Cloud oder On-Premise - die Qual der Wahl

Vorteil On-Premise

von - 23.04.2019
Umsatz-Boom beim Cloud Computing
Wachsrum ohne Ende: 2010 belief sich der Umsatz im Public Cloud Computing auf gerade einmal 42,8 Milliarden Dollar. 2021 sollen es schon 278,3 Milliarden sein.
(Quelle: Statista / Gartner )
Eigentlich müsste es nicht On-Premise, sondern „On-Premises“ heißen. Das englische „pre­mise“ bedeutet nämlich Prämisse, also etwas ganz anderes als das gemeinte „in den eigenen Räumlichkeiten“. Aber durch die Macht der Gewohnheit und die Neigung vieler Hersteller, falsche Schreibweisen in ihre Produktnamen zu übernehmen, hat sich die Bezeichnung On-Premise weitgehend durchgesetzt. Fein raus sind alle, die einfach „On-Prem“ verwenden.
Ein schlichtes Argument für den Betrieb im eigenen Unternehmen, so BT-Mann Sven Klindworth, bestehe darin, dass ältere Software in der Cloud nicht ohne Weiteres lauffähig sei und oft nur mit enormem Aufwand angepasst werden könne. Auch funktionieren viele Cloud-Services nur mit einer ordentlichen Bandbreite. Das Schlagwort heißt Data Gravity. „Damit ist gemeint, dass Daten, die etwa bei einem Unternehmen im ländlichen Bereich in großer Menge vor Ort anfallen, wegen fehlender Bandbreite gar nicht zeitnah in die Cloud geschickt werden können und daher besser On-Premise in lokalen IT-Lösungen verarbeitet werden“, erläutert Klindworth. Müssen Daten direkt in der Produktion verarbeitet werden, bietet der On-Premise-Betrieb durch geringere Latenzen zudem Zeitvorteile. „Weitere Aspekte sind Sicherheitsbedenken, die Kronjuwelen eines Unternehmens wie Intellectual Property und Geschäftsgeheimnisse extern auf mit anderen Kunden geteilten Systemen zu betreiben“, so Klindworth weiter.
Schließlich kann auch die drohende Abhängigkeit von einem Cloud-Anbieter ein Argument für On-Premise sein - Stichwort Vendor-Lock-in. „Tatsächlich ist es wichtig, bei der Konzeption und der Umsetzung der eigenen Cloud- oder Hybrid-Lösung von Anfang an auf offene Schnittstellen und Portierbarkeit zu achten. Es stimmt, dass ein Anbieterwechsel schwieriger wird, je mehr Lösungen von IaaS über PaaS bis SaaS man aus einem Vendor-Universum nutzt“, gibt Henrik Hasenkamp von gridscale zu bedenken. NTT-Manager Thorsten Harth lässt einen Lock-in als Argument gegen die Cloud nicht gelten: „Wer eine ERP-Software kauft, legt sich auch auf eine bestimmte Lösung fest - mit allen Vor- und Nachteilen.“  Einen gewissen Grad an Vendor-Lock-in wird es also immer geben.
Jens Puhle
Jens Puhle
Sales Director Germany bei Rackspace
www.rackspace.com/de
Foto: Rackspace
„Unternehmen knüpfen hohe ­Erwartungen an die Cloud wie höhere Agilität und geringere Kosten. Aber die Wirklichkeit sieht oft anders aus.“
Doch die Frage für Unternehmen lautet: Was für Vor- und Nachteile entstehen dadurch?
In vielen Szenarien sei der geschäftliche Mehrwert höher als die Gefahren des Lock-in, meint denn auch Rackspace-Manager Jens Puhle. „Aber natürlich ist Vorsicht geboten vor den langfristigen Kosten einer Lieferantenbindung. Vermeiden lässt sich das etwa durch den Einsatz von Container-Technologie, Abstraktions-Tools oder offenen Cloud-APIs.“ Sehr gefragt sind Container- und Kubernetes-Anwendungen, die alle großen Anbieter unterstützen und eine problemlose Verschiebung von Workloads zwischen unterschiedlichen Cloud-Anbietern ermöglichen.
Auch Datenschutz, Compliance und Sicherheitsbedenken können Unternehmen dazu bewegen oder gar zwingen, ihre Daten im eigenen Hoheitsgebiet zu verwalten. „Besonders sicherheitsbewusste Unternehmen ziehen sogar sichere MPLS-Verbindungen einer Kommunikation über das Internet vor“, weiß Sven Klindworth von BT. Multi-Protocol Label Switching dient der Vernetzung über eine geschlossene Infrastruktur.
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