Strom sparen in Serverraum und Rechenzentrum

Weitere Maßnahmen

von - 02.08.2020
Beitrag der Luft
Beitrag der Luft: Auch eine konsequente Trennung von Kalt- und Warmluftgängen im Rechenzentrum kann den Stromverbrauch reduzieren.
(Quelle: Borderstep Institut)
Moderne Rechenzentren sind mit zahlreichen Mechanismen zur Erhöhung der Ausfallsicherheit ausgestattet. Dazu gehören unterbrechungsfreie Stromversorgungen, Aggregate, um im Notfall Strom erzeugen zu können, sowie in vielen Fällen redundant ausgelegte Systeme. Dadurch soll eine maximale Verfügbarkeit der IT-Infrastruktur garantiert werden. Diese Vorkehrungen haben sicher ihre Berechtigung, erfordern jedoch ihrerseits einiges an Energie für den Betrieb. Nach Ansicht des Borderstep Instituts sind aber „moderne Systeme bereits sowohl energieeffizient als auch ausfallsicher“. Durch ein am tatsächlichen Bedarf an Betriebssicherheit ausgerichtetes sowie modulares und skalierbares Konzept könne der Stromverbrauch oft deutlich gesenkt werden, ohne dass die Betriebssicherheit darunter leide.
Zu den weiteren wichtigen Maßnahmen gehört auch eine Konsolidierung der einzelnen Anwendungen auf den Servern und der dort gespeicherten Daten. Das Borderstep Institut empfiehlt unter anderem die Einführung einer internen Kostenstellenrechnung für die benötigten Anwendungen und den Storage. Es führe dazu, dass sich weitere Möglichkeiten zu Einsparungen auftäten, wenn jeder Bereich im Unternehmen die Kosten selbst tragen müsse. Selten benötigte Daten könnten darüber hinaus auf optischen Speichermedien oder Magnetbändern abgelegt werden, die weniger Strom benötigen. Moderne Storage-Systeme verfügen zudem häufig über ein hierarchisches Speichermanagement (HSM), das etwa seit Monaten nicht mehr benötigte Dateien automatisch archivieren kann. Dies führe zu einer wesentlichen Entlastung der Serverspeicher und falle den Nutzern nur durch etwas verlängerte Zugriffszeiten bei lange nicht verwendeten Dateien auf.
Ralph Hintemann
Ralph Hintemann
Rechenzentrumsexperte beim Borderstep Institut
www.borderstep.de
Foto: Borderstep Institut
„Wenn sich die aktuelle Situation so fortsetzt, dann steigt der Energiebedarf der
Rechenzentren in den nächsten zehn Jahren weltweit um mehr als 60 Prozent an.“
Weitere Potenziale zur Einsparung von Energie bringt die Nutzung der Virtualisierungstechnologie. Moderne Server bieten oft genügend Leistung, um mehrere virtuelle Server darauf betreiben zu können. So ist es nach Angaben des Borderstep Instituts durchaus möglich, bis zu 20 ältere Server auf eine einzige leistungsstärkere Maschine umzuziehen. Auch ein Umstieg auf Thin-Client-Lösungen könne bis zu 50 Prozent der bisher benötigten Energie für Arbeitsplatz-PCs einsparen.

Fazit & Ausblick

Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz
Maßnahmenbündel: Bislang versuchen Unternehmen die Energieeffizienz ihrer Rechenzentren vor allem durch die Anschaffung energiesparender Systeme und eine Virtualisierung der Server zu erhöhen.
(Quelle: Netzwerk energieeffiziente Rechenzentren (n = 65) )
In den vergangenen Jahren sind die Stromkosten für den Betrieb von Rechenzentren deutlich gestiegen. Dabei gibt es bereits viele Möglichkeiten, den Bedarf zu senken und zumindest einen Teil der Kosten einzusparen. „Wenn sich die aktuelle Situation so fortsetzt, dann steigt der Energiebedarf der Rechenzentren in den nächsten zehn Jahren weltweit um mehr als
60 Prozent an“, warnt Ralph Hintemann, Rechenzentrumsexperte des Borderstep Instituts.
Konzepte, bei denen Server in Minen untergebracht oder mit viel Publicity im Meer versenkt werden, sind für die überwiegende Mehrheit der über 50.000 Rechenzentren in Deutschland jedoch keine adäquate Lösung. Weit wichtiger ist es, die eigenen Einsparpotenziale vor Ort im Unternehmen zu erkennen und konsequent zu nutzen. Als Ausgangspunkt dafür sind Leitfäden hilfreich, wie sie unter anderem vom Netzwerk energieeffiziente Rechenzen­tren, dem Borderstep Institut und dem Digitalverband Bitkom veröffentlicht wurden.
Verwandte Themen