So begleiten Berater den digitalen Wandel

Start-up-Denken ist gefordert

von - 16.06.2015
Aber wo soll man die digitale Transformation beginnen? Welche Ansatzpunkte gibt es? Zum Beispiel das Kundenerlebnis, wenn es nach Christian Till Roga von T-Systems geht. Dazu müssen Unternehmen laut Roga herausfinden, was ihre Kunden wirklich als Verbesserung wahrnehmen und als Service spüren wollen. Daraus könnten sie dann die Digitalstrategie ableiten. Technische Plattformen, Konnektivität und Security seien unerlässlich – „aber Technologieauswahl sollte nicht der erste Schritt sein“.
Clemens Oertel, Geschäftsführer, Accenture Strategy
Clemens Oertel, Geschäftsführer, Accenture Strategy: "Die Unternehmensführung muss das Projekt konsequent vorantreiben."
Eine gehörige Portion Struktur empfiehlt Atos-Beraterin Dagmar Blei­lebens: „Zuallererst müssen die Abläufe und Systeme in den Unternehmen miteinander kommunizieren können.“ Das Ziel sei, alle relevanten Daten jederzeit verfügbar zu haben. Aus diesen verfügbaren Produkt- und Kundendaten ließen sich dann neue Services ableiten. „So kann beispielsweise ein Versicherungstarif für Autofahrer an das Fahrverhalten gekoppelt werden. Allerdings muss jedes Unternehmen prüfen, ob diese Services auch vom Kunden angenommen werden und Datenschutzvorgaben entsprechen“, relativiert Bleilebens die Idee des gläsernen Autofahrers.
Eine gute Basis stellt laut Clemens Oertel von Accenture ein Chancen-Risiko-Profil der Digitalisierung dar, das es zu erarbeiten gelte. Zu beantworten seien dabei verschiedene Fragen: Welche Verschlechterung meiner Wettbewerbsposition auf den einzelnen Stufen meiner Wertschöpfungskette riskiere ich im Fall von Nichtstun, mit welchem Risiko für meinen EBIT? Welche Wettbewerbsvorteile beziehungsweise EBIT-Poten­ziale kann ich mir erschließen, indem ich meine aktuellen Geschäftsmodelle digitalisiere? Welche Chancen bestehen, durch neue digitale Geschäftsmodelle Wachstum zu generieren? Die digitale Roadmap ließe sich im Anschluss daran vergleichsweise einfach festlegen.

Start-up-Mentalität ist hilfreich

Jens Wassermann und Matthias Mierisch sehen in der Start-up-Kultur einen Ansatz. „Es ist hilfreich für Unternehmen, sich eine gewisse Start-up-Mentalität zuzulegen, um Hemmnisse durch etablierte Strukturen zu überwinden“, findet Wassermann. „Mitarbeiter müssen zu eigenen Ideen, zu Innovationen ermutigt werden. Eine solche veränderte Projektkultur, ein gutes Stück Start-up-Denken – das hilft“, so Mierisch.
Die kreativen Zerstörer werden also nicht nur Ideengeber für neue Business-Modelle, sondern auch für die Unternehmens- und Projektkultur. Allerdings sollten sich die Unternehmen ihrer Stärken bewusst sein. Sie sollten prüfen, welche Kompetenzen sie selbst haben, und sich nach passenden Partnern für die Umsetzung umschauen, rät Jens Wassermann.
Dabei muss die Transformationsstrategie gar nicht haarklein ausgearbeitet und in einem Schwung umgesetzt werden. Anstatt einen Large-Scale-Ansatz zu fahren und groß zu denken, empfiehlt Stephan Osthues, kleinere Brötchen zu backen. Sein Rat: „Einfach anfangen. Es muss nicht gleich der ganz große Wurf sein.“
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