CRM ist mehr als nur Kundendatenbank

Das richtige System

von - 07.09.2018
Die Entwicklung am CRM-Markt geht ganz klar in Richtung einer Plattform, mit der alle Abteilungen wie Marketing, Vertrieb und Service arbeiten und die so die Transparenz im Unternehmen und den Erfolg wesentlich steigern kann. Schnittstellen zu ERP-Systemen, Business Intelligence, Dokumentenmanagement oder Groupware sollten heute für jedes CRM zum Standard gehören. Denn nur eine nahtlose Inte­gration in alle wichtigen Unternehmensprozesse bringt hier den optimalen Nutzen, Stichwort Any Relationship Management (xRM).
Ein CRM-System muss heute als Teil einer integrierten Lösung mit durchgängigen Abläufen gedacht werden. Es sollte den gesamten Kontaktlebenszyklus abbilden und alle relevanten Informationen zusammenführen. Dies ermöglicht effiziente Marketing- und Vertriebsprozesse und vor allem auch die Beschleunigung oder Automatisierung nachgelagerter Aufgaben wie der Angebots- und Rechnungstellung.
Martina Knappe von SugarCRM hält es für wichtig, dass sich das CRM-System immer an die Anforderungen des Kunden anpassen und mit ihm skalieren kann. Viele Systeme seien viel zu überladen und würden den Anwender mit Funktionen erschlagen, die er überhaupt nicht brauche. „Modernes CRM sollte der Ort sein, in dem alle relevanten Datenquellen im Unternehmen wie ERP oder Datenbank angebunden und konsolidiert werden, um Silos und damit Inkonsistenzen zu verhindern.“ Damit reduziere sich auch der Administrationsaufwand erheblich und Dokumentationspflichten würden stets eingehalten. „Stand-alone-Systeme sehen wir bei Kunden keine mehr“, betont auch Carsten Rust von Pegasystems. Die Integrationsfähigkeit des CRMs mit den relevanten Unternehmenssystemen sei ein kritischer Erfolgsfaktor.
Doch was sollte man als Unternehmen bei der Auswahl eines Systems für das Customer Relationship Management beachten? In jedem Fall sind folgende Fragestellungen relevant: Ist die Technologie State of the Art? Ist die Benutzung einfach und einheitlich? Ist der Anbieter finanziell grundsolide? Kann man die CRM-Lösung leicht anpassen und um neue Apps erweitern? Lässt sie sich einfach in die bestehende IT-Infrastruktur einbetten? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus und wo liegen bei Cloud-Diensten die Unternehmens- und Kundendaten?
Tobias Mirwald
Tobias Mirwald
Geschäftsführer von Adito Software
www.adito.de
Foto: Adito
„Wichtig ist, dass Unternehmen mit einem CRM aus der Cloud nicht eine neue Daten-Insel schaffen, sondern die Lösung über Schnittstellen mit anderen IT-Systemen kommunizieren kann.“
„Die Auswahl eines CRM-Systems sollte – aus unserer Sicht zumindest – so gewissenhaft erfolgen wie die Auswahl eines Ehepartners“, so das Fazit von Martin Hubschneider von CAS. Es gehe darum, ob das CRM-System zur Firmenkultur und Unternehmensgröße passe, ob auf Augenhöhe kommuniziert werde und wie es mit der Zukunftsfähigkeit der Software aussehe.
Ob sich Unternehmen für ein CRM aus der Cloud oder für eine On-Premise-Lösung entscheiden, hängt von den individuellen Anforderungen ab. „Die Geschäftsführer tendieren hier eher noch in Richtung Sicherheit und damit zu einer On-Premise-Lösung, während sich IT-Verantwortliche bereits mehr in Richtung Cloud orientieren“, so die Erfahrung von Tobias Mirwald von Adito. Entscheidend sei dabei, dass Unternehmen die Komplexität einer CRM-Einführung trotz vermeintlich einfacher Cloud-Technologie und rascher Verfügbarkeit nicht unterschätzen dürften. Der Aufwand für die Analyse und Optimierung von Prozessen und das richtige Change-Management beim Thema CRM sei nicht geringer als bei der Einführung einer On-Premise-Lösung.
Florian-Lars Endres sieht einen klaren Trend zur Cloud: Die Innovationszyklen werden immer kürzer, die Datenmengen steigen und unaufhörlich kommen neue Funktionen hinzu. Ein System, das nicht mit dieser Anforderung Schritt halten könne, sei zum Scheitern verurteilt. „Die dafür nötige Skalierbarkeit kann nur ein cloudbasiertes System bieten.“ Das bedeute aber wiederum nicht, dass auch alle Daten in der Cloud liegen müssten.
Und mit dem wachsenden Angebot eröffnen sich Unternehmen auch mehr Wahlmöglichkeiten, „sie sind also nicht an eine bestimmte Cloud-Plattform gebunden, sondern können sich eine aussuchen, die zu ihren spezifischen Anforderungen passt“, so Carsten Rust von Pegasystems. Dies werde den Trend zur Cloud weiter beflügeln.
Flughafen Köln/Bonn
Flughafen Köln/Bonn: Setzt bei der Kundenbindung auf das CRM-System Microsoft Dynamics.
Foto: Bild: Flughafen Köln/Bonn
Beispiel: CRM-Einführung am Flughafen Köln/Bonn
Der Flughafen Köln/Bonn ist mit 12 Millionen Passagieren pro Jahr der sechstgrößte deutsche Verkehrsflughafen. Um einen umfassenden und einheitlichen Blick auf alle kundenrelevanten Abläufe zu erhalten, wurde ein neues CRM-System implementiert.
Die diversen Prozesse rund um die Kundenkommunikation waren im Lauf der Jahre mehr geworden, die Verantwortlichkeiten waren über mehrere Abteilungen verteilt – es mangelte an einem umfassenden und einheitlichen Blick auf die Abläufe und an einer durchgängigen Verantwortung. So konnten die Mitarbeiter etwa nicht mit einer einheitlichen Datenbank arbeiten, in die alle gesammelten Kundendaten einfließen. „Wir waren davon überzeugt, dass wir unsere Prozesse und unsere Organisation verändern müssen, wenn wir unseren Passagieren ein zeitgemäßes Erlebnis vermitteln wollen“, beschreibt Daniela De Francesco von der Abteilung Digital Transformation am Flughafen die frühere Situation.
Nachdem sich der Flughafenbetreiber einen Überblick über mögliche Dienstleister und CRM-Lösungen verschafft hatte, entschied man sich für den IT-Dienstleister Adesso und für Micro­soft Dynamics als CRM-System.
Um der großen Bandbreite an einzelnen Projekteilen Herr zu werden und gleichzeitig alle relevanten Beteiligten ins Boot zu holen, setzten die Projektverantwortlichen auf einen sogenannten Interaction Room. Dahinter steckt eine einfache Idee: Vertreter aller Gruppen, die an einem Projekt beteiligt sind, treffen sich zu einem gemeinsamen Workshop.
Am Flughagen Köln/Bonn kamen zwölf Vertreter im Interaction Room zusammen – vom Con­trolling über die IT, den Avia­tion-Bereich und die Unternehmenskommunikation bis hin zum Parkmanagement und der Marketingabteilung. Sie erarbeiteten in nur zwei Tagen die Grundlagen des Projekts.
Die Beteiligten des Interaction-Room-Workshops beschäftigten sich nicht nur mit dem Entwickeln fiktiver Kunden und deren Rollen im CRM, auch in Richtung interner Prozesse machte man sich Gedanken. Im Zentrum stand die Frage, wie der Flughafen das künftige CRM-System ausrollen will und welche Geschäftsbereiche die neue Lösung wann einsetzen sollen.
Die in dem zweitägigen Workshop erarbeiteten Ziele galt es dann umsetzen. Als Erstes wurde eine bestehende Mailing-Aktion im Bereich Parken optimiert. Das System hilft den Verantwortlichen dabei, die Kommunikation kundenindividueller zu gestalten und Kampagnenreaktionen besser zu analysieren.
„In unseren Daten ist noch eine Menge Musik drin. Jetzt haben wir Strukturen und Systeme aufgebaut, um noch besser auf die Wünsche und Anforderungen unserer Passagiere eingehen zu können“, so das Resümee von Daniela De Francesco.
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