Datengetriebenes Business statt Datensilos

Fazit & Ausblick

von - 18.02.2019
Unternehmen stehen vor der gewaltigen Herausforderung, die Business-Anforderungen der Fachabteilungen mit der Data Governance, dem Regelwerk für das Managen der Verfügbarkeit, mit Benutzerfreundlichkeit sowie Datenintegrität und Datensicherheit in Einklang zu bringen. Das klingt kompliziert - und das ist es auch.
Wie sieht nun eine optimale Datenkontrolle im Unternehmen aus, ohne dass man sich die Freiheit nimmt, seine Daten dort zu speichern, wo man möchte?
Echte Datensilos machen es laut Frank Waldenburger von Informatica fast unmöglich, die Datenqualität in allen Bereichen des Unternehmens gleich zu halten, da die Daten nicht synchronisiert werden können und sich unter Umständen unkontrolliert vermehren.
Hinzu kommt: Die Datenqualität in vielen Unternehmen ist nach den Erfahrungen von Lukas Höfer in den meisten Fällen viel schlechter, als die zuständigen Abteilungsleiter vermuten - vor allem an den Stellen, an denen Daten händisch erfasst werden. Dabei gehe es nicht nur um Tippfehler oder fehlende Angaben, immer wieder zeige sich, dass jede Abteilung und sogar jeder Mitarbeiter einen eigenen Stil der Datenerfassung pflege. So würden zum Beispiel Datenbank­felder, die ein Mitarbeiter im Regelfall nicht benötigt, schon einmal für eigene Zwecke „missbraucht“, zum Beispiel für zusätzliche Notizen.
Auch eine mangelnde Dokumentation oder die Nichteinhaltung von Prozessen sorgen laut Höfer häufig für Daten, die nicht oder nur mit sehr großem Aufwand auswertbar sind. Der „Topf voll Gold“, den sich viele Unternehmen aus ihren über Jahre gesammelten Daten erhofften, bleibe deswegen auch nach der Auflösung einzelner Datensilos oft noch lange nur ein Traum.
Das Resümee von Gareth Withing von Delphix lautet: „Der nächste Schritt ist, die in den letzten 30 bis 50 Jahren gewachsenen Strukturen aufzubrechen und die eigenen Legacy-Systeme zu modernisieren. Grundlegende Veränderungen sind keine leichte Aufgabe, aber Unternehmen haben erkannt, dass ihr zukünftiger Erfolg davon abhängt, wie gut sie mit Hilfe strategischer Cloud- und On-Premise-Lösungen das Maximum aus ihren eigenen Daten herausholen. Jetzt gilt es, die entsprechenden Strategien zu entwickeln und umzusetzen.“
Im Zuge der seit knapp einem Jahr gültigen EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind immerhin viele Unternehmen aufgewacht - das Regelwerk zwingt sie dazu, ihre Datenstrategie zu überdenken und gegebenenfalls neu auszurichten. So muss etwa Gewissheit darüber hergestellt werden, welche Daten man nutzen und analysieren darf - und das erreicht man in der Regel nur mit einer durchgängigen Data Governance.
Datensilos und die DSGVO
Alle Entscheidungen rund um das Datenmanagement müssen im Kontext der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) getroffen werden.
Die Gewährleistung der Konformität ist oberstes Gebot für jede Datenstrategie, gerade was die Speicherung und Weitergabe personenbezogener Daten angeht. Bei isolierten Datensätzen in Silos ist allerdings nur schwer nachvollziehbar, welche Informationen sie genau enthalten, wie sie gesichert sind und wer sie einsehen kann. Deshalb spielen Technologien wie die Datenmaskierung, also die Anonymisierung von Daten, im modernen Datenmanagement eine zentrale Rolle. Durch sie lassen sich
Datensätze unkompliziert teilen, ohne sensible Informationen zu kompromittieren.
Die Datenschutz-Grundverordnung ist aktuell also eine gute Möglichkeit, zusätzlichen Nutzen aus den Aktivitäten zur Um­setzung der regulatorischen Vorgaben zu erzielen. Um den Anforderungen der Verordnung gerecht zu werden, müssen die Unternehmen für sich selbst maximale Transparenz hinsichtlich ihrer Datenbestände schaffen. Damit identifizieren sie, an welchen Stellen personenbezogene Daten gespeichert sind. Hierbei bietet sich unter anderem die Einführung von Stammdatenmanagement-Systemen an, um etwa den sogenannten Consent - also das Einverständnis zur Datenverwendung von Kunden und Partnern - zu managen.
An solch einen zentralen Daten-Hub werden alle Applikationen inklusive Datensilos angeschlossen. Damit erfolgt eine Integration dieser Silos, sie werden praktisch aufgelöst. In einem weiteren Schritt ist dann eine Konsolidierung dieser Silos und eine Migration in andere Systeme sinnvoll, um weitere Einspareffekte zu erzielen und die Aufwendungen zur Datenpflege und Synchronisation zu verringern.
Wenn man nicht weiß, wo und in welcher Qualität personenbezogene Daten im Unternehmen liegen und diese nicht transparent über sämtliche Datenprozesse hinweg gemanagt werden, ist die Umsetzung der DSGVO eine schier unlösbare Aufgabe – egal ob es um das Recht auf Vergessen oder das Einsehen gespeicherter Daten geht.
Verwandte Themen