Die Maschinen werden immer menschlicher
Einsatzgebiete für Humanoiden
von Thomas Hafen - 12.06.2018
Hinzu kommt, dass die Welt, in der wir leben, zu großen Teilen auf menschliche Bedürfnisse und Dimensionen zugeschnitten ist. „Überall dort, wo sich ein Roboter durch eine von Menschen für Menschen gemachte Umwelt bewegt, sind humanoide Formen von Vorteil“, betont Alois Knoll vom Lehrstuhl für Robotik, Künstliche Intelligenz und Echtzeitsysteme an der TU München, der das Robotik-Forschungsprogramm ECHORD++ der Europäischen Union koordiniert. Humanoide Roboter können Treppen überwinden, passen durch Türen, haben die richtige Höhe, um Schränke zu öffnen und sind beweglich genug, um den Fußboden zu saugen oder den Fernseher abzustauben.
Diese Maschinen könnten zudem Aufgaben in Umgebungen übernehmen, in denen Menschen nur unter Lebensgefahr oder gar nicht operieren können. „Humanoide Roboter wären beispielsweise bei der Reaktorkatastrophe in Fukushima eine große Hilfe gewesen“, nennt Asfour ein Beispiel. „Auch für den Einsatz in der Raumstation ISS wäre ein Roboter in menschenähnlicher Form sehr vorteilhaft.“ Die Humanoiden müssten sogar nicht einmal notwendigerweise eine große kognitive Kompetenz mitbringen, sondern ließen sich beispielsweise direkt von einem Menschen intuitiv steuern – über ein sogenanntes Exoskelett, einen menschenähnlichen Käfig, über den sich Arm- und Beinbewegungen drahtlos auf einen Roboter übertragen lassen.
Das wird für die nächste Zukunft wohl das am weitesten verbreitete Szenario bleiben, denn von selbstständigem, planvollem Handeln sind aktuelle Roboter trotz aller Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz noch weit entfernt. Das zeigt ein Experiment, das vom Fraunhofer IPA in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt wurde. Der Assistenzroboter Care-O-bot musste dafür ein alltägliches Szenario bewältigen und einen Tisch abräumen. Im ersten Fall war er dabei auf sich allein gestellt, im zweiten wurde er über ein Exoskelett von einem Menschen gesteuert, der die Bild- und Kraftwahrnehmung des Roboters übermittelt bekam. „Mit menschlicher Hilfe bewältigte der Roboter die Aufgabe deutlich besser als ohne“, resümiert Hägele. „Der Mensch kann reflektieren, verschiedene Beobachtungsperspektiven einnehmen, improvisieren oder auf Erfahrungswerte zurückgreifen – all das fehlt einem Roboter heute noch.“