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Outsourcing - Noch in oder schon out?

von - 16.09.2015
Outsourcing
Foto: Mathias Vietmeier
In Zeiten der Cloud stellt sich die Frage nach dem Sinn und Zweck von Outsourcing neu. Ein Kommentar von Hartmut Wiehr, dem Tech-Nodes-Kolumnisten von com! professional.
Vor nicht allzu langer Zeit galten Unternehmen als außerordentlich modern, wenn sie möglichst viel ihrer IT an einen Dienstleister vergaben, der mit der nötigen Expertise aufwarten konnte. Möglich machten das immer schneller werdende Netzwerkverbindungen und ausgefeilte Service Level Agreements (SLAs). Die Anwender selbst saßen natürlich immer noch an ihren PC-Arbeitsplätzen oder klinkten sich von außen mit mobilen Geräten ins Firmennetz ein.
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor mit Wohnsitz in Italien
Anbieter wie Unisys, Accenture, Computacenter oder IBM hatten sich den Ruf erworben, die IT für ihre Kunden zu betreiben, damit sich die auf ihre „Kernkompetenzen konzentrieren“ konnten. Warum auch nicht? Warum zum Beispiel muss ein Unternehmen wie BMW seine Kantinen selbst betreiben, wenn es spezialisierte Dienstleister viel besser (und billiger) tun können? Oder warum muss eine Firma ihre Produkte mit einem eigenen Fuhrpark an die Kunden ausliefern, wenn andere das viel besser (und billiger) erledigen können?
Standardargumente gegen IT-Outsourcing waren und sind: Die Dienstleister könnten ihre Versprechen nicht einhalten oder die Kontrolle über die Einhaltung der SLAs und die Kosten ginge mit der Zeit verloren. Firmen, die wie General Motors IT wieder zurückholen (Insourcing), gelten Kritikern als Beweis dafür, dass Outsourcing prinzipiell nicht klappt. Die aktuellste Begründung für die These„Outsourcing ist out“ liefern die Verfechter von Cloud-Szenarien.

Outsourcing vs. Cloud

Während bei Outsourcing die eigene IT lediglich an einen anderen Player übergeben wird, der an seinem Ort den exklusiven Betrieb fortführt, gehen Cloud-Ansätze von einem anderen Konzept aus: Spezielle Dienstleister wie Amazon AWS, Microsoft Azure, IBM SoftLayer oder Salesforce übernehmen die Durchführung einzelner IT-Aufgaben und eher selten die komplette IT-Infrastruktur – beim Kunden verbleiben größere oder kleinere IT-Bestandteile und alles soll billiger sein. Typisch für Cloud-Computing sind Mischformen, die ineinander übergehen: public, private oder hybrid.
Ob und wie die ausgelagerten IT-Komponenten auf extra zugeteilten physikalischen Servern und Storage Arrays oder auf virtuellen Maschinen und Speicherfragmenten betrieben werden, entzieht sich dem Kunden. Ohne virtuelle Abteile in ihrer Infrastruktur könnten Amazon und andere ihre Preise aber gar nicht realisieren. Salesforce hat deshalb für Kunden, die diesem Konzept nicht vertrauen, abgetrennte physikalische Server und Storages eingerichtet – hier verschwinden die Grenzen zwischen Public Cloud und Outsourcing.
Wer sich fürs Outsourcing von Infrastrukturen, Anwendungen (Software as a Service) oder Business-Prozessen entscheidet, verzichtet auf eigenes Know-how. Das aber muss auch und gerade im Zeitalter der Cloud kein Nachteil sein – die Beispiele, dass andere etwas besser können als man selbst, sind Legion. Warum etwa soll man nach seltenen (und teuren) Data Scientists für eine Festanstellung suchen, wenn man deren Qualitäten auch per Outsourcing-Vertrag buchen kann?

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