IT in der Schweiz: Projekte und Investitionen
VR/AR: Vom Hype zum Projekt
von Michael Kurzidim - 25.07.2019
Rechenzentrum: Der Internet-Provider Green baut am Standort Lupfig ein neues Hochleistungs-Data-Center.
(Quelle: Green)
„Augmented-Reality-Ansätze wie Microsofts HoloLens überzeugen uns mehr, weil das Erlebnis aus unserer Sicht angenehmer ausfällt als die komplett abgeschottete virtuelle Realität“, urteilt Kalt. Im Backend hat der Reiseanbieter 2018 die Umstellung auf die schnelle SAP-S/4HANA-Datenbank abgeschlossen. Denn die dynamische Paketierung der Reiseangebote, die viele Kunden wünschen, erfordert immer mehr Rechenleistung. Aus dem gleichen Grund stellt die Hotelplan-Gruppe im Bereich Frontend/Web auf granulare Microservices und Container-Lösungen um.
Drohnen heben ab
Das größte Dienstleistungsunternehmen im Land, die Schweizerische Post, kann sich über zu wenig Auslastung seiner IT-Systeme ebenfalls nicht beklagen. Im Jahresendgeschäft 2018 wurden Rekordmengen verarbeitet: Die Online-Käufer ließen sich rund 25 Millionen Pakete zustellen. Parallel zu Millioneninvestitionen in neue Verteilzentren testet die Post auch alternative Technologien - und musste jüngst zwei Dämpfer hinnehmen: Die Zustellroboter störten Zürcher Passanten, eine Drohne mit Laborproben stürzte ab. Nun liegen beide Projekte auf Eis.
Von mehr Erfolg gekrönt könnte der Drohneneinsatz in der Schweizer Landwirtschaft sein. Nach dem Willen des Kantons Aargau sollen in naher Zukunft vermehrt Düngungsdrohnen und Hackroboter in den Betrieben zum Einsatz kommen. Und während der Demonstration einer Sprühdrohne im Weinbau konnte die Firma Agrair im Kanton Basel-Landschaft zeigen, dass die Technologie echte Vorteile bringt. So konnten etwa steile Weinberge auch nach Niederschlägen problemlos beflogen werden, während der Einsatz eines Traktors noch heikel war. Das Personal war den Pflanzenschutzmitteln weniger ausgesetzt und die verteilte Menge ließ sich präziser steuern.
Alles drängt in die Cloud
Bei mehreren Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes zeichnet sich der Trend ab, die Geschäftssysteme in die Cloud auszulagern. Vielenorts wird den Hyperscalern zwar wegen des Datenschutzes nicht über den Weg getraut, insbesondere bei global tätigen Konzernen kommen aber auch sie zum Zug. Die Maschinenbaufirma Agathon hat gemeinsam mit dem Software-Haus bbv eine Monitoring-Lösung realisiert, die in der Google Cloud wie auch in Microsoft Azure arbeitet. ABB will in Zukunft unter anderem global das CRM von Salesforce nutzen. Mit der IoT-Lösung des US-amerikanischen Anbieters will ABB die Betriebsdaten aus vernetzten Geräten auswerten, zum Beispiel, um die Wartungsqualität zu erhöhen.
Lebensmittelriese Nestlé vernetzt zunächst seine weltweit 210.000 Mitarbeiter. Dafür wurde Anfang des Jahres mit dem Rollout von Workplace by Facebook begonnen. Einen kleinen Auftragswert dürfte die Auslagerung der Server von Stadler Rail in die Schweizer Rechenzentren von Equinix haben. Das gilt auch für die Outsourcing-Verträge zwischen dem Heiztechnikhersteller Hoval und Swisscom, den Deal zwischen Stihl Kettenwerk und dem IT-Dienstleister UMB sowie V-Zugs Full Outsourcing zu T-Systems.
In die Cloud gehen will auch die schon erwähnte Leuthart Bau. IT-Leiter Furrer möchte dort Exchange, Office 365 und die Kommunikations- und Chat-Plattform Microsoft Teams nutzen. Und er will im nächsten Jahr analysieren, ob die internen Speichermaschinen von neuer Hardware abgelöst werden oder ob verstärkt als Alternative Storage aus der Cloud zum Einsatz kommen soll.
Diese Nachfrage nach der Cloud trifft auf ein wachsendes Angebot. Die global aktiven Hyperscaler AWS, Google und Microsoft installieren zurzeit ihre Server und Software in Schweizer Rechenzentren. Die lokalen Anbieter bauen entsprechend aus. Equinix kündigte eine Investition von rund 50 Millionen Dollar in sein Zürcher Rechenzentrum an, Green baut für knapp 70 Millionen Franken ein drittes Hochleistungsrechenzentrum in Lupfig, und e-shelter erweitert sein Rechenzentrum in Rümlang für ebenfalls circa 70 Millionen Franken.