Deutsche Start-ups gewinnen an Bedeutung

Networking ist für uns das A und O

von - 21.09.2017
Die internationale Technologie-Investmentbank GP Bullhound berät sowohl Unternehmen als auch Gründer und Investoren. Mit Julian Riedlbauer, Partner bei GP Bullhound, spricht com! professional über die Finanzierungsmöglichkeiten von Start-ups.
Julian Riedbauer
Julian Riedbauer, Partner bei GP Bullhound
com! professional:
Nach welchen Kriterien vergibt GP Bullhound Funding-Gelder?
Julian Riedlbauer: Wir sind eine internationale Technologie-Investmentbank, die Unternehmen, Gründer und Investoren in den Bereichen Mergers und Acquisitions (M&A) und Wachstumsfinanzierungen berät. Insgesamt haben wir seit unserer Gründung 1999 mehr als 240 erfolgreiche M&A- und Private-Placement-Transaktionen mit führenden Industrieunternehmen wie Delivery Hero, InnoGames, Signavio und Spotify abgeschlossen.
com! professional: Wie genau schauen Sie sich Kandidaten an?
Riedlbauer: Wir fokussieren uns auf wenige gute Finanzierungsprojekte, die wir mit einem hohen Arbeitseinsatz zum Erfolg bringen. Dadurch sind wir sehr selektiv, welche Projekte wir annehmen. Wir analysieren etwa das Angebot, die Produkte, Zahlenmaterial und müssen jedes mögliche Projekt unserem internen internationalen Auswahlkomitee für neue Projekte detailliert vorstellen, es mit dem Komitee besprechen und von diesem freigeben lassen.
com! professional: Spielen für Sie auch Events wie Startup Grind eine Rolle?
Riedlbauer: Networking ist für uns das A und O. Wir sind sehr viel auf verschiedenen Events unterwegs und veranstalten selbst auch mehrere Events im Jahr.
com! professional: Wie intensiv und auf welche Weise sind Sie mit den Firmen verbunden, die Sie finanzieren?
Riedlbauer: Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit den Investoren und den Unternehmen und Start-ups, da wir zwischen beiden Parteien als Berater fungieren. Wir arbeiten sehr intensiv für das jeweilige Unternehmen, erstellen ein umfassendes Unterlagen-Set, begleiten das Unternehmen bei jedem Gespräch mit Investoren und verhandeln die Deals im Detail.
com! professional: Es wird ja gern behauptet, Venture-Capitalists und andere Investoren machten nur mit wenigen Firmen Gewinne. Wie ist das bei Ihnen?
Riedlbauer: Gewinne machen wir durch den Abschluss von Deals zwischen Investoren und Firmen. Wir erhalten dann einen kleinen einstelligen Prozentsatz als Erfolgshonorar.
com! professional: Gibt es wirklich eine Szene für technologische Start-ups in Deutschland oder ist das eher ein Berliner Lokalkolorit?
Riedlbauer: Es stimmt, dass gerade in Berlin eine Vielzahl an Technologie-Start-ups gegründet wird und vertreten ist. Ein großer Unterschied zwischen Deutschland und anderen europäischen Ländern ist allerdings, dass die deutsche Szene eher dezentral organisiert ist – mit diversen Start-up-Hubs und Digital-standorten wie Hamburg, Frankfurt, Köln, Karlsruhe oder München, die quer über Deutschland verteilt sind.
com! professional: Warum funktioniert Ihrer Meinung nach die Verflechtung von Start-ups, Venture-Capital und Universitäten in den USA? Was klappt wirklich, was ist nur Marketing?
Riedlbauer: In den USA hat die Vernetzung von Start-ups, Venture-Capital und Universitäten historische Wurzeln und ist als solche eingespielt. Deutschland hat hier noch Nachholbedarf: Es gibt zwar mehr und mehr Gründerinitiativen an deutschen Hochschulen und auch auf Unternehmertum spezialisierte Studiengänge, aber die Vernetzung funktioniert hierzulande noch nicht so, wie sie müsste. Es gibt erste Erfolge wie Signavio oder Blue Yonder, aber wir brauchen mehr Vorbilder.
com! professional: Auf welche technischen Computing-Felder sollten sich Start-ups in Deutschland konzentrieren?
Riedlbauer: Bereiche, die Unternehmen teilweise schon für sich nutzen und auf die auch Start-ups aufspringen sollten, sind Virtual Reality (VR), Artificial Intelligence (AI) sowie Machine Learning.
VR und AR entwickeln sich derzeit zu den einflussreichsten Medienplattformen, da zunehmend mehr Inhalte entstehen. Machine Learning ist ein weiteres, für Start-ups spannendes Feld. Deshalb sollten sich deutsche Start-ups auf jeden Fall genauer mit diesen Themen beschäftigen. Außerdem ist der Bereich Software as a Service noch immer nicht ausgereizt.
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