Vom Kostenfaktor zum Innovationstreiber

Digitalisierung und Innovation

von - 01.09.2020
Innovationsradar
Innovationsradar: Dieses Werkzeug kann zur Darstellung der Lösungsreife eines Innovationsprojekts dienen. 
(Quelle: Veikko Krypczyk)
Rund um das weite Feld der digitalen Transformation haben sich eine Reihe von Begriffen gebildet, die nicht immer korrekt und trennscharf verwendet werden. Das gilt schon für den Sachverhalt selbst. Eine umfassende Definition hat zum Beispiel die Wirtschaftsförderung Bremen wie folgt formuliert: „Unter digitaler Transformation versteht man die Kombination von Veränderung in Strategie, Geschäftsmodell, Organisation, Prozessen und Kultur in Unternehmen durch den Einsatz von digitalen Technologien mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.“
Davon ausgehend kann man den Vorgang der Digitalisierung als eine Veränderung begreifen, die viel tiefer geht und mehr meint als das digitale Abarbeiten zuvor analoger Prozesse. Noch immer ist die IT mit ihrer Hard- und Software zwar ein wichtiges Werkzeug, jedoch wird sie zunehmend zu einem Treiber der Veränderung und Entwicklung. Ebenso ist die IT bei dieser Sichtweise Bestandteil eines umfassenderen Prozesses. Es geht um das passende Zusammenspiel von Business und Technik.
Von digitaler Transformation in diesem weiter gefassten Verständnis spricht man unter anderem dann, wenn im Ergebnis Aufgaben und Probleme aus dem unternehmerischen Umfeld auf neue - gegebenenfalls bisher unbekannte - Art und Weise bearbeitet und gelöst werden.
Für das erwähnte Beispiel der digitalen Bearbeitung von Buchhaltungsaufgaben könnte der nächste Schritt darin bestehen, dass die Software automatisch aus den angebundenen weiteren Software-Systemen buchungsrelevante Geschäftsvorfälle ableitet, die Buchungssätze bildet, Belege automatisch generiert, Überweisungen vorbereitet und den Nutzer lediglich zur Freigabe der automatisierten Prozesse auffordert.
Das zeigt schon, dass der Übergang zwischen der „einfachen“ Digitalisierung und der propagierten digitalen Transformation fließend ist und in der Regel nicht trennscharf bestimmt werden kann.
Eng verbunden damit ist das Thema Innovation. Innovationen bedeuten auch immer eine Veränderung bestehender Abläufe beziehungsweise das Bereitstellen neuer Produkte oder Dienstleistungen. Interessant sind dabei das Ausmaß der Veränderung (Prozessinnovationen) und der Grad der Neuartigkeit einer Lösung für ein Problem (Produktinnova­tion). Man unterscheidet zwischen inkrementellen (evolutionären) und disruptiven Innovationen.
Inkrementelle Innovationen stellen eine schrittweise Weiterentwicklung bestehender Technologien und Produkte dar. Sie verbessern diese, fügen neue Funktionalität hinzu oder beseitigen festgestellte Unzulänglichkeiten. Der grundsätz­liche Lösungsansatz bleibt jedoch gleich. Sie sind der Normalfall einer Innovation und stellen das Ergebnis einer stetigen Verbesserung dar.
Im Bereich der IT haben wir es mit einer sehr hohen Frequenz dieser inkrementellen Weiterentwicklung zu tun. Für Software werden beispielsweise regelmäßig Updates bereitgestellt. Diese Updates ergänzen fehlende Funktionen, beseitigen Fehler oder führen sonstige Anpassungen durch. Nicht mehr benötigte Funktionen können wieder entfernt werden. Die Kernfunktionalität der Software und ihr grundsätzlicher Ansatz bleiben jedoch erhalten.
Eine disruptive Innovation ist dagegen eine Technologie, die unter Umständen das Potenzial hat, bestehende Lösungen komplett oder teilweise zu verdrängen. Sie setzt nicht auf die bereits bestehende Technologie auf, sondern bietet für das zu lösende Problem einen vollständig neuen Lösungsansatz. Etabliert sich eine solche disruptive Innovation, dann kann sie die bisherige, durchaus langjährige und ausgereifte Technologie vollständig verdrängen. Darin liegen Potenzial und Bedrohung gleichermaßen. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv angehen, haben die Chance auf einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Verpasst man diese Möglichkeiten oder ignoriert man deren Notwendigkeit zu lange, kann dies zu erheblichen Problemen bis hin zu einer drohenden Marktverdrängung führen.
Festhalten lässt sich: Sowohl die einfache Digitalisierung wie auch die tiefe digitale Transformation haben als Ziel Innovationen.
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