Drohnen beflügeln viele Business-Felder

Versicherung ist Pflicht

von - 15.03.2017
Drohnen im Lagerhaus: Ein Teehandelshaus in den USA nutzt die Systeme von Intelligent Flying Machines, um die Barcodes von Kartons zu erfassen.
(Quelle: Nvidia / IFM)
In einer Doppelrolle finden sich die Versicherungen wieder, wenn es um Drohnen und deren Einsatz geht: Auf der einen Seite lassen sich Drohnen einsetzen, um Schäden an Gebäuden oder auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu erfassen, etwa nach Naturkatastrophen.
Auf der anderen Seite profitieren Versicherungsunternehmen von Boom bei Drohnen, weil dadurch ein neues Geschäftsfeld entsteht: „Egal ob Sie ein Café oder ein Versandunternehmen führen: Sie müssen versichert sein, um es erfolgreich betreiben zu können. Bei Drohnen ist das nicht anders“, erläutert James Van Meter, Aviation Practice Leader bei Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). So habe es bereits mehrfach Kollisionen und Unfälle gegeben, bei denen Drohnen mit im Spiel waren.
Ein Beispiel dafür ist die Hobby-Drohne, die im Januar nahe München ihrem Besitzer „entflog“. Nach Aktivierung des automatischen Notlandesystems beendete die Drohne ihren Flug, allerdings auf der Autobahn A99. Die Kollision eines Fahrzeugs mit der Drohne verlief glimpflich.
Auch im Umfeld von Flughäfen häufen sich Berichte über Beinahe-Kollisionen zwischen Flugzeugen und Drohnen. Mit der Drohnenverordnung von Bundesverkehrsminister Dobrindt sollen solche Vorfälle unterbunden werden.

Flugsicherung für Drohnen

Ein weiteres Instrument, um potenzielle Gefahren durch Drohnen auszuschalten, ist die Einbindung der Fluggeräte in die Flugüberwachung. Die Deutsche Flugsicherung arbeitet an einem solchen Konzept. Der Hintergrund: Die Zahl der Drohnen in Deutschland wird der Deutschen Flugsicherung zufolge von derzeit 400.000 Stück bis 2020 auf eine Million steigen.
Alexander Dobrindt
Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
www.bmvi.de
Foto: Bundesregierung
„Um der Zukunftstechnologie Drohne Chancen zu eröffnen und gleichzeitig die Sicherheit im ­Luftraum zu erhöhen, ­habe ich eine Drohnenverordnung auf den Weg gebracht.“
Eine Option besteht darin, Drohnen mit einer SIM-Karte auszurüsten und in Mobilfunknetze einzubinden. Über diese könnten die Fluggeräte mit einem Traffic Management System kommunizieren. Ob ein solches System den Drohnenverkehr weitgehend automatisiert steuert und sich darauf beschränkt, Kollisionen mit anderen Luftverkehrsteilnehmern zu verhindern, ist noch offen.
Die Deutsche Flugsicherung geht davon aus, dass sich die Arbeiten an einer entsprechenden Infrastruktur mehrere Jahre hinziehen werden. Eine Voraussetzung dafür, dass eine solche zentrale Steuerung funktioniert, ist eine Registrierungspflicht für Drohnen – so wie bei Autos.

Technische Grenzen

Es liegt auf der Hand, dass bei einer jungen Technologie wie Drohnen noch nicht alles perfekt ist. „Die größten Limitie­rungen liegen unserer Meinung nach in den Bereichen Akkulaufzeit sowie Automatisierung und Redundanz“, sagt Matthias Beldzik von Intel Deutschland. So halten die meisten kommerziellen Drohnen mit einer Akku-Ladung etwa 20 bis 30 Minuten lang durch. Eine Lösung für dieses Pro­blem ist noch nicht Sicht, zumindest solange Akkus und Elektroantriebe verwendet werden.
Das Imperial College in London hat eine Technik entwickelt, mit der sich Drohnen drahtlos mit Strom versorgen lassen, und zwar mit Hilfe induktiver Kopplung. Auf ähnliche Weise lassen sich auch Smartphone-Akkus aufladen. Bis diese Technik einsatzfähig ist, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen.
Alternativen sind Kabel, über die Drohnen mit Energie versorgt werden. Solche „Systeme an der Leine“ sind jedoch nur dann brauchbar, wenn lediglich kurze Distanzen überwunden werden müssen, zum Beispiel bei der Inspektion eines Windrads.
Die Technik der Drohnen
Je nach Einsatzzweck, Ausstattung und Preis verfügen Drohnen für den kommerziellen Gebrauch über unterschiedliche Funktionen und Systemkomponenten.
Zur Grundausstattung zählen:
  • eine automatische Start- und Landefunktion
  • eine GPS-gestützte Navigationseinheit inklusive Karten
  • ein digitaler Flugrekorder
  • eine Vorrichtung, die ein System automatisch zum Startpunkt zurückleitet oder eine Notlandung durchführt, wenn der Funkkontakt abreißt
  • eine Software, mit der sich Routen und Flugpläne vor­geben lassen
  • eine Geofencing-Funktion, etwa auf Basis von GPS, mit der sich das Einsatzgebiet abstecken lässt
Die Kommunikation mit der Drohne läuft über eine Funkfernsteuerung, die im 2,4-GHz- beziehungsweise 5-GHz-Band arbeitet und eine Reichweite von bis zu 8 Kilometern hat. Kommerzielle Drohnen steuert der Pilot über ein „Cockpit“ mit Joystick. Zu den teuersten Komponenten zählen Sensoren und Kameras. Hochauflösende Spezial­kameras können einen vierstelligen Euro-Betrag kosten. Verfügbar sind unter anderem Video- und Wärmebildkameras sowie Multispektral-Sensoren. Zudem gibt es Sensoren, die etwa den Feuchtigkeitsgrad der Luft und die Temperatur messen oder Chemikalien identifizieren.
Der Standardantrieb von Drohnen sind Elektromotoren in Verbindung mit wiederaufladbaren Akkus. Andere Antriebe, etwa gasbetriebene Aggregate mit höherer Leistung und Reichweite, sind in der Erprobung.
Verwandte Themen