KI-Strategie für Deutschland

KI in Deutschland

von - 05.03.2021
KI-Nutzung in Unternehmen
In welchen Bereichen nutzen deutsche Unternehmen KI? Ganz weit vorn liegt die IT gefolgt von der Produktion.
(Quelle: Deloitte-Studie "State of AI in the Enterprise - 3rd Edition", n = 168 (KI-Nutzer), Top-2-Nennungen )
In Deutschland haben bereits Unternehmen vieler Branchen erkannt, wie relevant der Einsatz Künstlicher Intelligenz für den weiteren Erfolg ihres Business ist. So sehen knapp zwei Drittel der Firmen den Einsatz von KI als „sehr bedeutend“ für den weiteren Geschäftserfolg an, 20 Prozent halten den KI-Einsatz sogar für „erfolgskritisch“. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „State of AI in the Enterprise“ des Beratungsunternehmens Deloitte, für die 200 KI-Experten in deutschen Unternehmen befragt wurden. Und der Stellenwert wird steigen: 35 Prozent der Unternehmen halten KI in zwei Jahren für „erfolgskritisch“. Kurz: Künstliche Intelligenz ist bereits heute unverzichtbar und wird immer wichtiger.
Die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für den Erfolg eines Unternehmens unterstreicht auch die Studie „Auf Künstliche Intelligenz kommt es an“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vom vergangenen Dezember: Danach setzte 2019 mit rund 6 Prozent nur ein kleiner Teil der befragten Unternehmen KI ein, doch diese waren „eher in der Lage, anspruchsvolle Innovationen mit einem hohen Neuheitsgrad hervorzubringen.“ 
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz schlägt sich auch in den Bilanzen der Unternehmen nieder: Im Jahr 2018 erzielte die deutsche Wirtschaft mit Marktneuheiten einen Umsatz von 11 Milliarden Euro, knapp 8 Milliarden Euro davon mit Weltmarktneuheiten. Und 9 Prozent des gesamten Umsatzes, den die deutsche Wirtschaft mit Weltmarktneuheiten erzielt hat, sollen sich laut der Studie auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zurückführen lassen.
Deutlich verbreiteter ist KI, folgt man der IBM-Studie „From Roadblock to Scale: The Global Sprint to AI“, die Anfang 2020 veröffentlicht wurde. Demnach implementieren oder evaluieren in Deutschland bereits sieben von zehn Betrieben KI-Technologien.
Auch wenn die Vorteile von Künstlicher Intelligenz klar auf der Hand liegen - wie bei vielen neuen Dingen dauert es in Deutschland halt einfach etwas länger. Und nicht selten hat man den Eindruck, dass der öffentliche Diskurs in Sachen KI mehr die fiktiven Risiken und weniger die konkreten Chancen in den Vordergrund stellt.
Marc Fliehe
Marc Fliehe
Bereichsleitung Digitalisierung und IT-Sicherheit beim TÜV-Verband
www.vdtuev.de
Foto: VdTÜV
„Die Diskussion über die Risiken von KI speist sich vorrangig aus konkreten Beispielen von KI-Anwendungen, die zu Schäden und Unfällen geführt haben und nicht aus einer diffusen Zukunftsangst.“
Marc Fliehe vom TÜV-Verband vertritt hier allerdings eine ganz andere Position: „Die Diskussion über die Risiken von KI speist sich vorrangig aus konkreten Beispielen von KI-Anwendungen, die zu Schäden und Unfällen geführt haben und nicht aus einer diffusen Zukunftsangst.“ Es seien Ereignisse, in denen beispielsweise ein autonom fahrendes Fahrzeug nicht zwischen einer Plastiktüte und einer Radfahrerin unterscheiden konnte. „In Deutschland haben wir daher einen Diskurs über KI, der eine ethische Abwägung beinhaltet zwischen dem wirtschaftlichen Potenzial von KI auf der einen Seite und dem Schutz von Leib und Leben auf der anderen.“ Deswegen, so Fliehe weiter, müssten wir uns dieser Diskussion auch stellen. „Es geht da­rum, welche Anforderungen an die Qualität und Sicherheit von KI gestellt werden und mit welchen Mechanismen wir sicherstellen können, dass diese erfüllt werden.“
Nach Meinung von Gisela Lanza handelt es sich dabei jedoch hauptsächlich um eine gesellschaftliche Debatte - „in den Bereichen der konkreten Forschung und Arbeit mit KI-Verfahren verlagert sich die Diskussion eher in die Richtung: Was sind geeignete KI-Anwendungen? Und welche Anwendungen werden sich auch in naher Zukunft nicht für KI eignen?“ Eine solche Diskussion sei auf jeden Fall sehr hilfreich, um die zum Teil sehr hohen Erwartungen zu relativieren und auch Projekte nur dann durchzuführen, wenn ein Erfolg zu erwarten ist.
Doch welche Schlussfolgerung sollte man daraus ziehen? Sollten Unternehmen in Deutschland mutiger sein, was den Einsatz von Künstlicher Intelligenz angeht? Marc Fliehe glaubt nicht, dass  Mut der ausschlaggebende Aspekt ist. Was wir ihm zufolge brauchen, ist zum einen mehr Verständnis für die Technologie - gerade bei denjenigen, die KI-Anwendungen nutzen. Die Anwender müssten in die Lage versetzt werden, zu verstehen, wo ihnen KI-Anwendungen aktuell bereits begegnen und wie sie funktionieren. „Hier ist Qualifizierung und Wissensvermittlung ein wichtiger Faktor. Und zum anderen brauchen wir Vertrauensdienstleister, die es schaffen, KI sicher nutzbar zu machen. Mithilfe von Sicherheitsüberprüfungen durch unabhängige Dritte kann das gelingen.“
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