In der Krise werden Sieger gemacht

In der Corona-Krisen geht es um die nackte Existenz

von - 04.08.2020
Heute sind wir in noch härteren Zeiten, als wir das je für möglich gehalten haben, und wenn man nicht gerade im Lebensmittelhandel oder in der Pharma-Industrie ist, geht es zum Teil um die nackte Existenz. Gute Zeiten also für die Strategieberater, die sich auf dieses Handwerk verstehen. Dabei ist zum Teil nicht einmal die Expertise ausschlaggebend, sondern die neutrale Instanz, die die Dinge beim Namen nennt, umsetzt und dann auch wieder weg ist. Natürlich helfen Benchmarks und Methodik, den Prozess so effizient wie möglich zu gestalten.
Das gilt im Übrigen auch für die nahe gelegene, aber diametral entgegengesetzte, weil auf Wachstum statt auf Verschlankung angelegte Disziplin der M&A-Beratung. Es ist natürlich so, dass gut aufgestellte, solvente Unternehmen bereits jetzt weniger gut aufgestellte und damit günstigere Übernahmekandidaten identifizieren und auf ihren Einkaufszettel setzen. Die Anzahl der Transaktionen wird in den kommenden Monaten signifikant steigen, zur Freude der auf dieses Themenfeld spezialisierten Berater und Finanz­institute.
Kai Anderson
Kai Anderson
Vorstand der Promerit AG
www.promerit.de
Foto: Promerit
„Wenn eines sicher ist in der Krise, dann die Notwendigkeit, Kosten zu senken, Strukturen zu verschlanken, Abläufe zu beschleunigen.“

Standvermögen ist wichtiger denn je

Für die Beraterbranche gilt, was für alle anderen Industrien gilt: In der Krise werden Sieger gemacht. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen, jetzt zählen Standvermögen, Weitblick und die richtigen Services und Produkte. Der Beratungsmarkt wird in diesem Jahr und voraussichtlich auch im nächsten Jahr schrumpfen, ebenso wie die meisten anderen Branchen. Einige Beratungsunternehmen werden aber auch in dieser Zeit gegen den Trend wachsen. Sie werden einen Mehrwert für ihre Kunden generieren, der auch in schwierigen Zeiten die Kosten für die spezialisierten Ressourcen auf Zeit rechtfertigt.
Was jedoch auch die besten Berater nicht ersetzen können, ist eine starke Führung in der Organisation. Zuhören, Orientierung geben, motivieren, die richtigen Entscheidungen treffen sind die Maßnahmen, die eine Organisation letztendlich aus der Krise bringen. Das obliegt den Führungskräften eines Unternehmens - unabhängig davon, welcher Funktion und welcher Hierarchiestufe sie entstammen. Das ist die gute Nachricht für jeden, der eine Leitungsfunktion in seinem Unternehmen hat.

Führungsschwächen werden deutlich sichtbarer

Ebenso richtig ist aber auch, dass Führungsschwächen in der Krise sehr schnell sehr deutlich sichtbar werden. Keine günstige Geschäftsentwicklung überdeckt mehr offensicht­liche Schwächen im Management. Wer jetzt nicht aufpasst, nicht nah genug an seinem Team und seinen Kunden ist, ist schnell mit dem Rücken an der Wand im Rampenlicht. Die Geduld ist in Krisenzeiten begrenzter denn je und das wird für Bewegung sorgen in den bisher sehr festgefahrenen Hierarchien gerade traditioneller Unternehmen.
Womit wir bei der letzten (und nicht ganz „reinrebsortigen“) Kategorie Berater angekommen sind, die überdurchschnittlich von der Krise profitieren dürfte. Viele Personal­berater sichten jetzt bereits sehr genau ihr Portfolio, um ihren Kunden gegen Jahresende geeigneten Ersatz für Fehlbesetzungen auf Führungspositionen liefern zu können.
Lassen Sie sich davon nicht schrecken: Jede Krise ist eine Chance. Eine Chance, sich zu beweisen, den Unterschied zu machen. Für sein Team, für sein Unternehmen und nicht zuletzt für sich selbst.
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