Data-Center

Gleichstrom erobert das Rechenzentrum

von - 27.02.2020
Strommast
Foto: Lisa-S / shutterstock.com
Wenn Digitalisierung auf Energiewende trifft, sind neue Konzepte gefragt. Durch die Umstellung von Wechsel- auf Gleichstrom steigt die Effizienz eines Rechenzentrums deutlich.
Rechenzentren brauchen Kapital und Energie, um den Produktionsfaktor Daten ausfallsicher zu handhaben. Das Problem dabei: Deutschland hat bereits mit die höchsten Strompreise Europas, und ein Ende der Kostenexplosion ist nicht zu erwarten - nicht zuletzt aufgrund der Anforderungen durch die Energiewende und den Kampf gegen den Klimawandel.
Um den gerade auch durch die Digitalisierung rasant wachsenden Energiebedarf in den Griff zu bekommen, suchen Unternehmen händeringend nach Stromsparpotenzialen für ihre Rechenzentren. Ein Hoffnungsträger in diesem Kampf um Energieeffizienz heißt Gleichstrom.

Stromfresser Rechenzentren

Der Energiebedarf der Rechenzentren wird in absehbarer Zeit überproportional weiterwachsen, warnen Experten. Laut der IDC-Studie „Data Age 2025 - The Digitization of the World“ sollen die globalen Datenbestände von 33 Zettabyte im Jahr 2018 auf 175 Zettabyte 2025 steigen, das entspricht einem Wachstum von 530 Prozent. Deutsche Rechenzentren verbrauchen schon jetzt so viel Energie wie vier mittelgroße Kraftwerke herstellen, schätzt die gemeinnützige RAL GmbH, die Vergabestelle des Umweltzeichens Blauer Engel der Bundesregierung und des europäischen Umweltzeichens EU Ecolabel.
Der Branchenverband Bitkom beziffert den aktuellen Stromverbrauch deutscher Rechenzentren auf 12 Terawattstunden (TWh) pro Jahr. Laut der Prognose von Fraunhofer IZM und Borderstep Institut werden im laufenden Jahr die 14 TWh überschritten. Bis 2025 soll der jährliche Bedarf auf rund
16,4 TWh ansteigen.
Roman Bansen
Roman Bansen
Referent IT-Infrastrukturen beim Digitalverband Bitkom
www.bitkom.org
Foto: Bitkom
„Die meisten Rechenzentren in Deutschland (…) nehmen eine Spitzenstellung bei der Energieeffizienz ein.“
Angesichts dieser Dimensionen schlägt ein Faktor besonders kostentreibend zu Buche: die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Der Jahresenergiebedarf ist so hoch, dass er aus Sicht des Bitkom die Aufnahme von Rechenzentren in die Liste der stromkostenintensiven Branchen rechtfertigen würde - wodurch der Sektor von der EEG-Umlage befreit wäre. Das würde, so Roman Bansen, Bitkom-Referent für IT-Infrastrukturen, „die Chancengleichheit im europäischen Umfeld erheblich verbessern“.
Derzeit ist das aber nicht mehr als ein frommer Wunsch. Zu befürchten ist vielmehr, dass die deutsche Rechenzen­trums-Branche, obwohl sie führend in puncto Energieeffizienz ist, aufgrund der hohen Strompreise weltweit kontinuierlich an Marktanteil verlieren wird. Zu diesem ernüchternden Schluss kamen 2018 das Borderstep Institut und der eco-Verband in der Studie „Bedeutung digitaler Infrastrukturen in Deutschland“.
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