LAN, WLAN und WAN via Cloud verwalten

Die Lösungen im Überblick

von - 11.05.2017
In den vergangenen ein bis zwei Jahren ist das Angebot an cloudbasierten Netzwerkmanagement-Lösungen enorm gestiegen. Im Folgenden sollen die wichtigsten Angebote – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – kurz charakterisiert werden.
Aerohive Networks: Der Hersteller bietet ein WLAN-System, das ohne Controller auskommt. Die Access-Points bilden ein selbst organisiertes, „Hive“ genanntes Netz, in dem sie Aufgaben wie Kanalwahl oder Roaming untereinander aushandeln. Über APIs können Entwickler auf die Informationen aus dem Netzverkehr zugreifen und diese zum Beispiel für Big-Data-Analysen verwenden. Verwaltet wird das Netz über den HiveManager NG, der als Cloud- und als On-Premise-Variante zur Verfügung steht. Beim Einsteigerprodukt Aerohive Connect, das im Februar 2017 vorgestellt wurde, ist der Zugang zur Public-Cloud-Variante im Preis enthalten. Diese wird auf Servern des Cloud-Providers Amazon Web Services (AWS) in Irland und den Niederlanden gehostet. Derzeit funktioniert das Cloud-Management allerdings nur mit den beiden Access-Points AP122 und AP130. Connect bietet einfache Verwaltungsmöglichkeiten wie das Anlegen von SSIDs oder die Definition simpler Regelsätze. Auch ein RADIUS-Server lässt sich anbinden. Von Connect lässt sich jederzeit auf die Vollversion Aerohive Select upgraden. Ein Software- oder Systemwechsel ist dazu nicht notwendig, die entsprechenden Funktionen müssen lediglich freigeschaltet werden.
Hans-Dieter Wahl
Business Line Manager WLAN bei Bintec elmeg
www.bintec-elmeg.com
Foto: Bintec elmeg
„Der Kunde zahlt nur die Leistungsmerkmale, die er benötigt. Bei Bedarf werden weitere Funktionen einfach hinzugebucht.“
Aruba Central: Das System des 2015 von Hewlett Packard Enterprise übernommenen WLAN-Spezialisten Aruba ist bereits seit 2013 auf dem Markt. Aruba Central bietet neben dem zentralen Management der Netzwerkinfrastruktur auch detaillierte Daten zu Applikationen, Netzverkehr und Nutzungsverhalten der Anwender, über die beispielsweise Handelsunternehmen die Bewegungen von Passanten und Kunden vor und im Ladengeschäft registrieren und analysieren können. Die Auswertung erfolgt dabei anonym anhand der Verbindungsanfragen der WLAN-fähigen mobilen Endgeräte an die APs, ohne dass sich die Nutzer in das WiFi-Netz des Shop-Betreibers einloggen müssen. Des Weiteren bietet Aruba Central ein auf Skype for Business und andere SIP-VoIP-Lösungen optimiertes UCC-Monitoring, einen Gästezugang mit definierbarer Vorschaltseite (Captive Portal) sowie eine mobile App für Reporting und Steuerung.
Bintec elmeg: Die WLAN-Access-Points von Bintec elmeg lassen sich ganz klassisch per Controller, über einen virtuellen Server im eigenen Rechenzentrum oder über den Cloud NetManager aus der Public Cloud managen. Neben dem Konfigurations- und Performance-Management sowie Monitoring und Alarmierung bei Fehlern spielt der NetManager bei der Installation großer oder über mehrere Standorte verteilter WLAN-Netze seine Vorteile aus. Ein neuer Access-Point lässt sich automatisch konfigurieren und ins Netz einbinden, sobald er zum ersten Mal eine Netzverbindung zur Zentrale aufbaut. Fachpersonal ist deshalb vor Ort nicht vonnöten. Wie bei Cloud-Lösungen üblich, arbeitet Bintec elmeg kontinuierlich an Verbesserungen und neuen Funktionen. „Der Cloud NetManager wird derzeit um weitere Produkte erweitert und in Richtung SD-WAN weiterentwickelt“, sagt Hans-Dieter Wahl. So lässt sich beispielsweise der ab Juli 2017 lieferbare Fahrzeug-Router H2 Automotive+ über die Cloud managen. Der LTE-/WiFi-fähige Router ist für das Projektgeschäft konzipiert und wird in Busse oder Einsatzfahrzeuge eingebaut, um diese mit einem Internetzugang zu versorgen. Im Cloud NetManager lässt sich dann unter anderem die Per­formance der Internetverbindung entlang der Fahrtroute analysieren.
Meraki: 2006 von zwei Studenten am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet, ist Meraki ein Pionier im Bereich vermaschter, selbst organisierter WLAN-Netze ohne Controller. Das Unternehmen wurde 2012 für 1,2 Milliarden Dollar von Cisco übernommen und bietet heute als Meraki Cloud die Verwaltung von Wireless-Access-Points, Switches, mobilen Endgeräten, Security-Devices und Überwachungs­kameras aus der Cloud an. Der Hersteller verspricht eine einfache, intuitive Verwaltung, hohe Skalierbarkeit, schnelle Installation und Konfiguration über Templates ohne Fachpersonal vor Ort sowie ein ortsunabhängiges Monitoring aller Niederlassungen ohne zusätzliche Hard- oder Software.
Die Bereitstellung erfolgt aus der Public Cloud. Cisco betreibt dafür eigene Datenzentren in Frankfurt und München, ein Backup-Rechenzentrum befindet sich in Dublin. Alle Hardware, vom Access-Point bis zur Überwachungskamera, kann einen Monat lang kostenfrei getestet werden.
Auswahlkriterien
Auf diese Punkte sollten Sie achten, wenn Sie nach der passenden cloudbasierten Netzwerkmanagement-Lösung suchen.
1. Benutzerfreundlichkeit: Die Lösung sollte eine leicht zu verstehende Oberfläche bieten, die auf einen Blick eine Übersicht über den aktuellen Zustand des Netzwerks erlaubt, Trends aufzeigt und auf potenzielle Probleme hinweist. Neue Geräte sollten sich mit wenigen Klicks konfigurieren und zum Netz hinzufügen lassen. Im Idealfall bietet das Managementsystem ein responsives Web-Design oder eine App. So kann der Administrator – oder sogar ein Mitarbeiter ohne tiefe Netzwerkkenntnisse – vor Ort mit einem mobilen Endgerät administrative Aufgaben wie die Registrierung neuer Access-Points wahrnehmen.
2. Integrierbarkeit: Das Cloud-Netzwerkmanagement sollte über Standardschnittstellen einfach in die bestehende Netzwerkarchitektur integrierbar sein.
3. Skalierbarkeit: Das System sollte, sowohl was die Zahl der zu verwaltenden Endgeräte als auch was den Funktionsumfang angeht, linear wachsen können – ohne dass Hard- oder Software ausgetauscht werden muss.
4. Faires Preismodell: Die Abrechnung sollte sich auf die tatsächlich verwalteten Endgeräte und genutzten Funktionen beziehen und sich möglichst monatlich an Veränderungen – sowohl nach oben als auch nach unten – anpassen lassen.
5. Offenheit: Die Netzwerkmanagement-Lösung sollte Schnittstellen (Application Programming Interface, API) für Software-Lösungen von Drittherstellern zur Verfügung stellen. So lassen sich einfach neue Funktionen hinzufügen und die Informationen aus dem Netzwerk beispielsweise direkt in CRM- oder ERP-Systemen nutzen.
6. Datensicherheit: Sämtliche Informationen sollten verschlüsselt übertragen und gespeichert werden. Das Managementsystem sollte keinen Zugriff auf die Nutzerdaten, sondern lediglich auf die für die Administration notwendigen Informationen erhalten.
Public-Cloud-Angebote sollten auf zertifizierten Rechenzen­tren im deutschen oder zumindest europäischen Rechtsraum gehostet werden. Idealerweise bietet die Lösung die Möglichkeit, auch in einer Private Cloud oder On-Premise auf einem (virtuellen) Server betrieben zu werden.
Verwandte Themen