Die Digitalisierung mischt die Karten neu

Netflix macht klassische Videotheken überflüssig

von - 05.03.2015
Wie es Kodak und der Fotoindustrie erging, so wird es noch vielen anderen Firmen und Branchen ergehen. Mittelfristig werden Videotheken von der Bildfläche verschwinden, gefolgt von Musikgeschäften und Buchhandlungen. Zu groß ist der Druck, den Streaming-Dienste à la Netflix und Spotify bereits heute auf die etablierten Geschäftsmodelle ausüben.
Streaming-Dienst Netflix auf dem Tablet
Netflix: Streaming-Dienste wie Netflix machen Videotheken und Blu-Rays überflüssig.
Der Zulauf zu Videostreaming-Plattformen ist groß. 2,43 Millionen Neukunden konnte Netflix außerhalb der USA im vierten Quartal 2014 akquirieren. 1,9 Millionen kamen selbst auf dem US-Markt hinzu, der einerseits sehr offen ist für neuartige Geschäftsmodelle, andererseits aber schon längere Zeit von Net­flix versorgt wird. Insgesamt bediente Netflix Ende 2014 weltweit 57,4 Millionen Kunden.
Die Konkurrenz ist mit Diensten wie Amazon Instant Video, Watch­ever, Maxdome, Apple TV, Videoload, Videobuster, Sky Snap, Sony Entertainment Network und vielen weiteren breit aufgestellt. Das Film- und Serienangebot für Videostreamer ist entsprechend umfangreich. Der große Konkurrenzkampf dürfte alsbald zu günstigeren Preisen und zu noch mehr Attraktivität führen.
Wozu also noch eine Blu-Ray kaufen oder ausleihen, wenn das, was der Kunde möchte, im Internet verfügbar ist, teilweise zu Flatrate-Tarifen? Ein paar wenige Geschäfte können sich vielleicht halten, weil ihre Kundschaft vor allem aus Liebhabern besteht, die sich gern noch Bücher, Blu-Rays und CDs ins Regal stellen und die neuen technischen Möglichkeiten noch nicht adaptiert haben. Sie werden allerdings zu einer unrentablen Minderheit schrumpfen.
Streaming-Dienste: Mit eigenen Serien-Produktionen gefährden Amazon, Netflix & Co. auch das Geschäftsmodell der TV-Anstalten.
Diese Entwicklung ist auch dadurch bedingt, dass die Kosten für Fläche und Raum in Großstädten stetig steigen. Anstatt also die Regale um einen zusätzlichen Meter zu erweitern, um Platz für die geschätzten Medien zu schaffen, gegebenenfalls sogar einen Umzug in eine größere Wohnung in Betracht zu ziehen, trennt man sich lieber von den Staubfängern, verzichtet auf unnötigen Stauraum und bezieht, was man konsumieren möchte, über das Internet. Zeit gespart, Platz gespart, Miete gespart.
Streaming-Dienste sind obendrein im Vorteil, weil der Kunde das, was er sehen, lesen oder hören möchte, dann bekommt, wenn er es haben will – im Gegensatz etwa zum Fernsehen. Sendepläne und Werbeblöcke sind eine Plage. Auch die TV-Anstalten müssen sich darauf gefasst machen, dass ihr Geschäftsmodell in einigen Jahren nicht mehr tragfähig ist, wenn sich Video-Streaming per Netflix oder Youtube noch stärker etabliert hat.
Momentan ist Youtube bei der jungen Generation eine der wichtigsten Plattformen für Unterhaltung. Einige wenige Youtuber verzeichnen satte Werbeeinnahmen und leben von der Zahl ihrer Abonnenten. Wer im Fernsehen keinen Sendeplatz bekommen würde, macht sich bei Youtube eben selbstständig und die Zuschauer entscheiden, ob, wen und wann sie ihn sehen wollen.
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