IT in der Schweiz: Projekte und Investitionen

Die digitalisierte Kita

von - 25.07.2019
IT-Projekte in der Schweiz
Trends: Bei den IT-Projekten Schweizer Unternehmen steht das Thema IT-Sicherheit weit vorn auf der Agenda. Technologien wie KI oder Blockchain fließen aber zunehmend in Projekte ein.
(Quelle: IDC / Computerworld "Swiss IT 2019" (n=236, maximal fünf Nennungen möglich) )
Kindererziehung ist ein Bereich, in dem man den Einsatz neuer Top-Technologien nicht unbedingt als Erstes vermuten würde. Und um allen Bedenken von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, wiegelt Benjamin Heggenberger, Bereichsleiter Betriebswirtschaft bei Profawo Basel, erst einmal ab. Profawo Basel ist eine gemeinnützige Non-Profit-Organisation mit rund 150 Mitarbeitern, die in Basel sieben Kindertagesstätten, einen privaten Tageskindergarten, Feriencamps und eine Nanny-Vermittlung betreibt. „Im Fokus steht keine Ablösung unserer hochqualifizierten Fachpersonen in der Kita durch Roboter, auch der Ersatz der Kita-Leiterinnen und -Leiter durch komplexe Algorithmen ist nicht geplant“, stellt Heggenberger klar. Vielmehr will er die noch mit Papier und Bleistift durchgeführten betrieblichen Abläufe digitalisieren und die generierten Daten in der firmeneigenen Cloud speichern mit dem Ziel, Personaleinsatzplanung und Ressourcensteuerung zu optimieren. Im Personal-Pool von Profawo stehen zum Beispiel auch 100 Nannys, die je nach den Umständen sehr schnell für Notfälle eingesetzt werden. Rasches Handeln ist dann wichtig.
Vergangenes Jahr startete Profawo zusammen mit dem Beratungshaus PwC und auf Basis von Abacus-ERP mit der Implementierung von ProfawoCare, einer Business-Software für die Cloud, die ­besonders auf die Anforderungen der Kinderbetreuungsbranche zugeschnitten ist. Ein Prototyp wurde Ende Februar 2019 erfolgreich präsentiert. Die firmenweite Einführung ist für das vierte Quartal 2019 vorgesehen.
Benjamin Heggenberger
Benjamin Heggenberger
Bereichsleiter Betriebswirtschaft bei Profawo Basel
www.profawo.ch
Foto: Bild: Profawo Basel
„Die Ablösung der Kita-Leiterinnen durch komplexe Algorithmen und der Einsatz von Robotern ist nicht geplant.“
Bald sollen Eltern die Kitas auch virtuell besichtigen können. „Selbstverständlich wird die Besichtigung in personam vorerst weiterhin die übliche Vorgehensweise bleiben, Eltern möchten sich schließlich selbst und vor Ort einen genauen Eindruck verschaffen, wie ihre Sprösslinge betreut werden“, versichert Heggenberger. Aber für Expats, die in die Schweiz ziehen, und für Familien mit engem Zeitplan sei ein virtueller Rundgang durch die Kinderbetreuungsstätte sicher ein großer Vorteil.

Fazit

All diese Projekte und Herausforderungen lassen sich nur mit viel, viel Geld realisieren. Die Schweizer Wirtschaft investiert deshalb in den nächsten drei Jahren weiter kräftig in IT. Wie gewohnt nehmen die Sparten Industrie und Finanzen am meisten Geld in die Hand. Die Zahlen des Marktforschungshauses IDC belegen, dass das ver­arbeitende Gewerbe schon im Vorjahr die Schwelle von 5 Mil­liarden Franken überschritten hat. Das Kredit- und Ver­sicherungswesen übertrifft die Marke im laufenden Jahr. Bis 2022 wachsen die Ausgaben der Industrie dann aber stärker als im Finanzbereich.
Das kräftigste Plus bei den IT-Ausgaben erwarten die Marktforscher in der IT-Branche. Allein im nächsten Jahr steigt die Investitionssumme um über 5 Prozent. 2021 wird der IT-Sektor die öffentliche Verwaltung bei den IT-Investitionen sogar überholen: 1,85 Mil­liarden Franken sind es laut IDC dann in der IT, „nur“ noch rund 1,83 Milliarden bei den Behörden.
Mehrere Großunternehmen stecken mitten in riesigen Migrationsprojekten, mit dem Ziel, ihre IT-Infrastruktur und Business-Software-Landschaft zu kon­solidieren. In der gesamten Schweiz sind, bis auf wenige Ausnahmen, Cloud First und Mobile First zur Selbstverständlichkeit geworden. Auch die Hype-Technologien virtuelle Realität, Blockchain und Künstliche Intelligenz kommen zum Einsatz, aber nur, wenn sie ins Geschäftsmodell passen und konkreter Mehrwert zu erwarten ist.
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