Datenbanken in der Cloud - flexibler und sicherer

PaaS versus IaaS

von - 11.02.2020
Zu beachten ist, dass es unterschiedliche Spielarten von cloudbasierten Datenbanken gibt. DBaaS liegt eine Mischung der Cloud-Bereitstellungsmodelle Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS) zugrunde. Unternehmen mieten dabei gewissermaßen eine Datenbank in der Cloud. Die Bereitstellung, Implementierung und Wartung übernimmt der Service-Anbieter.
Ein alternatives Vorgehen besteht darin, die Server sowie Netzwerk- und Storage-Systeme eines Cloud-Service-Providers zu nutzen, um darauf eine Datenbank zu implementieren, Stichwort Infrastructure as a Service (IaaS): „Jedes relationale Datenbank-Managementsystem, das als Software zur Verfügung steht, lässt sich auch auf Infrastruktur-Plattformen in einer Cloud betreiben. Doch dieser Ansatz bietet nicht dieselbe Agilität, nicht so eine einfache Bedienung und nicht die gleichen Einsparmöglichkeiten bei der Administration wie Database-as-a-Service-Angebote“, erklärt Doug Henschen, Vice President und Principal Analyst beim Marktforschungsunternehmen Constellation Research.
Uwe Scheuber
Uwe Scheuber
Director Microsoft Business & Cloud bei Fujitsu
www.fujitsu.com/de
Foto: Fujitsu
„Datenbanken werden mehr und mehr als Basis von Platform as a Service zur Verfügung gestellt. Für sensible Systeme kommen weiterhin Varianten zum Einsatz, die auf Infrastructure as a Service basieren.“
Beide Optionen haben jedoch ihre Berechtigung, erläutert Uwe Scheuber, Director Microsoft Business & Cloud beim IT-Unternehmen Fujitsu: „Datenbanken werden zwar mehr und mehr auf Basis von Platform as a Service zur Verfügung gestellt. Für sensible Daten kommen aber weiterhin Varianten zum Einsatz, die auf Infrastructure as a Service basieren.“ Eine weitere Option seien Private-Cloud-Umgebungen im Unternehmensrechenzentrum, in denen DBMS mit besonders heiklen Informationsbeständen vorgehalten werden. Das können Forschungs- und Entwicklungsdaten sein, aber auch personenbezogene Informationen.

Vorteile von DBaaS

Die führenden Anbieter von DBaaS-Diensten verweisen naturgemäß auf die Vorzüge des Ansatzes: „Neben dem vereinfachten und reduzierten Administrationsumfang, trotz steigender Datenvolumina, punkten Datenbankservices mit einer besseren Elastizität. Der Grund ist die höhere Flexibilität der Infrastruktur“, sagt beispielsweise Barbara Wittenberg, Sales Director Autonomous Cloud beim Software-Unternehmen Oracle Deutschland. Weitere Pluspunkte von DBaaS sind laut Wittenberg ein verbessertes und automatisiertes Lifecycle-Management der Software. „Im Grunde profitieren Anwender also nicht nur von einem Mehr an Sicherheit, sondern auch von hoher Skalierbarkeit - und dies in allen Richtungen“, so die Oracle-Managerin.
Sogeti, ein Unternehmensbereich des IT-Beratungsunternehmens Capgemini mit Schwerpunkt Testen und Qualitätsmanagement von Software, führt weitere Vorzüge von Database as a Service an. Dazu zählt, dass eine Cloud-Datenbank auch für stark wachsende Datenmengen gerüstet ist. So stehen in einer Public Cloud Storage-Ressourcen zur Verfügung, die sich skalieren lassen, von schnellen Flash-Speichersystemen bis hin zu Datenarchiven. Hinzu kommt, dass ein Cloud-Service-Provider Nebenaufgaben übernimmt. Dazu gehört es, Vorkehrungen gegen den Ausfall von Datenbanksystemen zu treffen, Stichwort Disaster Recovery.
In Rechenzentren von Großunternehmen sind solche Schutzmaßnahmen Standard, in einem beträchtlichen Teil der Data-Center mittelständischer Unternehmen hingegen nicht. Aus diesem Grund profitieren kleinere und mittelständische Firmen von solchen Funktionen, wenn sie eine Cloud-Datenbank einsetzen.

Höhere Agilität

Zu den wichtigsten Vorteilen einer cloudbasierten Datenbank dürfte jedoch die höhere Agilität der Nutzer zählen. Ein Beispiel sind Software-Entwicklungsabteilungen. Sie können per Mausklick eine Datenbank aufsetzen, etwa mit Hilfe eines Web-Portals oder einer API. Anfragen an die IT-Abteilung, damit diese eine Database einrichtet, sind nicht mehr nötig.
Hilfreich ist, wenn ein DBaaS-Dienst Automatisierungsfunktionen bereitstellt. Um beim Beispiel App-Entwickler zu bleiben: Sie müssen häufig Datenbanken aufsetzen, etwa für Tests, und diese nach Abschluss wieder einstampfen. Dieser Prozess kann weitgehend automatisiert werden.

Potenzielle Problemfelder

Unternehmen, die DBaaS nutzen wollen, sehen sich allerdings auch mit einer Reihe Herausforderungen konfrontiert. Das größte Problem ist laut der IOUG-Studie die Netzwerk­anbindung (37 Prozent), gefolgt von einer zu geringen Performance. Vor allem für Firmen mit Niederlassungen in Regionen, in denen nur Internetanbindungen mit geringer Bandbreite zur Verfügung stehen, ist daher eine Cloud-Datenbank nicht unbedingt die beste Wahl.
Auch mit dem Thema Datenschutz und Datensicherheit hatten Nutzer der Studie zufolge Schwierigkeiten. Wichtig ist beispielsweise vor dem Hintergrund der Datenschutz-Grundverordnung, dass ein Unternehmen personenbezogene Daten in einer Datenbank ablegen kann, die sich in einem Cloud-Rechenzentrum in einem EU-Land befindet.
Eine zentrale Rolle spielen zudem die Gesamtkosten. Es ist anzuraten, eine mehrschichtige Storage-Strategie für die Daten zu erarbeiten, die eine Datenbank speichert und bearbeitet. So müssen nicht sämtliche Informationen ständig im Zugriff sein und daher auf teureren Flash-Speichermedien vorgehalten werden. Solche Daten lassen sich auf kostengünstigere, dafür langsamere Medien wie Festplatten auslagern.
Anbieter von Database as a Service und Cloud-Datenplattformen (Auswahl)

Anbieter

Lösung

Beschreibung

Alibaba

U. a. AsparaDB for RDS, for MariaDB, for Redis und for MongoDB; AnalyticDB for MySQL und PostgreSQL

Umfangreiche Palette von DBaaS-Angeboten, vergleichbar mit AWS, Microsoft und Google; Schwerpunkt auf populären Datenbanken wie MySQL, Microsoft SQL-Server, MariaDB, MongoDB und so weiter; laut Forrester Research Nachholbedarf bei Sicherheitsfunktionen

Aiven

Aiven

Populäre Datenbanken as a Service, etwa Elasticsearch, MySQL, Cassandra, PostgreSQL, Redis; Bereitstellung über Cloud-Plattformen von AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform, Digital Ocean, Upcloud; Message Broker und Visualisierungs-Tools verfügbar; laut Nutzern teilweise höhere Preise als AWS und Azure

Amazon Web Services

U. a. Amazon Aurora, Document DB, DynamoDB, Neptune, Relational Database Service (RDS), Simple DB, Amazon Cassandra Service, Amazon QLDB

Umfangreichstes Angebot gemanagter Datenbanken auf dem Markt, außerdem Bereitstellung von Databases anderer Anbieter, etwa Oracle und SAP; spezielle Datenbanken wie Amazon QLDB, Tools für vereinfachte Migration; laut Forrester Research Schwächen beim Support komplexer Datenbankumgebungen

Cloudera

Cloudera ODBMS Operational Database Management Service, Cloudera Enterprise, Cloudera Director

Option, Cloudera ODBMS in Public Clouds zu implementieren, Unterstützung von AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform, SQL- und NoSQL-Schnittstelle, für Multi-Petabyte-Datenvolumina ausgelegt, für Bereitstellung und Analyse von Echtzeitdaten, mandantenfähig

Couchbase

Couchbase NoSQL Database, Couchbase Managed Cloud

Cloudnative, verteilte NoSQL-Datenbank, in Verbindung mit Couchbase Autonomous Operator Implementierung und Betrieb auf Cloud-Plattformen, zudem als Managed Service verfügbar. Zielgruppe: Unternehmen, die Probleme beim Zusammenfügen von DBaaS, Analytics-Anwendungen, Caching-Lösungen und so weiter vermeiden wollen

DataStax

DataStax Apollo

DBaaS-Angebot auf Basis von Cassandra, Bereitstellung über die Plattformen AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform und DataStax Constellation. Ein Schwerpunkt: vereinfachte Entwicklung von datenorientierten Anwendungen (Status Ende 2019: noch in Beta-Test)

Delphix

Delphix Dynamic Data Platform

Plattform für das Management von Daten, Zugriff von Unternehmensdaten aus heterogenen Quellen, virtualisierter Selfservice-Zugriff auf Daten, Maskieren von sensiblen Informationen; als Cloud-Service oder On-Premise

EnterpriseDB

Postgres as a Service

Managed Service für die Implementierung von Postgres-Datenbank-Clustern in der Cloud, über AWS und Microsoft Azure verfügbar, einfache Konfiguration, hohe Verfügbarkeit

Fujitsu

Database-as-a-Service for Oracle

DBaaS-Angebot auf Basis von Oracle Datenbase 12c, Referenzarchitektur mit Servern, Storage- und Netzwerksystemen für die Implementierung in Private Clouds, mandantenfähige Container-Datenbank für die Betreuung von mehreren Hundert „Pluggable“ Databases (PDB)

Google

Google Cloud Platform, Big Table, Cloud Spanner, Cloud SQL, Big Query

Umfassendes Portfolio von SQL- und NoSQL-Datenbanken, In-Memory-DBMS und Data Warehouses (Big Query), Zusammenarbeit mit Open-Source-Analytics-Unternehmen, laut Anwendern auch für komplexe Einsatzfelder geeignet, Kritik an Kosten und Mangel an Datenmanagement-Tools

IBM

IBM DB2 on Cloud, IBM Cloudant, IBM Cloud Databases

Breite Palette an Datenbanken, von DB2 über Graph- und SQL-DBMS (MySQL, Postgre) bis zu NoSQL-Angeboten (Cloudant); Schwerpunkte u. a. Verfügbarkeit, Sicherheit, Automatisierung

MariaDB

SkySQL

DBaaS-Angebot von MariaDB (angekündigt), Basis: aktuelle Versionen der MariaDB-Software, Funktionen u. a. Clustering, automatisches Fail-over, spaltenbasierte Datenbank-Architektur, für transaktionsorientierte und Analytics-Aufgaben

MemSQL

MemSQL Helios

Datenbank und Datenplattform. Basis: skalierbare SQL-Datenbank mit Analytics- und Datenintegrationsfunktionen, Unterstützung von AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform und Oracle

Microsoft

Azure Cosmos DB, Azure SQL Database, Azure Database for MySQL, Azure Database for PostgreSQL, MariaDB, Azure Cache for Redis

Umfangreiches Angebot von DBaaS-Diensten, inklusive Data Warehouse. Neben Oracle, AWS und Google einer der führenden DBaaS-Anbieter; hoher Automatisierungsgrad durch Einsatz von Machine Learning und KI; hohe Verfügbarkeit, Sicherheit und Performance, auch dank Data-Centern in Deutschland und der EU

MongoDB

MongoDB Atlas

NoSQL-Datenbank MongoDB als gehosteter Cloud-Service bei AWS, Microsoft Azure und Google Cloud Platform, Schwergewicht auf einfacher Bedienung, hoher Performance und guter Skalierbarkeit

Ninox

Ninox Cloud

Datenbank mit Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen, Cloud- oder On-Premise-Version verfügbar, Zugriff auf Ninox Cloud per Browser

Oracle

Oracle Database Cloud Service, Oracle Autonomous Transaction Processing, Autonomous Data Warehouse

Schwerpunkte u. a. Autonomous Database und Datenbank-Funktionen, die auch On-Premise zur Verfügung stehen, Wahl zwischen gemanagter Lösung und dedizierten Datenbank-Instanzen, die der Nutzer selbst verwaltet; hoher Sicherheits- und Automatsierungsgrad

Rackspace

Cloud Databases

DBaaS von populären Datenbanken wie MariaDB, Microsoft SQL, Elasticsearch, MongoDB und Oracle, verfügbar auf Shared- oder Dedicated-Servern, sprich auch als IaaS-Angebot

Redis Labs

Redis Enterprise

Cloudbasierte In-Memory-Datenbank, Module für schnelle Queries, graphenbasierte Berechnungen (RedisGraph) und Zeitreihenanalysen; über Cloud-Plattformen von AWS, IBM, Google und Microsoft verfügbar

SAP

SAP Cloud Platform

Bereitstellung von Infrastruktur-Services, HANA-Datenbankendiensten, HANA App Services: verfügbar über AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform; SAP HANA auf Echtzeit-Transaktionen ausgelegt

Tencent

TencentDB for MySQL, TencentDB for Microsoft SQL, TencentDB for MongoDB und so weiter

Newcomer aus China; Cloud-Hosting-Services für bekannte Open-Source- und herstellerspezifische Datenbanken. Beispiele: MySQL, Microsoft SQL, MongoDB, Redis, PostgreSQL sowie Tcapulus (verteilte NoSQL-DB), noch nicht in allen Regionen in derselben Qualität verfügbar

Zoho

Zoho Creator

Cloudbasierte Anwendungsentwicklungs-Plattform (Low Code) mit integrierter Datenbank. Schwerpunkte: Entwicklung von Geschäftsanwendungen und App-orientierten Workflows sowie Verwaltung und Analyse von Business-Daten

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