OpenShift ist wie ein modernes Betriebssystem

Partnernetz, Lock-in-Gefahr und der Stellenwert von OpenShift

von - 24.08.2017
com! professional: Wie viele Partner haben Sie bisher?
Herrmann: Es gibt weltweit etwa 100 zertifizierte Cloud-Anbieter, bei denen man Red-Hat-Produkte einsetzen kann. Allerdings ist OpenShift noch nicht überall verfügbar. Daran arbeiten wir aber. Wir stellen uns vor: OpenShift soll immer, wenn ein Kunde zu einem Cloud-Provider geht, das Standardisierungswerkzeug sein. Grundsätzlich ist es mit OpenShift heute schon möglich, schnell zu einem anderen Provider zu wechseln, wenn der bisherige Dienstleister ausfällt.
Wir bieten zum Beispiel eine Lösung, mit der man beständig Daten an andere Orte replizieren kann. Wenn tatsächlich mal an einer Stelle ein Ausfall passiert, dann hat man an einer anderen weiterhin Zugang zu den Daten. Aber der Teufel steckt im Detail: Performance-Verluste und Latenzen sorgen dafür, dass so etwas keine universelle Lösung ist.
com! professional: Wie könnte ein Ausweg aus diesem Dilemma aussehen?
Herrmann: Unsere Vision geht, schon aus Kostengründen, weniger in Richtung Disaster Tolerance als vielmehr hin zu hy­briden Cloud-Strukturen aus On-Premise-Rechenzentren und Multi-Cloud-Anbindungen. Wenn ein Provider zum Beispiel irgendwo schneller oder billiger ist, kann der Kunde locker zwischen Microsoft, Amazon, Google oder anderen wechseln. Allerdings sollte er aufpassen und sich nicht irgendwo fest binden lassen – denn in Cloud-Umgebungen aus einem Lock-in herauszukommen, ist keine Kleinigkeit.
com! professional: Wie groß ist die Lock-in-Gefahr denn?
Herrmann: Unsere Marktforschung zeigt: Der Druck, erste Erfahrungen mit der Cloud machen zu wollen, ist bei vielen Unternehmen sehr hoch, die Lock-in-Thematik wird da erst einmal nicht so wahrgenommen.
com! professional: Ist OpenShift hier ein Ausweg?
Herrmann: Ja, denn es bietet einen sicheren Migrationspfad für Hunderte von Workloads und Anwendungen, die auf Linux oder anderen Plattformen laufen. Es liefert einen Abstraktions-Layer mit allen möglichen Schnittstellen.
com! professional: Welchen Stellenwert hat OpenShift denn für Red Hat?
Herrmann: Ich würde sagen, OpenShift ist das neue Red Hat Enterprise Linux (RHEL). Es stellt die moderne Variante des Betriebssystems dar, mit der Konzepte wie Distributed Computing, Hybrid Cloud und Automatisierung umgesetzt werden.
com! professional:  Die meisten Unternehmen haben allerdings schon eine weit entwickelte IT – etwa mit Virtualisierungslösungen von VMware. Warum sollten die schon wieder einen Schwenk auf eine neue Technologie wie OpenShift vollziehen?
Herrmann: Wegen der veränderten Rolle der IT. In den meisten Ländern, insbesondere in Deutschland, wird die IT zwar noch immer häufig als nur unterstützende Funktion im Unternehmen gesehen, die nicht unbedingt zentral dafür ist, sich vom Wettbewerb abzuheben und Marktanteile zu erobern. Aber auch wenn „digitale Transformation“ inzwischen zu einem Buzz-Wort verkommen ist, man muss sich doch klar machen: Im Kern geht es darum, dass viele Produkte und Dienstleistungen – anders als früher – heute digital erbracht werden – zum Beispiel über mobile Anwendungen, APIs oder Hosted Services. Bei BMW heißt es nicht zufällig: Die Zukunft der Wertschöpfung in der Autoindustrie wird Software sein und nicht mehr Hardware und Services. Wir sehen diese Entwicklung in allen Branchen und in allen Industrien.
Früher ging es um Digitalisierung von Geschäftsprozessen, heute sehen wir neue Phänomene wie Produkte, die durch Software-Attribute definiert sind – zum Beispiel bei Tesla, dessen selbstfahrende, vernetzte Autos ganz stark auf Software basieren. Aufgrund solcher Entwicklungen werden viele Automobilmanager, besonders in Deutschland, ganz nervös, weil sie ihre klassische Geschäftsbasis gefährdet sehen.
Verwandte Themen