Finanzen im Griff mit Treasury-Management-Lösungen
KI steht noch am Anfang
von Jürgen Mauerer - 10.12.2018
SAP bietet in seiner Treasury-Management-Lösung auch Services wie Predictive Forecasting auf Basis von Algorithmen und maschinellem Lernen sowie automatisiertes Exposure-Management. Letzteres ermittelt Risikopositionen im Finanzmanagement und schlägt Maßnahmen vor, um die Risiken zu begrenzen oder zu lösen. Auch der Eingang von Zahlungen beim Cash-Management lässt sich automatisiert überwachen, Buchungen werden zugeordnet.
Doch das Gros der Unternehmen zögert bei der Umsetzung von KI-Technologien. Das zeigt die aktuelle „Technology Survey 2018“ der Association for Financial Professionals (AFP). Demnach haben bislang nicht einmal 20 Prozent der Firmen beim Treasury Management Technologien wie KI, maschinelles Lernen oder Robotic Process Automation zur Automatisierung wiederkehrender Prozesse implementiert. Sie sind skeptisch, ob sich die Investition lohnt, fürchten sich vor hohem Schulungsaufwand und haben Sicherheitsbedenken.
Christian Suhrbier, Leiter Produktmanagement Treasury & Cash Visibility beim Anbieter Serrala, bestätigt das: „Der Einsatz Künstlicher Intelligenz in Finanzprozessen befindet sich noch in den Startlöchern. Bereits heute sehen wir aber das große Entwicklungspotenzial.“ Ähnliches gilt für die Blockchain.
Ein weiterer wichtiger Trend sind Schnittstellen beziehungsweise APIs zu ERP-Systemen, Marktdaten und anderen Bereichen in der Financial Supply Chain, auch zum fehlerfreien Import von komplexen Excel-Formen. Damit integriert das Treasury-Management-System Daten aus den unterschiedlichsten Datenquellen, bildet eine einheitliche Datenbasis und ermöglicht so eine effiziente und ganzheitliche Steuerung der Finanzströme im Unternehmen. Hier gewinnen in letzter Zeit Dashboards zur grafischen Darstellung wichtiger Kennzahlen erheblich an Bedeutung.
Implementierung vorbereiten
Für die Implementierung einer TM-Lösung müssen Firmen je nach Größe und Anforderungen mit einer Dauer von zwei bis etwa 18 Monaten rechnen. Ein Grund dafür können komplexe Teilprojekte sein wie die Integration von internen Systemen oder Lösungen externer Anbieter, die Modernisierung oder Ablösung von alten Legacy-Systemen oder die Koordination mit Standorten und Regionen beim weltweiten Roll-out.
Die von uns befragten Experten empfehlen daher eine ausgeklügelte Planung des Projekts mit der Definition von Meilensteinen für Teilabschnitte, permanente Erfolgskontrolle und regelmäßige Treffen der Beteiligten. Grundsätzlich raten sie dazu, den verantwortlichen Projektmanager für die Einführung des Treasury-Management-Systems so weit wie möglich von seinen alltäglichen Aufgaben zu befreien.
Haifischbecken TM-Markt
Bei Treasury-Systemen haben Unternehmen zwar immer noch eine relativ große Auswahl, der Markt hat sich in den letzten zwei Jahren aber erheblich konsolidiert. Man kann es nicht anders sagen: Der Markt für TM-Systeme ist ein Haifischbecken. Größter weltweiter Treiber der Konsolidierung war die irische Ion Group, die inzwischen ehemals eigenständige Systeme und Anbieter wie Wallstreet Suite, Treasura,
City Financials, IT2 sowie ITS von Reval übernommen hat.
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Sungard ging im globalen Anbieter FIS („AvantGard Quantum“) auf, und der deutsche Anbieter Hanse Orga hat sich nach den Akquisitionen von Soplex, Tembit, Dolphin und E5 vor Kurzem umbenannt und heißt jetzt Serrala. Serrala hat zudem im Oktober 2018 eine strategische Partnerschaft mit dem Mitbewerber Trinity verkündet, um das cloudbasierte Treasury-Management-System Alevate TMS zu veröffentlichen. Weitere wichtige Anbieter auf dem deutschen Markt sind Bellin, Litreca, Technosis, Tipco und natürlich SAP.
Im Folgenden eine Auswahl der wichtigsten Hersteller aus der DACH-Region und ihrer Produkte.