Neue Herausforderungen bei der Digitalisierung

Im Gespräch mit Karel Dörner, Senior Partner bei McKinsey & Company

von - 07.12.2018
Karel Dörner
Karel Dörner: Senior Partner bei McKinsey & Company
(Quelle: McKinsey )
Welche Herausforderungen kommen 2019 auf deutsche Unternehmen zu? Darüber spricht com! professional mit Karel Dörner, Senior Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company und Digitalisierungsspezialist.
com! professional: Welche neuen IT-Trends werden Ihrer Meinung nach 2019 in den Vordergrund treten?
Karel Dörner: Ich gehe davon aus, dass die größten Entwicklungen rund um die Bereiche Analytics und Künstliche Intelligenz zu finden sein werden. Viel interessanter als die Nennung von Buzzwords ist aber die Frage, wie die Umsetzung etwaiger Systeme aussieht, und insbesondere, welchen Einfluss das alles auf die grundlegenden Strukturen von Organisationen hat.
Nehmen wir zum Beispiel KI-Spracherkennungssysteme für den Handel. Hier ist Potenzial, einen ganz neuen Verkaufskanal zu eröffnen. Der Einfluss davon zieht sich durch die ganze Branche und bedingt eben auch eine ganz neue Unternehmensarchitektur.
com! professional: Von welchen IT-Trends des Vorjahrs erwarten Sie, dass sie wichtiger werden?
Dörner: Ich finde es schwierig, mich nur auf das Vorjahr zu beschränken. Da sind eine Reihe Technologien, über die schon länger gesprochen wird, die alles auf den Kopf stellen können.
Quanten-Computing wird beispielsweise in den nächsten zwei, drei Jahren ein Riesenthema werden. Das Gleiche gilt für Blockchain: Es mangelt noch an den großen Anwendungsfällen, aber das wird nicht so bleiben. Die Technologie hat unheimlich viel Potenzial, wenn auch nicht für jede Branche in gleichem Maß. Ich denke, dass Augmented Reality vor einem Sprung steht. Das wird zwar seit einer gefühlten Ewigkeit bejubelt, doch der große Durchbruch steht noch aus. Aber bald kommen Devices auf den Markt, die die Technologie endlich massentauglich machen könnten.
com! professional: Vor welche Herausforderungen stellt das die Unternehmen in Deutschland?
Dörner: Die größte Herausforderung ist, technologische Innovation nicht nur durch die IT-Brille zu betrachten. Stattdessen bedingen die kommenden Entwicklungen, dass sich die Organisationen intern neu ordnen und deutlich agiler und flexibler werden. Die spannende Frage ist ja, wie bekomme ich einzelne Anwendungsfälle so in die Abläufe des Unternehmens integriert, dass Entscheidungen automatisiert werden?
Innovative Technologien werden häufig ausgebremst, weil hier und da immer noch manuelle Prozesse vor- oder nachgeschaltet sind. Da ist noch viel Luft nach oben, das gilt aber nicht nur für Deutschland.
com! professional: Was empfehlen Sie den Unterneh­men in Deutschland, die sich auf diese Entwicklung vorbereiten wollen?
Dörner: Dieser Wandel bedingt ja Mitarbeiter und vor allem Führungskräfte, die sich in agilen Teams zurechtfinden, in denen Techniker und Experten aus den Fachbereichen eng verzahnt zusammengebracht werden. Talente mit entsprechender Erfahrung sind in Deutschland leider rar gesät. Unternehmen sollten keine bloße Nabelschau betreiben, sondern sich auch außerhalb der Unternehmensgrenzen orientieren – Partnerschaften aufbauen oder mit Start-ups zusammenarbeiten, um ihre Innovations- und Digitalisierungsvorhaben zu beschleunigen. Denn langfristig hilft nur der Aufbau eigener Kapazitäten und Kompetenzen.
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