So begleiten Berater den digitalen Wandel

Mögliche Stolpersteine bei der Transformation

von - 16.06.2015
Unternehmen, die Wert auf eine erfolgreiche digitale Transformation legen, müssen mit aller Entschlossenheit vorgehen. „Halbherzig kann Digitalisierung nicht funktionieren“, warnt Matthias Mierisch. „Wer glaubt, die digitale Transformation im eigenen Unternehmen nebenbei umsetzen zu können, hat großes Potenzial zu scheitern.“ Ähnliche Töne schlägt Accenture-Geschäftsführer Clemens Oertel an. Er nennt „träge Entscheidungsprozesse, unzureichende Steuerung mangels Erfahrung im Unternehmen und immer wieder ungenügende finanzielle Ressourcenausstattung“ als weitere Stolpersteine.
Paul Lokuciejewski, Managing Consultant, Capgemini Consulting
Paul Lokuciejewski, Managing Consultant, Capgemini Consulting: „Es ist unerlässlich, eine integrierte Cybersecurity-Strategie für den sicheren Einsatz von neuen Technologien zu entwickeln.“
Eine träge und veränderungsresistente Organisation sei der größte Hemmschuh, legt sich Dagmar Bleilebens fest. „Eine Reihe von Handelsunternehmen beispielsweise haben den Einstieg in den Onlinehandel verzögert, um den stationären Handel nicht zu kannibalisieren. Der Effekt war, dass andere Unternehmen die Kunden im Internet übernommen haben und Läden der rein stationären Anbieter dann doch leer standen.“
Neben Halbherzigkeit führt womöglich auch mangelnde Sicherheit zum frühzeitigen Ende des Wandels. Stephan Osthues (IBM): „Die digitale Transformation kann nur gelingen, wenn nicht nur die Datennutzung eine neue Quantität und Qualität erreicht, sondern wenn auch bei den Themen Sicherheit und Datenschutz ein neues Kapitel aufgeschlagen wird.“ Dabei geht es nicht einmal nur um Kundendaten, sondern auch um die Unternehmensdaten. „In vielen Fällen stellen wir geradezu eine regelrechte Fahrlässigkeit und Leichtsinn im Umgang mit vertrauenswürdigen Daten fest. Dies gilt besonders für den wachsenden Einsatz mobiler, oft privater Smartphones und Tablets, die für den Zugriff auf betriebs­interne Datenbanken, Dokumente und Anwendungen genutzt werden und leider oft sehr leicht zu knacken sind.“
Ein typisch deutsches Phänomen seien die intensiven Diskussionen um Big Data und die Cloud, getrieben durch die „German Angst“, wie Christian Till Roga (T-Systems) analysiert. „Ein deutsches Unternehmen muss wahrscheinlich dreimal mehr für die Akzeptanz tun als ein amerikanisches“, führt er aus. Diese Stolpersteine müssten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wegräumen, damit Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht zurückfällt, gleichzeitig aber die individuellen Schutzbedürfnisse der Bürger geachtet werden.
Transformationsgestaltung
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Obwohl für Thomas Stöcker (NTT) bereits das Erkennen von Stolpersteinen einen kritischen Erfolgsfaktor darstellt, wird auch er konkreter. Zum Meistern des Wandels sei ein Umdenken in vielen Unternehmensbereichen nötig, Silodenken müsse aufgelöst werden. Die IT – mit großem Einfluss auf den zukünftigen Geschäftserfolg – dürfe nicht zum Selbstläufer werden. Agilität, die Fähigkeit, schnell Optimierungsbedarf zu erkennen und iterativ zu optimieren, sei für den Erfolg der Digitalisierung unerlässlich. Die Optimierung von „Time to market“ und „Time to decision“ sei extrem wichtig.
Nach Jens Wassermanns Analyse spielt die IT-Abteilung bei der digitalen Transformation einen wichtigen Part als Ideengeber. „Sie darf nicht mehr nur die Rolle des reinen Umsetzers einnehmen“, warnt er. Und die Transformation müsse für Akzeptanz im Unternehmen geeignet kommuniziert werden.
Stolpern können Unternehmen nach Ansicht von Paul Lokuciejewski, wenn sie keinen integrierten Cybersecurity-Ansatz fahren, keinen direkten Kundenkontakt pflegen und nur zögerlich SMAC-Technologien, Social, Mobile, Analytics und Cloud, einsetzen.
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