Mit Design Thinking innovative Ideen entwickeln
Scheitern muss erlaubt sein
von Andreas Fischer - 25.04.2018
Um dieses Ziel zu erreichen, empfiehlt Prislin, ein „interdisziplinäres, autonom agierendes Team“ zu bilden, „das die Aufgabenstellung aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet“. Das Problem sei nur, dass dies in vielen Unternehmen mit ihren abgeschlossenen Abteilungen meist ebenso wenig vorgesehen sei wie eine Kultur des Scheiterns. Genau diese sei aber bei der Entwicklung von neuen Lösungen unabdingbar. Man müsse auch beachten, dass Design Thinking nicht zu einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Lösungen geeignet sei.
Prislin rät zum Einsatz von Design Thinking immer dann, wenn „Unternehmen und Auftraggeber ernsthaft an ungewöhnlichen Lösungen und Ansätzen interessiert sind, die auch wirklich den Bedarf von Nutzern respektive Kunden treffen sollen“. Bei kontinuierlichen Weiterentwicklungen bestehender Lösungen sollte man jedoch lieber auf vertraute Methoden wie den Wasserfall setzen. Das Wasserfallmodell ist ein strikt lineares System, das in aufeinanderfolgenden Phasen organisiert ist. Jede Phase hat dabei vordefinierte Start- und Endpunkte mit eindeutig bestimmten Zielen.
Nach Ansicht von Prislin lässt sich Design Thinking dagegen „überall dort einsetzen, wo man die Ausgangssituation, also den Bedarf des Kunden, noch nicht wirklich kennt“. Er nennt als Beispiele „neue haptische Produkte, digitale oder analoge Services, aber auch Prozesse, die für den jeweiligen Nutzer neu ausgerichtet werden sollen“. Auf die digitale Transformation angesprochen, ist Prislin auch hier von Design Thinking überzeugt. Die Methodik passt seiner Meinung nach „explizit auch auf die Anwendung innerhalb der digitalen Transformation“.
Design Thinking scheitere nur dann, wenn „dem Team vom Start weg die Lösung eigentlich schon innerhalb der Aufgabenstellung vorgeschrieben“ worden sei. Das gelte auch für Fälle, bei denen auf relevante Erkenntnisse aus der Beschäftigung mit dem Nutzer keinen Wert gelegt worden sei. Positiv wirke sich dagegen aus, wenn von Anfang an offen mit der jeweiligen Aufgabenstellung umgegangen werde. Dazu zähle insbesondere die Möglichkeit, diese im Bedarfsfall bei neuen, relevanten Erkenntnissen abändern oder anderweitig justieren zu können.