Das selbstfahrende Rechenzentrum

Software-defined

von - 14.04.2020
Höhere Produktivität und Konsolidierung der IT-Umgebung: Diese beiden Ziele haben für Unternehmen in der DACH-Region Priorität bei Investitionen in Data-Center-Services.
(Quelle: IDC, 2019 (n = 210), rundungsbedingt nicht 100 Prozent )
In einem sind sich die Rechenzentrumsexperten einig: Eine Automatisierungsstrategie lässt sich am besten mit einer IT-In­frastruktur umsetzen, die Software-defined ist.
In einem Software-defined Data Center (SDDC) wird eine Software-Ebene über die physischen Bestandteile gelegt, also die Server, Storage-Komponenten und Netzwerksysteme. Dadurch ist es möglich, den einzelnen Workloads weitgehend automatisch die benötigten IT-In­frastruktur-Services zur Verfügung zu stellen. Daher erhöht sich die Reaktionsgeschwindigkeit des Rechenzentrums. Außerdem lassen sich die Services besser den einzelnen Nutzern beziehungsweise Kostenstellen zuordnen.
„Mit Software-definierten Ansätzen für Rechenzentren lässt sich eine Automatisierung in vielen Fällen auf einfache Weise erreichen“, bestätigt Martin Rausche von VMware. Er weist allerdings auch darauf hin, dass die Mitarbeiter in Außenstellen ebenfalls auf Anwendungen und Daten im Firmenrechenzentrum und in der Cloud zugreifen wollen, und zwar ohne Verzögerungs­zeiten.
Das lässt sich mit einer weiteren Software-basierten Technik erreichen: SD-WANs (Wide Area Networks). Auch diese Weitverkehrsverbindungen müssen in ein Automatisierungskonzept eingebunden werden. Spezialisten für Netzwerk- und Data-Center-Infrastruktur wie VMware, Cisco, Dell, Extreme Networks und HPE haben Software-defined WANs bereits in ihre Rechenzentrums-Lösungen integriert.
Martin Rausche
Martin Rausche
Senior Executive Director SD WAN bei VMware EMEA
www.vmware.com
Foto: VMware
„Alle modernen Software-Lösungen für den Einsatz in Rechenzentren oder Netzwerken können inzwischen durch Software-Schnittstellen (…) angesprochen werden und von Skriptsprachen oder Auto­matisierungslösungen
genutzt werden.“

Ansätze der Hersteller

Wer sich auf die Suche nach passenden Lösungen für die Automatisierung des Betriebs von Rechenzentren begibt, sieht sich mit einer beeindruckend – oder auch erschreckend – großen Anzahl von Anbietern und unterschiedlichen Ansätzen konfrontiert.
Storage- und Server-Spezialisten wie NetApp, Brocade, Dell EMC, HPE und Fujitsu haben das Thema ebenso aufgegriffen wie Anbieter, die aus der Netzwerkecke kommen. Dazu zählen beispielsweise Arista, Cisco, Extreme Networks und Juniper Networks. Aber auch Unternehmen aus dem IT-Management- und Open-Source-Umfeld wie BMC und Red Hat beziehungsweise IBM haben eigene Lösungen für die Automatisierung von Rechenzentren und Cloud-Infrastrukturen in petto.
Zu den interessantesten Neuentwicklungen zählt das Projekt Magna von VMware. Bei ihm kommen Algorithmen für Künstliche Intelligenz beziehungsweise Machine Learning zum Einsatz. Die Algorithmen lernen anhand von Daten, welche Parameter geändert werden müssen, damit die IT-Umgebungen optimal funktionieren. Derzeit befindet sich Magna noch im Teststadium. Ein erstes Einsatzfeld ist die Optimierung der Lese- und Schreibgeschwindigkeit von vSANs (Virtual Storage Area Networks).
Der Netzwerkspezialist Cisco hat mit der Application Centric Infrastructure (ACI) eine Software-basierte Netzwerkinfrastruktur für Software-defined Data Center entwickelt. Das SDDC lässt sich sowohl mit Produkten von Cisco als auch mit Open-Source-Lösungen wie Ansible, Puppet oder Python automatisieren.
Insgesamt erfolgt die Automatisierung von Rechenzentren auf vier Ebenen: Applikation, Künstliche Intelligenz für den Betrieb, Infrastruktur und Intelligent Infrastructure. Dabei gewährleistet die Lösung, dass ein Netz nach den vom Anwender definierten Regeln automatisch an jeder Stelle bereitgestellt wird, inklusive Private und Public Clouds.
Doch Rechenzentren werden in der Praxis vor allem für Applikationen betrieben. Diese können lokal, verteilt oder in der Cloud residieren. Anwendungen automatisch an den richtigen Orten und mit den richtigen Ressourcen bereitzustellen, ist Aufgabe von Cisco AI Ops Layer. Neben einer Container-Plattform von Cisco ist zudem die CloudCenter Suite ein Teil der Lösung. Die Suite stellt die Anwendungen bereit und übernimmt auch die Abrechnung der genutzten IT-Ressourcen.
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