Neue Wege für schnelle Innovationen

Impuls für Jungunternehmen

von - 22.01.2020
Innovationsgaragen gibt es auch bei ti&m. Laut Björn Sörensen, der bei dem Züricher IT-Dienstleister als Head Innovation dafür zuständig ist, gehen von Unternehmen aus den verschiedensten Branchen Anfragen ein. „Das können etwa große Banken sein, die außerhalb ihres Legacy-Umfelds Erfahrungen mit einer neuen Technologie sammeln und Ideen möglichst effizient umsetzen wollen“, sagt Sörensen.
„Wir möchten unseren Kunden mit den Garagen eine Möglichkeit bieten, möglichst schnell Resultate erzielen zu können“, erläutert er das Konzept kurz und knapp. Etwas ausführlicher heißt das, dass die IT-Firma zusammen mit den Kunden innerhalb von vier bis zwölf Wochen, ausgehend von einer Idee ein funktionstüchtiges Minimum Viable Product (MVP) entwickelt. Besonders spannend sei das dann, wenn man das Potenzial einer neuen Technologie anhand eines spezifischen Cases verstehen und ausprobieren wolle.
Dass dies nicht nur für alteingesessene Unternehmen interessant sein kann, zeigt sich am Start-up Aidonic. Mit diesem realisierte ti&m kürzlich ein Blockchain-Projekt.
Björn Sörensen
Björn Sörensen
Head Innovation bei ti&m
www.ti8m.com
Foto: ti&m
„Unsere Kunden sollen mit Hilfe der Garage rasch Resultate erzielen.“

Digitale Spenden

Severiyos Aydin, der Gründer und CEO von Aidonic, rief Anfang 2013 die NGO „Aramaic Relief International“ ins Leben. Mit dieser engagiert er sich seither in der humanitären Hilfe für Kriegsopfer in Syrien, dem Irak und dem Südsudan. Der Gründer suchte nach einer Lösung, um Spender besser zu motivieren und die Transparenz zu gewährleisten. Dabei sollte der Spendenprozess möglichst ganz digita­lisiert werden. 2017 sei er auf die Blockchain gestoßen. Da es am Markt noch keine Lösung dafür gab, erstellte er ein eigenes erstes Konzept. Auf dieser Basis entwickelte er mit ti&m in einer Garage in nur rund zwei Monaten ein einsatzfähiges MVP.
Wie Sörensen erläutert, wissen Kunden zu Beginn einer Garage typischerweise bereits, welche Stoßrichtung sie zusammen mit ti&m verfolgen wollen. Je nachdem sei die Idee auch schon ausgereift - wie bei Severiyos Aydin von Aidonic. Er hatte bereits eine exakte Vorstellung vom Endprodukt und einen ersten Prototyp. So startete die Garage zunächst mit einem Brainstorming - die Innovationsgaragen orientieren sich auch bei ti&m an Design-Thinking-Konzepten. Dabei sind Sörensen zufolge viele Ideen zusammengekommen. „Wir mussten dann das Ganze erst einmal auf die Essenz herunterbrechen und das Alleinstellungsmerkmal bestimmen. Denn das ist es schließlich, was einen Mehrwert generieren kann“, so der Leiter der ti&m-Innovationsabteilung.
Das Konzept, das Aydin im Vorfeld skizzierte, besteht im Prinzip aus zwei Teilen: der „First Mile“ und der „Last Mile“. Bei der First Mile handelt es sich um ein traditionelles Crowdfunding, bei dem die Spendengelder gesammelt werden. In der Garage stellte sich laut Sörensen heraus, dass die Last Mile das Alleinstellungsmerkmal der Lösung ist, kombiniert mit der First Mile in einer Plattform.
Nach dem Crowdfunding wird vom Spendengeld die exakt gleiche Anzahl Token erstellt und direkt an Bedürftige geschickt, die sie etwa im Supermarkt oder im Krankenhaus einlösen können. Die Transaktionen werden über die Blockchain abgewickelt und dokumentiert. Aydins Hilfs­organisation bezahlt danach aufgrund der eingelösten Token direkt den Leistungserbringer. „So entsteht eine End-to-End-Transparenz, die einzigartig ist - der Prozess wird vom Spender bis zum Empfänger nachvollziehbar“, erläutert der Gründer.

Erfolgreicher Praxistest

Bei den Innovationsgaragen geht es ti&m in erster Linie nicht um den Gewinn, wie Sörensen durchblicken lässt - ähnlich klingt es auch bei SAP. „Häufig führen Garagen bei uns aber zu einem Folgeprojekt, weil man einen Ansatz vollständig ausbauen möchte“, erklärt ti&ms Innovationschef. Primäres Ziel der Garagen sei es, mit möglichst wenig finanziellem Aufwand Innovation zu beflügeln und schnelle Resultate zu erzielen. Das kommt auch Jungunternehmen entgegen. Aydin etwa fehlten kompetente Entwickler, um die Lösung intern zu bauen. Die Entscheidung zur Kooperation mit ti&m sei nicht zuletzt auch aus zeitlichen Gründen gefallen. „Dass wir unseren Investoren eine bereits getestete, funktionstüchtige Lösung zeigen konnten, war uns enorm wichtig.“ Diese Vor­gehensweise empfiehlt er daher auch anderen Unternehmern. „Eine Garage ist ideal für Start-ups, die weder die nötige technische Erfahrung noch die nötige Zeit haben, um eine Lösung selber zu entwickeln“, betont Aydin.
Mit dem MVP im Gepäck reiste Aydin im September nach Syrien. Wie er erzählt, hat die Lösung dort „einwandfrei funktioniert“. Im ersten Quartal 2020 soll das Go-live erfolgen. Bis dahin wird die Plattform um weitere Funktionen ergänzt und finalisiert.
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