Die richtige All-IP-Strategie für Unternehmen

Highspeed-Verbindungen per Glasfaser-Technik

von - 14.01.2016
Vieles hängt von den Bandbreiten ab. Sprache fällt dabei mit 100 KBit/s pro Kanal im Gegensatz zu Daten und Anwendungen kaum ins Gewicht. Erklärtes Ziel vieler All-IP-Offensiven sind jedoch Unified Communication und Videokonferenzen, etwa über Microsoft Lync, wobei der Bandbreitenbedarf immens steigt.
Vodafone-Manager Bickel zufolge geht der Trend ganz deutlich zu Highspeed-Verbindungen. Die Kabelnetzanbieter wie Kabel Deutschland, Unity Media, Telecolumbus und Kabel BW sind dabei aktuell im Vorteil, weil sie Übertragungsraten von 200 oder sogar schon 400 MBit/s verfügbar machen können. Wie Eric Owen von IDC sagt, liefern sich Kabel und DSL allerdings immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das auf Vectoring und Glasfaser-Kupfer-Hybridtechnik basierende G.Fast mit Gigabit-Übertragungsraten lasse als Nachfolgestandard zu VDSL2 nicht mehr lange auf sich warten.
Zoltan Bickel
Zoltan Bickel
Director Enterprise Product Management bei Vodafone Deutschland
www.vodafone.de
„Die Nachfrage nach ISDN bei den neuen Anschlüssen tendiert gegen null.“
Swisscom hatte 2012 schon Giga-DSL von Huawei als Prototyp getestet und Zielbandbreiten von 1 GBit/s auf 100 m und über 500 MBit/s auf 200 m genannt, zusammen mit dem neuen Begriff Fiber to the Street (FTTS) für die Glasfaseranbindung von Kunden, wo FTTB/H – Lichtwellenleiter zum Gebäude (Building) / zur Wohnung (Home) – nicht möglich ist. Diesen Trend hat die Deutsche Telekom übrigens verpasst und daher bei VoIP über FTTB/H und HFC (Hybrid Fibre Coax) so gut wie keinen Anteil.

Sanfter oder harter Umstieg

Bei einem Wechsel auf IP-Telefonie stellt die benötigte Bandbreite für Unternehmen meist nur ein geringes Problem dar, weil diese in der Regel schnell verfügbar ist. Größere Investitionen können anfallen, wenn die im Unternehmen eingesetzten Switches nicht multimediafähig sind. Power over Ethernet (PoE) sollten die Geräte auch unterstützen, was für den Fall eines Stromausfalls einen Steckplatz weniger in einem Notstromaggregat bedeutet.
Dass nach einem Stromausfall bei VoIP die Telefonverbindung abbricht, während das alte analoge Netz seine eigene Stromversorgung hatte, ist ein häufiger Kritikpunkt. Laut Telekom-Pressesprecher Hafenrichter sei aber geplant, über eine Hardware-Komponente in der Vermittlungsstelle im IP-Netz einen analogen Anschluss zu simulieren, um diesen im Notfall mit Strom zu versorgen. Weitere Investitionen können auch für eine Firewall oder eine komplett neue TK-Anlage anfallen. Große Unternehmen haben als Telekommunikationssystem in der Regel spezielle Server im Einsatz, die meisten davon mit dem Unix-Derivat Asterisk. Diese Kommunikations-Server verfügen über Einschübe für Module mit Schnittstellen für Analog-, ISDN- und IP-Telefonie sowie für Faxgeräte und andere Anwendungen. Bei einer sanften Migration mit bestehender ISDN-Hardware ist die Anschaffung eines ISDN-, VoIP- oder Media-Gateways nötig, um beide Welten miteinander zu verbinden. Auf Carrier- oder ITSP-Seite ist der Netzübergang auch nötig, weshalb viele Experten gleich für die SIP-Trunking- oder Cloud-Variante plädieren. Probleme gibt es oft auch in der Kommunikation zwischen nicht kompatiblen Faxgeräten mit dem für Fax over IP (FoIP) geschaffenen T.38-Protokoll, weshalb auf beiden Seiten oft Gateways erforderlich sind. Zusätzlich erschweren Altlasten wie Alarmanlagen, Frankiermaschinen und Karten-Terminals den sanften Umstieg, sodass es naheliegt, gleich über eine All-IP-basierte UCC-Lösung nachzudenken.
Gerade größere Unternehmen mit Hunderten oder Tausenden von Telefonarbeitsplätzen entscheiden sich aber oft für die sanfte Migration, denn mitunter laufen noch Service- und Wartungsverträge für die bestehende Anlage. Die Preise von IP-Telefonen sind zwar kräftig gesunken, aber immer noch höher als die der ISDN- oder gar Analoggeräte. Etliche Unternehmen warten ab, bis die Preise weiter fallen – und investieren lieber in die erforderlichen Gateways.
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