Die Maschinen werden immer menschlicher

Falsche Ansätze

von - 12.06.2018
Der Einsatz humanoider Roboter wirft aber auch eine ganze Reihe politischer und gesellschaftlicher Fragen auf. „Die Gesellschaft wird sich verändern, Arbeitsplätze werden verloren gehen“, warnt Tamim Asfour vom KIT, „wir müssen jetzt beginnen, diese Folgen zu diskutieren.“
Die Politik befasse sich zu wenig mit Zukunftsthemen, beklagt Asfour. „Vielleicht sollten die Politiker endlich einmal zuhören und die Wissenschaftler ernster nehmen.“ Nur wenn bereits jetzt die Weichen für die Entwicklung andersartiger Arbeitsplätze gestellt und die Ausbildungs- und Studiengänge reformiert würden, seien die Aufgaben zu bewältigen, so Asfour weiter. „In den vergangenen 20 Jahren hat sich nicht viel an den Lehrplänen und Lerninhalten geändert, das darf nicht so weitergehen.“
Alois Knoll von der TU München sieht eine neue Qualität vor allem in der Frage, inwieweit Roboter und KI-Systeme Entscheidungen treffen können und dürfen: „Die Gesellschaft muss sich darüber einig werden, ob man intellektu­elle Leistungen an Maschinen abtreten will oder nicht.“ Die Sorge, Roboter könnten in naher Zukunft die meisten menschlichen Arbeitsplätze übernehmen, kann Knoll nicht nachvollziehen: „Davon sind wir meilenweit entfernt. Es gibt heute noch nicht einmal vernünftige Bauroboter, obwohl sich in diesem Bereich viel automatisieren ließe.“ Roboter könnten vielmehr helfen, drängende gesellschaftliche Herausforderungen wie den Fachkräftemangel oder den demografischen Wandel in den Griff zu bekommen: „Wir führen eine völlig schräge Diskussion, wenn wir nur die Risiken betrachten.“

Fazit & Ausblick

Der Mensch ist in fast allen körperlichen Aspekten Mittelmaß. Er ist weder riesengroß noch winzig klein, kann nicht besonders schnell laufen, schlecht klettern und schwimmen, er hört und sieht nicht besonders gut und sein Riechvermögen ist im Vergleich zu anderen Säugetieren unterentwickelt. Warum sollten wir also Roboter nach unserem Ebenbild schaffen, die ebenfalls in keiner Disziplin wirklich Spitzenleistungen erbringen? Die Antwort ist so einfach wie naheliegend: Weil wir es können – oder zumindest gern können würden. Dabei ist der Nutzen humanoider Roboter zumindest in einer extrem menschenähnlichen Form fragwürdig. Am Fließband mögen geschickte Hände für einen Roboter von großem Vorteil sein, aber muss er auch noch reden und mit den Augen klimpern? In Hotels, Supermärkten, Seniorenzentren oder Krankenhäusern sind aufmerksame Roboter gefragt, die kluge Antworten und Hilfestellungen geben können,  doch müssen sie sich dazu auf zwei Beinen fortbewegen?
Können wir also überhaupt weitere Fortschritte bei der Entwicklung humanoider Roboter erwarten? Mit Sicherheit – allein deshalb, weil sich die Ergebnisse dieser Forschung auch für Spezialmaschinen einsetzen lassen. Ob aber humanoide Roboter wirklich einen reißenden Absatz finden werden, ist fraglich.
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