Wie sich SAP mit HANA neu erfunden hat

SAP und der Weg in die Cloud

von - 24.03.2017
Software von SAP fällt traditionsgemäß in die Kategorie „besonders geschäftskritisch“. Ausfälle bei einem oder mehreren der ERP-Programme können in der Tat zu deutlichen Geschäftseinbußen oder zu einem Crash des Unternehmens führen. Daher ist der Gedanke weit verbreitet, dass SAP-Anwendungen zu den letzten gehören, die ein Unternehmen in die Cloud verlagern sollte. Dafür werden häufig technische Argumente vorgebracht, aber auch psychologische.
Zwar haben Integratoren wie Accenture, Capgemini, Deloitte, IBM oder TCS bewiesen, dass es nur wenige oder gar keine technischen Hindernisse dafür gibt, SAP-Lösungen in einer Cloud-Umgebung laufen zu lassen. Dennoch haben sich viele Anwender nicht gerade darum gerissen, den Weg in eine der Cloud-Formationen anzutreten. Bedenken bezüglich Sicherheit und Regulierung gewannen in der Regel die Oberhand.
Bill McDermott
Vorstandssprecher von SAP
www.sap.com
Foto: SAP
„Wir haben unseren ­Zielmarkt vergrößert, ­herausragende Unter­nehmen übernommen und mit SAP S/4HANA ­eine neue ERP-Genera­tion entwickelt.“
Insofern ist es von SAP-Seite mehr als konsequent, selbst den Weg in die Cloud anzusteuern und den Kunden dazu eine ausgefeilte Technik und viele Übergangsstrategien an die Hand zu geben. Dabei hat man zunächst selbst zur Verwirrung bei den Kunden beigetragen. Erst mit S/4HANA ist ein klarer strategischer Weg vorgezeichnet. Die Analystin Liz Herbert von Forrester Research kommt im Report „SAP Customers Have Four Paths To The Cloud“ im vergangenen November zu folgendem Urteil: „Die ersten zögerlichen Schritte von SAP in die Cloud-Produktstrategie waren nur zum Teil erfolgreich. Selbst SAP-CEO Bill McDermott musste zugeben, dass der Hersteller hier einige Herausforderungen zu überwinden hatte.“
Neben On-Premise-Möglichkeiten gibt es die HANA Cloud Platform (HCP). Diese Platform as a Service (PaaS) ist als Erweiterung zu bestehenden Produkten zu sehen, nicht als Weg, diese in die Cloud zu bringen. Add-ons und Extensions können mit Java, JavaScript und HTML5 gebaut werden, oder man besorgt sie sich über einen Marktplatz, auf dem es mehr als 1000 Applikationen von SAP-Partnern gibt.
Die HANA Enterprise Cloud (HEC) wiederum ist eine von SAP gemanagte Cloud-Plattform. Damit können bestehende SAP-Anwendungen wie die Business Suite und das Business Warehouse (BW) cloudfähig gemacht werden. Laut Forrester unterstützt SAP derzeit Hunderte von Kunden mit HEC.
S/4HANA ist das jüngste Cloud-Produkt von SAP. Allerdings bildet die S4/HANA-Cloud noch längst nicht alle Funktionen und Bereiche der klassischen ERP-Suite von SAP ab. Für den größeren Teil müssen Kunden noch auf Cloud-Optionen warten. Bisher gibt es Subskriptions-Versionen erst für Finance, Logistics und Marketing.
Neben HANA hat SAP weitere SaaS-Anwendungen im Portfolio, meist sind sie über Akquisitionen hereingekommen. Dazu zählen SAP Ariba, Concur und Fieldglass sowie SAP SuccessFactors for HR und SAP Hybris Commerce Cloud Edition. Außerdem sind Cloud-Optionen von Partnern zu erwähnen, die von SAP unterstützt werden – entweder als Do-it-yourself-Cloud-Plattformen wie Amazon AWS, IBM Cloud oder Virtustream, das heißt, dass Kunden der SAP Business Suite ihre bestehenden Anwendungen in eine Nicht-SAP-Cloud verschieben können. Ma­naged HANA-Angebote gibt es darüber hi­naus von HPE, IBM, NTT Data, T-Systems oder Virtustream.
S/4HANA: Anwenderbeispiel
Um den Nutzen von S/4HANA zu veranschaulichen, stellt SAP im Internet Beispiele für den praktischen Einsatz vor, etwa den industriellen Dienstleister Weig aus Mayen in der rheinland-pfälzischen Vulkaneifel. Dessen Geschäftsmodell besteht darin, Altpapier zu sammeln, da­raus Verpackungskarton oder Gipskarton zu fertigen und bedruckte Kartonverpackungen zu liefern.
Den Wechsel zu SAP S/4HANA begründet Marco Schüller, Leiter der IT-Applikationen bei der Weig-Gruppe, mit mangelnder Performance des alten SAP ECC 6.0: „Das SAP Business Warehouse lieferte Zahlen erst mit großem Verzug.“
Für einen möglichst reibungslosen Wechsel baute Weig ein isoliertes Sandbox-System auf, mit dem die Konvertierung geübt werden konnte. Darin eingeschlossen war ein Prüfprogramm von SAP, das den Custom Code und die kundenspezifischen Einstellungen daraufhin testete, ob sie auch in der SAP-S/4HANA-Landschaft tadellos funktionieren würden. Dennoch: „Die Customer-Vendor-Integration, also die Zusammenführung von Kunden und Lieferanten, hat (…) nicht auf Anhieb funktioniert“, so Schüller.
Bei diesen und ähnlichen Problemen erhielt Weig aber über die neuen Service-Pakete namens SAP S/4HANA Value Assurance umgehend Unterstützung. „Der Vorteil liegt im direkten Draht zum Entwickler bei SAP“, sagt IT-Leiter Schüller, „das beschleunigt die Lösung von Problemen enorm.“
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