IT in der Schweiz: Projekte und Investitionen
Kassenlose Kioske
von Michael Kurzidim - 25.07.2019
(Quelle: Valora)
Eine Konkurrenz zum Weltmarktführer zu etablieren, strebt auch der Migros-Konzern an. Seine Tochterfirma Digitec Galaxus nimmt sich Amazons Homepage zum Vorbild. Dafür wurde ein internationales Versandzentrum in Grenznähe aufgebaut, der Markteintritt in Deutschland mit einem eigenen Verteilzentrum gewagt und das einheimische Sortiment massiv hochgefahren. Unter anderem Designermöbel von Teo Jakob, Luxuswaren von Globus, Medien von Ex Libris, Mode von Bestseller und Metro Boutique, Schuhe von Vögele Shoes, Sportartikel von Ochsner Sport und Taurus, Wein von Baur au Lac Vins sowie nicht zuletzt das gesamte Non-Food-Angebot der Migros sind via Galaxus bestellbar. Der Konzern erzielte zwar mit einem Gesamtumsatz von 992 Millionen Franken eine neue Rekordmarke, im Plus von 15 Prozent spiegelt sich aber das massiv größere Sortiment nicht wider. Immerhin: Platzhirsch Amazon wuchs im gleichen Zeitraum im Online-Handelsgeschäft auch „nur“ um 15 Prozent.
Cities werden smart
Die Schweizer Städte setzen ebenfalls auf Digitalisierung. Neue digitale Konzepte für den Transport gehen einher mit Ansätzen für die Planung von Städten und Serviceangeboten für ihre Bewohner. Die Schweizer Großstädte haben sich im abgelaufenen Jahr allesamt eine Smart-City-Strategie verordnet. Hier gehen die Kosten in die Millionen. Die Projekte in Zürich sollen die Verwaltung digitalisieren, den Verkehr elektrifizieren und die Partizipation der Einwohner vereinfachen. Bereits installiert sind 16 „eCityplan“-Informations-Stelen. Kostenpunkt hier allein eine halbe Million Franken. In Genf sind die Smart-City-Vorhaben eingebettet in die Strategie „Smart Canton“. Ein Beispielprojekt ist der elektronische Parkleitsensor PrestoPark des Genfer Anbieters IEM. Die Sensoren sind mittlerweile in der ganzen Schweiz und Südeuropa installiert. Hier wird mit smarter Technologie Geld verdient.
Welchen Stellenwert Smart-City-Konzepte erlangt haben, zeigt sich auch daran, dass neue Stellen geschaffen wurden, um den Wandel zu forcieren. Städte wie Winterthur etwa beschäftigen dedizierte Chief Digital Officers, um die digitale Transformation voranzutreiben und attraktiver für Einwohner und Wirtschaft zu werden. Gemeinden, Städte und Kantone haben Pilotprojekte ins Leben gerufen. Viele Innovationen kommen aber auch bei der Smart City von Start-ups. Manche Städte lancieren gleich eigene. So hat etwa die Stadt Baden das Start-up Digital Management ins Leben gerufen. Es soll ausloten, wo und wie die Stadt die Potenziale neuer Technologien am besten ausschöpfen und für die Bürger nutzbringend einsetzen kann. „Der Stadtrat will bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode 2019 bis 2022 drei konkrete Projekte umsetzen und so für die Bevölkerung, die Wirtschaft und die Verwaltung erste Quick-Wins generieren“, konkretisiert Daniel Stoeri, Leiter Digital Management der Stadt Baden.
Wenn Unternehmen neue Technologien einsetzen, stehen meist finanzielle Interessen im Fokus. Städte, Gemeinden und Krankenhäuser wollen den Alltag von Schweizer Bürgerinnen und Bürgern angenehmer sowie stressfreier gestalten. Seit Oktober 2018 bieten zum Beispiel die SBB auf ihrer App die Funktion „EasyRide“ an, mit der die Fahrgäste ihre Fahrtkosten automatisch begleichen können, ohne zuvor ein Ticket am Automaten oder Schalter lösen zu müssen. Das Ein- und Auschecken im öffentlichen Verkehr, ohne ein Billett von A nach B zu kaufen, komme bei den Kunden an, meldeten die SBB nach vier Monaten Feldversuch. Mit „EasyRide“ können Fahrgäste bei Fahrtbeginn einchecken und an jedem beliebigen Ort auschecken. Die App erkennt die gefahrene Strecke und bucht automatisch den Preis für das günstigste Ticket ab. 15.000 Kunden (Stand Februar 2019) hätten am Markttest teilgenommen, so die SBB.