LAN, WLAN und WAN via Cloud verwalten

Cloud-Management in der Praxis

von - 11.05.2017
Viele Netzwerkmanagement-Lösungen aus der Cloud sind erst seit wenigen Monaten auf dem Markt oder befinden sich sogar noch in der Erprobungsphase. Die bisherigen Erfahrungen von Systemhauspartnern sind aber durchaus positiv.
Levin Merl
Regional Marketing Manager DACH bei
Aruba ­Networks
www.arubanetworks.com/de
Foto: Aruba Networks
„Ein Netzwerkmanagement aus der Cloud vereinfacht die Verwaltung vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen mit beschränkten IT-Ressourcen erheblich.“
Valeo IT setzt beispielsweise den Cloud NetManager von Bintec elmeg ein, um 35 Access-Points zu verwalten, die bei der Firma Martin Metallverarbeitung in Ebersdorf-Kleingarnstadt für die Funkversorgung der Werkshallen installiert wurden. Die Cloud-Variante kommt deutlich günstiger als der Einsatz eines Controllers, rechnet Daniel Weiß, IT-Projektmanager bei Valeo IT, vor: „Die Installation hätte inklusive lokalem WLAN-Controller und Controller-Lizenzen über 17.000 Euro gekostet. Mit einem drei Jahre laufenden Cloud-NetManager-Abo belaufen sich die Kosten dagegen nur auf rund 15.000 Euro.“ Weitere Vorteile sieht Weiß bei der Installation: „Die Cloud-Lösung macht es sehr einfach, neue Access-Points ins Netzwerk einzubinden. Die APs lassen sich in der Cloud-Lösung vorkonfigurieren. Vor Ort werden sie dann anhand ihrer eindeutigen MAC-Adresse erkannt und bei der Erstinstallation automatisch dem Netzwerk hinzugefügt.“ Auch die Funktionen der Bedienoberfläche seien schnell zu vermitteln, so Weiß weiter: „Ich habe das System dem IT-Verantwortlichen bei der Firma einmal gezeigt und er hat es sofort verstanden.“ Valeo IT überlegt, den Cloud NetManager im eigenen Haus zu installieren, um so WLAN-Verwaltung als Managed Service anbieten zu können. „Wenn wir weitere Kundenanfragen in diesem Bereich bekommen, werden wir das vielleicht machen“, so Weiß.
Christian Cramer
Geschäftsführender Gesellschafter bei der Systemhaus Cramer GmbH
www.systemhaus-cramer.de
Foto: Sysetmhaus Cramer
„Das Netzwerkmanagement aus der Cloud wird uns und unseren Kunden in Zukunft viel Arbeit und Ärger ersparen.“
Christian Cramer, Geschäftsführer bei der Systemhaus Cramer GmbH, bezeichnet sich selbst als „Fan“ der Lancom Management Cloud (LMC): „Das Netzwerkmanagement aus der Cloud wird uns und unseren Kunden in Zukunft viel Arbeit und Ärger ersparen.“ Cramer, seit über zehn Jahren Lancom-Partner, hatte erste Berührungspunkte mit der LMC im vergangenen Jahr. Das Systemhaus kann seit Herbst 2016 auf eine Demo-In­stallation zugreifen und betreibt auch eine eigene Instanz: „Wir sind relativ früh in das Thema eingestiegen“, sagt Cramer. Erfahrungen im Produktiveinsatz fehlen allerdings bis jetzt, da sich die Betriebssystemversion LCOS 10, die Voraussetzung für die Nutzung der LMC ist, noch bis vor Kurzem im Beta-Stadium befand. „Einen solchen Release-Wechsel muss man mit dem Kunden natürlich erst einmal absprechen“, sagt der Systemhaus-Chef.
Cramer findet ohnehin, dass man alle Vorteile der LMC nicht ohne Neukonfiguration der Infrastruktur bekommt: „Wenn man die SDN-Technologie wirklich nutzen will, muss man die Netze neu aufbauen, in Software konfigurieren und dann erst ausrollen.“ Der Systemhaus-Chef sieht dafür derzeit optimale Voraussetzungen: „Aufgrund der VoIP-Migration der Telekom werden aktuell ohnehin sehr viele Netze überarbeitet.“

Fazit

Geringere Kosten, eine einfachere Administration und eine bessere Übersicht – es gibt viele Gründe, die für eine Netzverwaltung aus der Cloud sprechen.
Dem stehen allerdings noch einige Nachteile gegenüber: Viele Lösungen sind erst seit Kurzem auf dem Markt oder stehen sogar noch vor der Marktreife. Langfristige Erfahrungen fehlen deshalb weit­gehend. Derzeit beschränken sich die Verwaltungsmöglichkeiten außerdem oft auf wenige ausgewählte Geräte eines Herstellers. Häufig sind zumindest Firmware-Updates nötig, in manchen Fällen, wie bei Zyxels Lösung Nebula, funktioniert die Verwaltung sogar nur mit einer völlig neuen Produktpalette.
Wie bei allen Cloud-Lösungen spielen natürlich auch die Themen Sicherheit und Verfügbarkeit eine Rolle. Wer die Managementoberfläche übernehmen oder die Datenströme anzapfen kann, der erhält vollen Zugriff auf das Netz. Eine Verschlüsselung aller wichtigen Parameter, aber auch die Datenhaltung auf deutschen beziehungsweise EU-Servern sind aus diesem Grund zu empfehlen. In besonders sensiblen Bereichen ist eine Installation in der Private Cloud oder als (virtuelle) Server-Variante im eigenen Rechenzentrum angezeigt – sofern die Lösung das unterstützt.
Trotz all dieser Vorbehalte dürfte die Nachfrage nach cloudbasierten Managementlösungen in den kommenden Jahren in erheblichem Maß zunehmen, stellen sie doch einen wichtigen Schritt hin zu ei­ner vollständig virtu­a­lisierten Netz­werk­infrastruktur, dem Software-defined Networking dar.
Eine Übersicht verschiedener Anbieter von Netzwerkmanagement-Lösungen in der Cloud finden Sie hier als PDF:
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