Datenzentren im Rack-Format machen flexibel

„Klassische IT-Abteilungen werden Service-Anbieter“

von - 27.04.2015
Unser Interviewpartner ist Roland König, Leiter des Geschäftsfelds Virtualisierung der Bechtle AG und Geschäftsführer des Bechtle IT-Systemhauses München/Regensburg
com! professional: Herr König, was ist der größte Unterschied zwischen einer konvergenten und einer hyperkonvergenten Infrastruktur?
Roland König: Die konvergenten Infrastrukturen sind zwar für die Virtualisierung optimiert, bestehen aber immer noch aus Einzelkomponenten. Planung und Aufbau sind aufwendig, dauern lange und sind nur mit Expertenwissen zu bewerkstelligen.
Roland König, Leiter Geschäftsfeld Virtualisierung der Bechtle AG und Geschäftsführer des Bechtle IT-Systemhauses München/Regensburg
Roland König, Leiter Geschäftsfeld Virtualisierung der Bechtle AG und Geschäftsführer des Bechtle IT-Systemhauses München/Regensburg
Hyperkonvergente Infrastrukturen sind da­rauf ausgelegt, schnell und einfach bestimmte Aufgaben zu erledigen. Die Implementierungszeit beträgt gerade mal zwischen 15 Minuten und zwei Stunden, und die Systeme können von jedem bedient werden, der sich mit der Verwaltung virtueller Umgebungen auskennt.
com! professional: Für welche Aufgaben sind sie geeignet und für welche nicht?
König: Im Prinzip lassen sich alle Standardaufgaben im Rechenzentrum damit abdecken. Wir haben Tests gefahren mit Oracle- und Microsoft-SQL-Datenbanken. Wenn das Design dahinter passt, habe ich im Vergleich zu traditionellen Systemen keine Leistungseinbußen. Natürlich gibt es Einsatzfelder, für die hyperkonvergente Systeme nicht oder noch nicht geeignet sind. Nehmen Sie beispielsweise das Thema Big Data oder auch große SAP-Umgebungen. Die würde ich prinzipiell nicht auf eine hyperkonvergente Infrastruktur verlegen.
com! professional: Hyperkonvergente Systeme basieren auf x86-Standard-Hardware und können in der Leistung sicher nicht mit spezialisierten Lösungen, etwa Flash-Arrays, mithalten, oder?
König: Das sehe ich anders, wir haben Vergleiche gefahren, die diese Vermutung nicht bestätigen. Die Frage ist natürlich, welche Systeme aus der Hyperkonvergenzfamilie Sie verwenden. Die werden sich weiterentwickeln und schneller werden. Es kommt ja bereits die zweite Generation auf den Markt.
com! professional: Was wird diese Generation auszeichnen?
König: Sie wird schneller sein, mehr Knoten unterstützen, mehr Funktionen bieten und natürlich auch weiter in Rechenzentren vorstoßen. Schon heute lösen wir traditionelle Infrastrukturen in mittleren Rechenzentren durch hyperkonvergente Systeme ab. Wir haben Kunden, die überlegen, 30, 40 oder 50 solcher Blöcke zu kaufen. Das sind dann keine kleinen Umgebungen mehr. Wir sind auch dabei, mit einigen Kunden die Auslands­niederlassungen auszurüsten. Das müssen Sie sich mal vorstellen: Sie schicken eine zwei Höheneinheiten große Box in Ihr Auslandsbüro, schließen sie an, verbinden sie mit dem Netzwerk, replizieren die Daten und haben damit Ihre Auslandsniederlassung voll redundant abgesichert, ohne dort einen Administrator beschäftigen zu müssen.
com! professional: Steigt nicht mit 30 oder 40 Blöcken der Managementaufwand stark an?
König: Nein, überhaupt nicht. Sie haben das Management in einem Tool, und wenn es weltweit hundert Appliances sind, dann sehen Sie eben hundert. Sie überblicken den Betrieb in jedem Bereich, das ist wirklich simpel.
com! professional: Kritiker sagen, hyperkonvergente Systeme seien extrem teuer, wenn man sich den Preis pro GByte Speicher ansieht. Stimmt das?
König: Wenn Sie die vorhandene physische Speicherkapazität betrachten, dann mag das stimmen. Wenn Sie aber bedenken, dass hyperkonvergente Systeme durch Komprimierung und Deduplizierung ein Vielfaches dieser Kapazität bereitstellen können, sieht die Rechnung schon ganz anders aus. Ich kenne Systeme, die auf acht Höheneinheiten Petabytes an Daten verwalten, das lässt sich mit traditionellem Storage nicht mehr vergleichen.
com! professional: IT-Abteilungen dürften von dem Trend nicht allzu begeistert sein. Schließlich sind die Arbeitsplätze vieler Spezialisten gefährdet. Wie überzeuge ich den IT-Verantwortlichen davon, in hyperkonvergente Systeme zu investieren?
König: In der Regel werden solche Systeme im Management positioniert, weil es darum geht, die operativen Kosten zu senken. Alle IT-Abteilungen, egal ob klein oder groß, befinden sich gerade in einer Transformation. Sie verändern sich von klassischer IT, die einen Server oder Speicherplatz zur Verfügung stellt, hin zum Service-Anbieter. Die Automatisierung in den hyperkonvergenten Systemen und das simple Management machen die Arbeit der IT-Abteilung schneller und einfacher.
Die Verantwortlichen können sich dann um die eigentlich entscheidenden Probleme kümmern: Wie schnell bringe ich Services auf den Markt? Wo kann ich Services günstig einkaufen und integrieren? Wie kann ich eine verteilte Umgebung für mehr Datensicherheit und Disaster Recovery aufbauen? Da entwickeln sich neue Szenarien, die dem Kunden helfen, die operativen Kosten im Griff zu behalten, obwohl die Anforderungen steigen.
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