IT-Prozesse müssen immer funktionieren

AR in der Produktion

von - 15.03.2019
com! professional: Welche digitalen Elemente setzt Bühler heute in der Produktion ein?
Scheiber: Zum Beispiel arbeiten wir im Produktionsprozess hier in den Montagehallen mit Flow- und Kanban-Methoden, in die auch die Zulieferer eingebunden sind. Weiter werden Kundendienst und
Bühler Mühlen
Moderne Mühlen: Mitarbeiter können sie via Tablet-App fernsteuern und warten.
(Quelle: Bühler )
Montage durch Augmented Reality unterstützt.
Goetz: Augmented Reality kommt neuerdings auch in der Wartung unserer Maschinen bei den Kunden vor Ort zum Einsatz. Im Rahmen zweier Pilotversuche nutzen unsere Techniker etwa Google Glass oder das iPad, um die Geräte zu reparieren und zu warten. Die Technologie hilft weniger spezialisierten Außendienstmitarbeitern, die sehr komplexen Tätigkeiten auszuführen. Aufgrund der guten Erfahrungen geht einer der Piloten in Asien in den produktiven Betrieb. Hier sehen wir großes Potenzial.
Roberts: Daneben haben wir in den vergangenen drei Jahren das Kundenportal „MyBühler“ entwickelt. Dort können unsere Kunden die Service- und Wartungsarbeiten ihrer Maschinen steuern. Sie können auch Konstruktionszeichnungen abrufen, Stücklisten einsehen und Ersatzteile bestellen. Mittlerweile nutzen rund 20 Prozent der Kunden das Portal. Für uns war das Portal ein großer Schritt, haben wir doch alle produkt­relevanten Daten in einer Plattform zusammengefasst. Im SAP-System dahinter sind nun Informationen über die Einzelteile, Lagerorte und Preise ab­gelegt. Damit bereiten wir uns schon vor auf den Digital Twin, das virtuelle Pendant der Maschinen. Allerdings braucht das noch einiges an Zeit.
com! professional: Können denn alle Ihre Kunden Ihr hohes Innovationstempo mitgehen?
Scheiber: Wir schätzen uns glücklich, viele verschiedene Kunden zu haben. Zum Beispiel Unternehmen aus der Auto­mobilzuliefererindustrie. Das ist eine hoch technologisierte Branche, die sich im permanenten Wandel befindet. Spe­ziell für diese Kunden können wir uns gar nicht schnell genug auf neue Technologie-Trends ausrichten und Innovationen auf den Markt bringen. Andere Industrien wie die Nahrungsmittelverarbeitung sind vielleicht etwas weniger dynamisch. Diese Kunden können neue Technologie gar nicht so schnell adaptieren, denn veränderte Prozesse müssen ins jeweils bestehende Ökosystem passen. Wenn die Zulieferer oder Weiterver­arbeiter zum Beispiel nicht schneller sein können, helfen die beschleunigten Prozesse wenig. Allerdings können wir die Dynamik aus anderen Geschäftssparten auch auf diese Bereiche übertragen. Ich sehe hier einen klaren Vorteil von Bühler gegenüber den Mitbewerbern, die ausschließlich im Lebensmittelbereich tätig sind.
com! professional: Bühler hat seine Wurzeln in Uzwil. Wie schwierig ist es, junge Talente in die Ostschweiz zu locken?
Scheiber: Meiner Meinung nach sind wir dafür sehr gut positioniert. Wir haben in den letzten Jahren viel in die Wahrnehmung und die Marke Bühler investiert. Zudem haben wir an unserem Ruf als Arbeit­geber gearbeitet. Insbesondere die Internationalität unseres Geschäfts, unsere Innovationsstrategie und die Sinnhaftigkeit unseres Tuns macht uns interessant für Talente, die global arbeiten möchten. Und gern will ich noch eine Lanze brechen für Uzwil: Durch die Lage in der Ostschweiz sind heraus­ragende Hochschulen und Universitäten wie ETH und HSG gleich um die Ecke. Und auch für Familien ist Uzwil ein attraktiver Wohnort. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich Bühler wieder in Uzwil gründen.
Roberts: Während meiner Tätigkeit in Mexiko City pendelte ich jeweils zweieinhalb Stunden. Bei Stefan waren es in Johannesburg sicher ebenfalls zwei Stunden. Und auch in London ist der Arbeitsweg keine Freude, wenn Sie am Stadtrand leben. Im Vergleich dazu ist die kurze Reise von Zürich nach Uzwil dann fast eine Erholung.
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