Mit Design Thinking innovative Ideen entwickeln

Scheitern muss erlaubt sein

von - 25.04.2018
Um dieses Ziel zu erreichen, empfiehlt Prislin, ein „interdisziplinäres, autonom agierendes Team“ zu bilden, „das die Aufgabenstellung aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet“. Das Problem sei nur, dass dies in vielen Unternehmen mit ihren abgeschlossenen Abteilungen meist ebenso wenig vorgesehen sei wie eine Kultur des Scheiterns. Genau diese sei aber bei der Entwicklung von neuen Lösungen unabdingbar. Man müsse auch beachten, dass Design Thinking nicht zu einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Lösungen geeignet sei.
Prislin rät zum Einsatz von Design Thinking immer dann, wenn „Unternehmen und Auftraggeber ernsthaft an ungewöhnlichen Lösungen und Ansätzen interessiert sind, die auch wirklich den Bedarf von Nutzern respektive Kunden treffen sollen“. Bei kontinuierlichen Weiterentwicklungen bestehender Lösungen sollte man jedoch lieber auf vertraute Methoden wie den Wasserfall setzen. Das Wasserfallmodell ist ein strikt lineares System, das in aufeinanderfolgenden Phasen organisiert ist. Jede Phase hat dabei vordefinierte Start- und Endpunkte mit eindeutig bestimmten Zielen.
Marko Prislin
Marko Prislin
Managing Partner
bei Brainbirds
www.brainbirds.de
Foto: Brainbirds
„Die einzige echte ­Währung ist der Bedarf des Kunden.“
Nach Ansicht von Prislin lässt sich Design Thinking dagegen „überall dort einsetzen, wo man die Ausgangssituation, also den Bedarf des Kunden, noch nicht wirklich kennt“. Er nennt als Bei­spiele „neue haptische Produkte, digitale oder analoge Services, aber auch Prozesse, die für den jeweiligen Nutzer neu ausgerichtet werden sollen“. Auf die digitale Transformation angesprochen, ist Prislin auch hier von Design Thinking überzeugt. Die Methodik passt seiner Meinung nach „explizit auch auf die Anwendung innerhalb der digitalen Trans­formation“.
Design Thinking scheitere nur dann, wenn „dem Team vom Start weg die Lösung eigentlich schon innerhalb der Aufgabenstellung vorgeschrieben“ worden sei. Das gelte auch für Fälle, bei denen auf relevante Erkenntnisse aus der Beschäftigung mit dem Nutzer keinen Wert gelegt worden sei. Positiv wirke sich dagegen aus, wenn von Anfang an offen mit der jeweiligen Aufgabenstellung umgegangen werde. Dazu zähle insbesondere die Möglichkeit, diese im Bedarfsfall bei neuen, relevanten Erkenntnissen abändern oder anderweitig justieren zu können.
Innovation in vier Schritten
David und Tom Kelley haben in ihrem Buch „Kreativität und Selbstvertrauen“ vier Schritte formuliert, die die Basis einer erfolgreichen Innovation sein können, bei der auch die „menschliche Perspektive“ miteinbezogen wird.
1. Inspiration: Warten Sie nicht tatenlos, bis die Inspiration Sie erreicht. Gehen Sie in die Welt und suchen Sie aktiv nach Erfahrungen, die Ihr kreatives Denken anregen.
2. Synthese: Nachdem Sie vor Ort unterwegs waren, ­besteht der nächste Schritt darin, Muster zu erkennen, ­Themen zu identifizieren und die Bedeutung all dessen zu erfassen, was Sie gesehen, gesammelt und beobachtet haben.
3. Ideenbildung/Experimentieren: Als Nächstes unter­suchen wir neue Möglichkeitsfelder. Wir generieren unzäh­lige Ideen und ziehen viele unterschiedliche Optionen in Betracht. Dann versuchen wir, uns den vielversprechendsten mit immer neuen Prototypen anzunähern.
4. Umsetzung: Bevor eine neue Idee auf den Markt kommt, perfektionieren wir das Design und legen einen Plan zur Markteinführung fest.
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