Standards für die Industrie 4.0

Telekom, SAP und die Konkurrenz aus den USA

von - 29.10.2015
Das führt zum Auftritt der Deutschen Telekom und SAP. Sie haben ein Konsortium gegründet, das „einfach, pragmatisch und schnell (...) De-facto-Standards“ schaffen will, so Reinhard Clemens, Geschäftsführer von T-Systems und Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom. Auch die Telekom und SAP handeln im Auftrag der Bundeskanzlerin.
Industrie 4.0: Die Hannover Messe 2015 bildete den Auftakt für die Plattform Industrie 4.0.
Industrie 4.0: Die Hannover Messe 2015 bildete den Auftakt für die Plattform Industrie 4.0.
(Quelle: Deutsche Messe )
Der Fokus des Konsortiums liegt auf dem Schutz der in der Cloud gespeicherten Daten. Immerhin müssen deutsche Datenschutzrichtlinien erfüllt werden. Und weil sich die Bundesregierung mit der Industrie 4.0 den kleinen und mittelständischen Unternehmen zuwendet, gehört deren größte Sorge, der Datenschutz, bevorzugt behandelt.
Telekom-Vorstand Clemens orientiert sich aber über die Grenzen Deutschlands hinweg. Schließlich ist Deutschland eine Exportnation. Und als diese darf sich Deutschland nicht auf sich selbst konzentrieren, sondern muss sich international einigen.

Konkurrenz aus den USA

Als Gegenentwurf zu Industrie 4.0 wird gern das Industrial Internet Consortium, kurz IIC, gehandelt. Es sei, wie manche sagen, die US-amerikanische Antwort darauf. Das stimmt aber nicht. Gegründet wurde das IIC zwar von AT&T, Cisco, GE, IBM und Intel, alles US-amerikanische Schwergewichte, was vermutlich ausschlaggebend für die Fehlinterpretation ist. Das IIC ist aber nicht auf den US-Markt beschränkt. Mittlerweile haben sich der Non-Profit-Organisation sogar große deutsche Unternehmen angeschlossen, etwa Siemens und Bosch – und auch SAP.

So smart

Die vierte industrielle Revolution macht Fabriken zu pseudo-intelligenten Konglomeraten aus Maschinen. Alles schnattert miteinander, teilt Relevantes mit wie „Arbeit erledigt“ und „Bauteil übernehmen“, aber auch Belangloses wie „Mir ist langweilig“. Bauteile mutieren dabei zu Diven. Sie werden vom Zulieferer mit einem Chip versehen, auf dem maschinenverständlich Informationen zur Montage und Inbetriebnahme sowie Funktionstests gespeichert sind.

Das Bauteil verrät der Fabrik damit haarklein, wie es behandelt werden will. Stößt die Fabrik auf ein Problem, schnattert sie auch das ins Netzwerk – und wartet. Einen Wartungstechniker darf sie nämlich nicht anfordern, schließlich kann eine Auftragsvergabe nur durch eine juristische oder natürliche Person erfolgen. Den Menschen obliegt dann die Aufgabe, die Fehlermeldung zu sehen und den Auftrag zu erteilen. Sie werden zum Dienstleister für die Fabrik. Das ist smart.

Während das Projekt Industrie 4.0 Standards etablieren will, ist das Industrial Internet Consortium auf die Schaffung von Innovationen und neuen Use Cases ausgerichtet. Frameworks sollen definiert und entwickelt werden. Entsprechend dieser offenen Zielsetzung existieren bereits Pläne, die für Industrie 4.0 festgelegten Standards ins Industrial Internet Consortium einzubringen.
Ihre Arbeitsergebnisse will die Pattform Industrie 4.0 auf einem nationalen IT-Gipfel im November in Berlin präsentieren. Mit Referenzarchitekturen ist nicht vor Ende 2016 zu rechnen.
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