Die Maschinen werden immer menschlicher

Einsatzgebiete für Humanoiden

von - 12.06.2018
Hinzu kommt, dass die Welt, in der wir leben, zu großen Teilen auf menschliche Bedürfnisse und Dimensionen zugeschnitten ist. „Überall dort, wo sich ein Roboter durch eine von Menschen für Menschen gemachte Umwelt bewegt, sind humanoide Formen von Vorteil“, betont Alois Knoll vom Lehrstuhl für Robotik, Künstliche Intelligenz und Echtzeitsysteme an der TU München, der das Robotik-Forschungsprogramm ECHORD++ der Europäischen Union koordiniert. Humano­ide Roboter können Treppen überwinden, passen durch Türen, haben die richtige Höhe, um Schränke zu öffnen und sind beweglich genug, um den Fußboden zu saugen oder den Fernseher abzustauben.
Alois Knoll
Prof. Dr.-Ing. Alois Knoll
Lehrstuhl für Robotik,
Künstliche Intelligenz
und Echtzeitsysteme an
der TU München
http://www6.in.tum.de
Foto: TU München
„Die Frage ist nicht entschieden, ob der humanoide Roboter für die Nutzung im privaten Umfeld eine sinnvolle Lösung darstellt.“
Diese Maschinen könnten zudem Aufgaben in Umgebungen übernehmen, in denen Menschen nur unter Lebensgefahr oder gar nicht operieren können. „Humanoide Roboter wären beispielsweise bei der Reaktorkatastrophe in Fukushima eine große Hilfe gewesen“, nennt Asfour ein Beispiel. „Auch für den Einsatz in der Raumstation ISS wäre ein Roboter in menschenähnlicher Form sehr vorteilhaft.“ Die Humanoiden müssten sogar nicht einmal notwendigerweise eine große kognitive Kompetenz mitbringen, sondern ließen sich beispielsweise direkt von einem Menschen intuitiv steuern – über ein sogenanntes Exoskelett, einen menschenähnlichen Käfig, über den sich Arm- und Beinbewegungen drahtlos auf einen Roboter übertragen lassen.
Das wird für die nächste Zukunft wohl das am weitesten verbreitete Szenario bleiben, denn von selbstständigem, planvollem Handeln sind aktuelle Roboter trotz aller Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz noch weit entfernt. Das zeigt ein Experiment, das vom Fraunhofer IPA in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt wurde. Der Assistenzroboter Care-O-bot musste dafür ein alltägliches Szenario bewältigen und einen Tisch abräumen. Im ersten Fall war er dabei auf sich allein gestellt, im zweiten wurde er über ein Exoskelett von einem Menschen gesteuert, der die Bild- und Kraftwahrnehmung des Roboters übermittelt bekam. „Mit menschlicher Hilfe bewältigte der Roboter die Aufgabe deutlich besser als ohne“, resümiert Hägele. „Der Mensch kann reflektieren, verschiedene Beobachtungsperspektiven einnehmen, improvisieren oder auf Erfahrungswerte zurückgreifen – all das fehlt einem Roboter heute noch.“
EU-Förderung für Roboter: Der European Coordina­tion Hub for Open Robotics Development hat zum Ziel, marktfähige Automatisierungstechniken zu entwickeln.
Das ECHORD++-Programm
Das EU-geförderte Programm ECHORD (European Clearing House for Open Robotics Development, 2009–2013) sollte Robotikforschung und Industrie besser vernetzen und wissenschaftliche Erkenntnisse für Unternehmen nutzbar machen.
Das Instrument dafür – schnell und unbürokratisch umsetzbare Projekte („Experimente“) mit kurzen Laufzeiten und relativ kleinen Fördersummen – erwies sich als so erfolgreich, dass es in andere EU-Programme übernommen wurde.
Die Fortsetzung von ECHORD, der European Coordination Hub for Open Robotics Development (ECHORD++) ergänzt die Förderung um zwei weitere Instrumente: Dank PDTI
(Public End-user Driven Technological Innovation) sollen Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Stadtverwaltungen Prototypen erstellen können, die den besonderen Anforderungen des öffentlichen Sektors Rechnung tragen. Die Robotics Innovation Facilities (RIF) sind vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen sowie für Start-ups gedacht. Sie erhalten kostenlosen Zugang zu Forschungs- und Testeinrichtungen und können auf diese Weise ohne finanzielles Risiko Geschäftsideen ausprobieren und Feldversuche durchführen.
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