Deutsche Start-ups gewinnen an Bedeutung

Ins Silicon Valley

von - 21.09.2017
Dauer zwischen Gespräch und Finanzierung
Quelle: Bitkom
Andere Start-ups, die es bis nach Übersee geschafft haben, sind Crate.io aus Österreich und Datameer. Crate.io wurde 2013 von Bernd Dorn, Christian Lutz und Jodok Batlogg gegründet und hat seinen Hauptsitz inzwischen in San Francisco. Ziel des Start-ups ist es, mit einer Open-Source-SQL-Datenbank IoT-Daten zu analysieren. Man konnte etwa 7 Millionen Dollar an Funding-Geldern eintreiben.
Datameer, 2009 in Dresden gegründet und in mehreren Finanzierungsrunden mit 77 Millionen Dollar ausgestattet, ist angetreten, um Big-Data-Analysen einfach zu machen. Dazu entwickelte man eine cloud- und Hadoop-basierte Lösung, mit der es ohne Technologiekenntnisse möglich sein soll, Analysen von Daten durchzuführen. Nachdem man anfangs einige große Kunden gewinnen und den Umzug der Geschäftsführung nach San Francisco stemmen konnte, ist das Wachstum etwas ins Stocken geraten. Im Sommer 2017 führte Datameer Smart AI (Smart Artificial Intelligence) ein, um sein Vorhaben, „die Datenanalyse zu demokratisieren“, weiterzuführen.
Noch nicht im Silicon Valley ist das in Berlin und Norwegen ansässige Start-up Swarm 64, das ebenfalls um die Vereinfachung von Datenanalysen bemüht ist. In diesem Fall wird Hardware-Beschleunigung eingesetzt. Die Performance von In-Me­mory-Datenbanken wird durch den Einsatz von SSDs um den Faktor zehn erhöht, heißt es bei dem Unternehmen.

Fazit

Die Lage in der deutschen Start-up-Szene ist durchaus gemischt. Es fehlt häufig an Kapital, auffällig ist ferner, dass im Unterschied zu den USA und zu Frankreich viele neue Unternehmen nicht so sehr auf IT fokussiert sind, sondern auf Bereiche, in denen man Marktlücken vermutet – Finanzierungsmethoden, Marketing oder E-Commerce. Und trotz vieler Lippenbekenntnisse aus Politikermund mangelt es an einem umfassenden Förderprogramm auf Bundesebene. Der Trend oder zumindest der Wunsch nach einer Flucht ins gelobte Land des Silicon Valley in den fernen USA ist in der Szene nicht zu übersehen.
Nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung Ernst & Young schlägt sich die Entwicklung an den Börsen positiv auf die Finanzierung von Start-ups nieder. Im ersten Halbjahr sammelten sie in 264 Finanzierungsrunden 2,16 Milliarden Euro ein, während es im gleichen Vorjahreszeitraum nur 972 Millionen Euro waren. Laut Ernst & Young profitierten davon vor allem Internethändler sowie die Bereiche Finanztechnologie und Gesundheit.
Deutsche Start-ups in Zahlen
Wer sich mehr mit der deutschen Start-up-Szene beschäftigen will, findet im „Bitkom Start-up Report 2016“ und im „Start-up-Barometer Deutschland“ von Ernst & Young jede Menge Zahlen und Fakten. Die wichtigsten sind:
  • Lediglich vier von zehn Gründern bevorzugen Deutschland als Standort. Zwar gaben 47 Prozent der Start-ups an, dass sich ihre Situation in den vergangenen zwei Jahren verbessert hätte. Aber nur 44 Prozent der Gründer würden wieder in Deutschland gründen, wenn sie die Wahl hätten. Fast jeder Dritte (32 Prozent) würde sich stattdessen lieber für die USA entscheiden.
  • Die Start-ups gaben an, in den kommenden zwei Jahren durchschnittlich 2,4 Millionen Euro Kapital zu brauchen. Nur jeder dritte Gründer (34 Prozent) hatte zum Zeitpunkt der Befragung bereits ausreichend finanzielle Mittel dafür zur Verfügung. Gleichzeitig stellt die Finanzierung das größte Problem für Start-ups dar. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Gründer gab an, es seien die schwierigen Finanzierungsbedingungen, die ihr Start-up am stärksten einschränken.
  • Berlin ist Deutschlands Start-up-Hauptstadt, was die Finanzierung angeht. Im ersten Halbjahr 2017 flossen knapp 1,5 Milliarden Euro nach Berlin, während Bayern mit 213 Millionen und Hamburg mit 178 Millionen Euro die Plätze zwei und drei belegten.
  • Im Durchschnitt beschäftigen Start-ups 15 Mitarbeiter. Mehr als jedes zweite Start-up hat im Jahr vor der Befragung neue Stellen geschaffen (58 Prozent). 72 Prozent der Start-up-Gründer planten 2016 Neueinstellungen und gerade einmal 1 Prozent wollte Stellen abbauen.
  • Bei den Mitarbeitern sind Start-ups in Deutschland international orientiert. Fast sechs von zehn beschäftigen ausländische Mitarbeiter (56 Prozent). Je größer das Unternehmen, desto höher ist dieser Anteil. Im Schnitt arbeiten in Start-ups Menschen aus fünf Nationen zusammen.
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