Der Mainframe ist nicht totzukriegen

IBM kämpft um Zukunft des Großrechners in Zeiten der Cloud

von - 08.05.2018
Mainframe
Foto: sdecoret / Shutterstock.com
Der konstante Druck zur Leistungssteigerung hat viele Mainframe-Hersteller in die Knie gezwungen. IBM jedoch machte den Großrechnern zu einem seiner Hauptgeschäftsfelder. Trotz sinkender Verkaufszahlen kämpft das Unternehmen um die Zukunft des Mainframes.
In rund 70 Jahren IT-Zeitalter hat sich vieles, zum Teil revolutionär, geändert. Erstaunlich viel blieb aber auch unverändert. Die Grundbedingungen des Internets sind etwa nach wie vor von Parametern wie Paketversand und Latenzen geprägt. Eine weitere Konstante ist der Mainframe. Großrechner haben lange Zeit die Rechenzentren bestimmt und vielen Branchen eine weltweite Ausdehnung ihrer Geschäftsaktivitäten ermöglicht – nicht zuletzt Banken, Versicherungen und Fluggesellschaften, also Branchen, bei denen enorme Datenvolumina anfallen.
Viele Hersteller von Großrechnern haben über die Jahre dem Druck zur permanenten Leistungssteigerung nicht standgehalten und sind aus dem Rennen gefallen – wie Amdahl, Fujitsu, Hitachi oder Siemens. Nicht so IBM. Dem Konzern gelang es, Mainframes zu einer seiner Haupt-Geldmaschinen zu machen. Laut Bernstein Research sind die Verkäufe nach einem Hoch von über vier Milliarden Dollar zu Beginn des Jahrzehnts auf zwei Milliarden Dollar im Jahr 2016 zurückgegangen. Doch noch immer würden alle mit Hardware, Software und Services verbundenen Verkäufe von Mainframes etwa 25 Prozent des Umsatzes und 40 Prozent des gesamten Gewinns von IBM ausmachen.
Kein Wunder also, dass Big Blue bis heute unverdrossen große Summen in Mainframe-Technik investiert. Im Januar 2015 stellte IBM die Generation der z13-Großrechner vor, bereits im Juli 2017 folgte der z14. Beide zeichnen sich neben üblichen Leistungssteigerungen bei CPU, Datentransfer und Storage vor allem durch Verbesserungen bei Security und neue Funktionalitäten wie Container, Machine Learning und Cloud-Integration aus.
z14 bieten Unternehmen mit dem Sub-Capacity Reporting Tool (SCRT) darüber hinaus neue Wege, um durch eine temporäre CPU-Nutzung weniger für Software-Lizenzen zu zahlen. Das dürfte zwar kaum viele neue Kunden anlocken, da die Anschaffung eines Großrechners unverändert viel Kapitaleinsatz erfordert, aber bestehende Kunden lassen sich so sicher leichter bei der Stange halten.

Hoffnungsträger

Mitte April erweiterte IBM die z14-Reihe nun um die Modelle ZR1 und LinuxONE Rockhopper II. Sie basieren auf Standard-Industriemaßen für Racks und sollen 40 Prozent we­niger Platz im Rechenzentrum beanspruchen. Speziell für Linux-Umgebungen wurde die Secure-Service-Container-Technologie entwickelt, mit der Anwendungen in einen Docker-Container eingehüllt werden. Die Verwaltung dieser abgeschotteten Container lässt sich mit Open-Source-Tools von Docker oder Kubernetes organisieren.
Um den Absatz zu erhöhen, versieht IBM die neuen z14 zudem mit dem Label „Data Center in a Box“. Dass dies einen signifikanten Effekt haben wird, ist angesichts günstigerer Server-Angebote aus der Hyper-Converged-Ecke oder von Distributed File Systems jedoch zu bezweifeln.
Auch darüber, ob sich die Strategie von IBM auf Dauer auszahlt, streiten die Experten noch. Beobachter der Szene wie Tom Nolle, Präsident der Beratungsfirma CIMI Group, äußern sich jedenfalls eher skeptisch zur Zukunft des Mainframes generell – und folgern: „IBM versucht lediglich, ein Pflaster auf eine tiefe Wunde aufzulegen. Man bewegt sich aber in einem Marktumfeld, das nie wieder ein Wachstumsmarkt werden wird."
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