Datenbanken in der Cloud - flexibler und sicherer

Reichlich Auswahl

von - 11.02.2020
Anbieter von Database as a Service
Anbieter von Database as a Service: Laut Forrester führend sind Amazon, Microsoft, Oracle, MongoDB und Google.
(Quelle: Forrester Reseach (Q2 2019))
Keine Schwierigkeiten dürften Unternehmen dagegen haben, die passende Datenbank bei einem Cloud-Service-Provider zu finden. Führende Anbieter halten neben Open-Source-Datenbanken auch herstellerspezifische Lösungen bereit, zum Beispiel von SAP, Oracle und IBM.
Selbst hoch spezialisierte Datenbanken, etwa für Blockchain-Anwendungen, sind via Public Cloud erhältlich. So stellte AWS vergangenen Herbst die Amazon Quantum Ledger Database (QLDB) vor. Sie ermöglicht es, Transaktionen zwischen Geschäftspartnern in einer sicheren, nachprüfbaren, verschlüsselten Form abzulegen. Diese Informationen lassen sich mit Hilfe von Standard-SQL-Queries abrufen.

Auswahlkriterien

Bei der Wahl eines DBaaS-Anbieters raten Marktforscher und Systemhäuser vor allem folgende Kriterien zu berücksichtigen:
Datenbanken: Hier gilt es zu prüfen, welche Datenbanken das eigene Unternehmen derzeit nutzt und welche mittelfristig  hinzukommen. Bietet ein Provider alle Systeme an, vereinfacht dies die Abstimmung. Wer eine Multi-Cloud-Strategie verfolgt, also auf Services mehrerer Provider zurückgreift, sollte außerdem abwägen, welche DBaaS-Dienste er von welchem Provider bezieht. Nutzer von Microsoft SQL sind beispielsweise bei Microsoft Azure gut aufgehoben.
Automatisierungsfunktionen: Diese kommen vorzugsweise in Verbindung mit maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz (KI) zum Einsatz. Dazu gehören das automatische Bereitstellen der Daten, das Laden und Indizieren von Daten und das Tuning von Queries. Solche Funktionen vereinfachen die Bedienung der Cloud-Datenbank und entlasten die eigenen IT-Experten.
Doug Henschen
Doug Henschen
Vice President und Principal Analyst bei Constellation Research
www.constellationr.com
Foto: Constellation Research
„Jedes relationale Datenbank-Managementsystem, das als Software zur Verfügung steht, lässt sich auch auf Infrastruktur-Plattformen in einer Cloud betreiben.“
Datensicherheitsvorkehrungen: Zu den Standardfunktionen zählen die Verschlüsselung der Daten auf dem Transport von und zur Datenbank und in der Datenbank selbst, außerdem ein Monitoring und eine Schlüsselverwaltung. Nur ein Teil der Anbieter, so die Marktforschungsfirma Forrester Research, unterstützt weitergehende Security-Maßnahmen. Beispiele sind das dynamische Maskieren von Daten, der Einsatz von Token sowie die Integration in eine LDAP-Infrastruktur (Lightweight Directory Access Protocol) für die Nutzer- und Systemverwaltung.
Ökosystem der DBaaS-Lösung: Mit einer cloudbasierten Datenbank allein ist es nicht getan. Notwendig sind ergänzende Tools und Frameworks. Dazu zählen Werkzeuge für die Datenintegration, das Data Pipelining, die Umsetzung von Data-Governance-Richtlinien sowie Plattformen, mit denen Firmen die Datenqualität verbessern können. Potenzielle Nutzer sollten daher prüfen, welche Tools ein DBaaS-Anbieter selbst bereitstellt und welche über Partner verfügbar sind.

Autonome Cloud-Datenbanken

Der nächste Evolutionsschritt der cloudbasierten Datenbanken ist die Autonomous Database. Oracle war nach eigenen Angaben der erste Anbieter eines solchen DBMS-Systems. Das Konzept bündelt laut Oracle im Prinzip alle Vorteile einer Datenbank, ohne dass die Anwender sich im Detail darum kümmern müssen. Sie ist auf Knopfdruck verfügbar, skaliert sich selbst, betreibt, pflegt und justiert sich selbst und sorgt automatisch für die Sicherheit der Daten.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Datenbank-Adminis­tratoren durch Algorithmen ersetzt werden, so der Software-Anbieter Quest. Vielmehr entwickele sich der Datenbank­verwalter zu einem Daten-Administrator weiter. Autonome (cloudgestützte) DBMS verschaffen solchen Experten den Freiraum, sich verstärkt um Datenanalysen zu kümmern.

Datenplattformen kombinieren

Ein weiterer Trend, der sich bei cloudgestützten Datenbanken entwickelt hat: Die Grenzen zwischen cloudbasierten Datenbanken, Datenplattformen und Datenmanagement-Lösungen verschwimmen. Das zeigen die Lösungen von MemSQL Helios, DataStax und Delphix.
Die Plattform von Delphix virtualisiert beispielsweise Datenquellen wie Oracle, Microsoft SQL, IBM DB2 und SAP. „Unsere Lösung befähigt Unternehmen, Compliance- und Datenrichtlinien einzuhalten“, erläutert Marcus Flohr, Director of Alliances bei Delphix. „Mit unserer Lösung lassen sich vertrauliche Daten aus verschiedenen Datenquellen automatisch profilieren und erkennen.“ Unternehmen können so Daten maskieren, ohne ihren geschäftlichen Wert und ihre referenzielle Integrität zu beeinträchtigen.
Die Informationen aus den Datenbanken lassen sich Entwicklern, Testern und Externen zur Verfügung stellen.

Fazit & Ausblick

Database as a Service bietet Unternehmen eine ganze Reihe von Vorteilen. Dazu zählt, dass auch Firmen mit kleineren IT-Abteilungen Datenbanken nutzen können - ohne den Aufwand betreiben zu müssen, den dies sonst erfordert. Doch eine Migration von Unternehmens-Datenbanken in die Cloud will wohl bedacht und gut vorbereitet sein. Denn die Informationen in diesen Databases zählen in einer datenorientierten Welt zu den Kronjuwelen einer Firma.
Unternehmen sind zudem gut beraten, bei der Wahl eines DBaaS-Angebots die Sicherheit zu berücksichtigen. Das gilt etwa für die Verschlüsselung der Daten und die Zugriffsmöglichkeiten von Administratoren des Service-Providers. Doch ein unüberwindbares Hindernis dürften heute die Anforderungen an die Sicherheit und den Schutz von Daten nicht mehr darstellen. Schließlich haben Unternehmen immer noch die Option, Datenbank-Dienste teils als Cloud-Service zu beziehen und  teils über die eigene Private Cloud bereitzustellen.
Präferenzen
Präferenzen: Von den Open-Source-Datenbanken läuft ein Großteil in hauseigenen Rechenzentren. Public-Cloud-Dienste kommen hier auf knapp 37 Prozent.
Foto: Scalegrid, 2019
Die Welt der Datenbanken ist bunt
Eine Monokultur in Bezug auf Datenbanken ist in Unternehmen kaum anzutreffen. Vielmehr setzen die meisten Anwender auf eine bunte Mischung aus SQL- und NoSQL-Lösungen, Cloud- und On-Premise-Varianten und Produkten unterschiedlicher Hersteller. 
Lediglich rund 26 Prozent der Unternehmen haben nur eine Art von Datenbank im Einsatz. Knapp 39 Prozent verwenden zwei bis drei unterschiedliche Typen, 21 Prozent bis zu fünf Datenbanken. Der Rest kommt auf bis zu acht Systeme. Das ergab eine Befragung von Entwicklern, Datenbank-Managern und IT-Verantwortlichen durch Scalegrid, einen amerikanischen Anbieter von Database-as-a-Service-Lösungen.
Ein Unternehmen, das eine heterogene Datenbank-Welt in eine Cloud verlagern will, muss bei der Wahl eines Providers also sorgfältig vorgehen: Dieser sollte nicht nur selbst entwickelte Lösungen parat haben, sondern beispielsweise auch Open-Source-Databases unterstützen. Dazu gehören vor allem MySQL, PostgreSQL, MongoDB, Redis und MariaDB.
Keine Überraschung ist, dass mehr als drei Viertel der
Unternehmen, die mehrere Datenbank-Managementsysteme verwenden, parallel SQL- und NoSQL-Lösungen einsetzen. Relationale Datenbanken auf Basis von SQL eignen sich vor allem für die Verarbeitung strukturierter Daten. NoSQL-Versionen sind die bessere Wahl für unstrukturierte Informationsbestände. Nach Angaben von DataStax, einem Anbieter einer Datenmanagement-Plattform auf Grundlage der No­SQL-Datenbank Cassandra, eignet sich NoSQL speziell für Cloud-Anwendungen, Produktkataloge, das Tracking von Nutzeraktivitäten und Messaging-Anwendungen.
Noch ein Blick darauf, wo Unternehmen populäre Open-Source-Datenbanken wie MySQL oder MongoDB hosten: Fast die Hälfte (49,5 Prozent) bevorzugt (noch) eigene Rechenzentren, an die 14 Prozent setzen auf eine Hybrid-Cloud. Auf Public-Cloud-Umgebungen entfallen rund 37 Prozent der Implementierungen. Diese Resultate beißen sich nicht mit den Ergebnissen von Marktforschungsfirmen wie Gartner, die zwei Drittel der Datenbanken in der Cloud verorten. Denn die Daten von Scalegrid beziehen sich nur auf Open-Source-Lösungen. Neben diesen Open-Source-Anwendungen setzen Unternehmen herstellerspezifische Datenbanken ein, etwa von Oracle, AWS, Microsoft, IBM oder Google.
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