden geben Hinweise darauf, ob und wie erfolgreich ein Projekt verlaufen ist. Idealerweise binden Firmen den Partner bereits in der Analysephase ins Projekt mit ein, damit er die Systeme kennenlernt und die Ziele versteht“, rät Andrej Janekovic.
Checkliste und Fragen für die Cloud-Migration
Die Migration einer SAP-Lösung in die Cloud ist nicht trivial. Unternehmen sollten diesen Schritt daher genau planen. Hier eine Checkliste mit den wichtigsten Fragen für die Vorbereitung:
  • Wie genau passen SAP S/4HANA oder eine andere Cloud-Lösung von SAP zu unserer Geschäftsstrategie?
  • Welche Ziele (unternehmensweit, abteilungsspezifisch) verfolgen wir? Welche Geschäftsprozesse wollen wir optimieren?
  • Welche SAP-Funktionalitäten werden wir benötigen?
  • Wann ist der geeignete Zeitpunkt für eine Migration?
  • Wie sieht der technische und fachliche Migrationspfad aus? Wollen wir eine reine Migration der bestehenden Systemlandschaft in die Cloud? Oder geht es um ein Re-Design der Prozesse in Richtung standardisierter Prozesse?
  • Setzen wir auf eine Multi-Vendor-Cloud-Strategie?
  • Welches SAP- und/oder Hyperscaler-Lizenzmodell ist für uns das richtige?
  • Wie hoch sind die möglichen Kosten für den Betrieb der SAP-Systeme in der Cloud?
  • Übernehmen wir den Betrieb der SAP-Systeme in der Cloud selbst oder übernimmt das ein Dienstleister?
  • Wird unser Betriebssystem in der Cloud weiterhin unterstützt, oder müssen wir es wechseln oder upgraden? Inwieweit müssen wir unsere Daten vorbereiten?
  • Welche Tools unterstützen eine schnelle Cloud-Migration?
  • Ist unsere Netzwerk-Bandbreite hoch genug für eine schnelle Verbindung zu den Cloud-Instanzen?
  • Welche Kriterien sind uns bei der Auswahl des Anbieters oder SAP-Partners wichtig? Was für Anforderungen muss er erfüllen?
Verwandte Themen