Ein Data Warehouse für die Cloud

Im Gespräch mit Bob Muglia, CEO von Snowflake

von - 27.05.2019
Bob Muglia
Bob Muglia: CEO von Snowflake
(Quelle: Snowflake )
Mit Bob Muglia haben die Gründer von Snowflake einen Mann an die operative Spitze ihres Unternehmens gestellt, der viele Jahre im Top-Management von Microsoft unter Steve Ballmer beschäftigt war und etwa die Entwicklung von SQL Server lei­tete. Vor seinem Wechsel zu Snowflake im Juni 2014 verantwortete er drei Jahre die Software Division von Juniper Networks.
com! professional: Was hat Sie an Snowflake gereizt?
Bob Muglia: Die Gründer des Start-ups gefielen mir wegen ihres Engagements und ihrem hohen Wissensstand. Sie überzeugten mich schnell von der Idee, ein Data Warehouse von Grund auf neu für die Cloud zu konzipieren, eine Datenbank auf Basis von Open Source zu entwerfen und diese für Data Warehousing zu nutzen, weil ihre Elastizität und Skalierbarkeit das ermöglichen.
com! professional: Welche Zielgruppen wollte Snowflake damit ansprechen?
Muglia: Im Vordergrund standen kleine und mittlere Kunden, nicht die ganz großen Unternehmen, die sich ein traditionelles Data Warehouse mit all seiner Komplexität leisten konnten. Um die Analogie zu T-Shirt-Größen zu gebrauchen: Interessenten können unsere Datenbank online in der Mindestausstattung schon für zwei Dollar kaufen. Viele unserer Kunden haben mit diesem „Extra Small“-Data Warehouse angefangen.
com! professional: Und damit konnte sich Snowflake gegen die Marktführer wie Teradata oder Oracle durchsetzen?
Muglia: Der größere Teil unserer über 1000 Kunden gehört sicherlich ins KMU-Segment, wobei aber 20 Prozent unserer Kunden 80 Prozent unseres Umsatzes bringen. Wir konzentrieren uns jetzt neben Asien stark auf den europäischen Markt, um dieses Verhältnis zu unseren Gunsten zu ändern.
com! professional: Worin besteht der große Unterschied zur klassischen Data-Warehouse-Technologie etwa von Teradata?
Muglia: Bei Teradata war es nicht üblich, dass die Kunden einen direkten Kontakt zu den Inhalten und Methoden des Warehouse hatten. Es galt die Devise:  „Don’t touch it!“ Unser Ansatz besteht in einer Demokratisierung der Daten. Wir machen sie zugänglich. Es ist so etwas wie eine kulturelle Transformation. Menschen sind in der Regel nicht so sehr datengetrieben in ihrem Denken und Verhalten. Wenn man den operativen Umgang mit den Daten ändert, kommt dies den Geschäftsprozessen zugute. Mit der Cloud ist das möglich.
com! professional: Welche Cloud-Techniken nutzt Snowflake?
Muglia: Wir haben uns Hadoop genauer angesehen, aber dann gesehen, dass viele Anwender nicht gerade glücklich damit waren. Hadoop konnte viele Workloads hochladen in einem Cluster, aber nicht parallel, sondern nur nacheinander. Wir haben aus den Fehlern von Hadoop gelernt. Wir hosten unsere Datenbank auf S3 von Amazon, und Microsoft Azure steht als Nächstes an. Wir nutzen deren fortgeschrittene Möglichkeiten. Große Unternehmen brauchen diese Gleichzeitigkeit, um mit ihren vielen Tausenden von Mitarbeitern effektiv arbeiten zu können.
com! professional: Warum diese Cloud-Dienstleister?
Muglia: Drei Technologien waren für uns wichtig: Erstens Blob Storage, wie ihn Amazon S3 anbietet. S3 ist bewundernswert schnell, skalierbar und beständig. Ohne Amazon wäre Snowflake nicht möglich gewesen. Zweitens Virtual Compute on Demand, wie es VMware, aber auch Amazon zur Verfūgung stellen. Statt Personen verwaltet der Computer, wo die Daten sitzen. Drittens 10 Gigabit Ethernet bei den Verbindungen: Es ist inzwischen ausreichend schnell und skaliert kostengünstig. InfiniBand ist dagegen ein Desaster, es skaliert weder besonders schnell noch kostengünstig. Mit diesen Technologien kann Snowflake den Kunden ein Software-as-a-Service-Angebot für ihre In­frastruktur liefern. Im Kern ist es eine transaktionale, relationale SQL-Datenbank, die von uns gemanagt wird und die kompatibel mit der bestehenden Infrastruktur aufseiten des Kunden ist. Sie kann als Data Warehouse eingesetzt werden, auch wenn dieser Begriff durch seine Legacy-Vergangenheit belastet ist.
com! professional: Wo liegt der Hauptvorteil für die Kunden?
Muglia: Unsere Technologie funktioniert ohne sein Zutun: Der Kunde kann sich seinen eigentlichen Aufgaben, dem Geschäft, zuwenden. Wir kümmern uns sogar um die Auswirkungen der DSGVO in den Heimatländern unserer Kunden und die Privacy der gespeicherten Daten.
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