Cloud-Lizenzen als Kostenfalle

Die richtige Strategie finden

von - 07.01.2019
Anteil unlizenzierter Software in Deutschland
Quelle: BSA
Bei allen Unterschieden im Detail, in einem sind sich alle von com! professional befragten Experten bemerkenswert einig: Der Gang in die Cloud befreit nicht vom Lizenzmanagement - im Gegenteil. Axians-Manager Wangler empfiehlt bereits vor der Einführung von Cloud-Diensten ein aktives Software Asset Management (SAM), das auch die Nutzung von Cloud-Ressourcen umfasst. „Seine Datenbasis und Prozesse liefern wertvolle Informationen bei der Einführung, fördern deren Transparenz und helfen, die Kontrolle über die Dienste zu bewahren.“
Zu den erfassten Daten sollte auch die Information gehören, ob vorhandene Lizenzen in der Cloud genutzt oder zumindest umgetauscht werden können. „Darüber hinaus liefert das SAM auch Daten zur eigenen IT-Infrastruktur, die bei der Entscheidung einer Migration in die Cloud hilfreich sind“, fügt Wangler hinzu.
Auf dieser Basis lasse sich auch entscheiden, welche Assets überhaupt für eine Migra­tion geeignet sind und welche Unternehmensbereiche für einen Proof of Concept taugen. Die größte Herausforderung besteht dem Axians-Consultant zufolge dabei darin, die Datenbasis im laufenden Geschäfts­betrieb aktuell zu halten, sodass bei Bedarf schnell plausible Werte für eine Auswertung zur Verfügung stehen.
Licensing Specialist Hellmund von Comparex rät ebenfalls, SAM-Tools einzusetzen: „Unternehmen sollten auf jeden Fall Lizenzmanagement betreiben. Außerdem lohnt es sich, Schulungen und Workshops zu dem Thema zu besuchen.“ Wichtig sei es außerdem, sich nicht für die scheinbar günstigste Variante zu entscheiden, sondern langfristig zu planen und gemeinsam mit einem Lizenzierungsspezialisten im Vorfeld ein Migrationskonzept auszuarbeiten.
Marvin Neumann
Marvin Neumann
Director Sales & Marketing net.DE AG
www.net.de
Foto: net.DE AG
„Anwender sollten vor der Entscheidung für eine Cloud-Migration das Kleingedruckte in den Lizenzbedingungen unter die Lupe nehmen.“
Marvin Neumann vom Internet-Service-Provider net.DE empfiehlt, sich die Vertragsbedingungen sehr genau anzusehen: „Anwender sollten vor der Entscheidung für eine Cloud-Migration das Kleingedruckte in den Lizenzbedingungen unter die Lupe nehmen.“ Er rät, bei Microsoft-Enterprise-Lizenzen eine Software Assurance mitzubuchen und das Betriebssystem auch bei Infrastructure as a Service immer vom Cloud-Provider zu beziehen. „Damit sind Unternehmen lizenztechnisch zumeist auf der sicheren Seite.“

Fazit

Dass die Kostenvorteile der Cloud oft nur auf dem Papier bestehen, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Vor allem versteckte Lizenzgebühren, aber auch Preiserhöhungen nach den ersten Jahren der Nutzung können die anfänglichen Ersparnisse schnell zunichtemachen. In vielen Fällen führt allerdings kein Weg mehr an der Cloud vorbei. Die Software-Unternehmen drücken ihre Cloud- und Abo-Modelle mit Macht in den Markt, stellen reine Kauflösungen ein oder machen sie immer unattraktiver.
Unternehmen sind auf jeden Fall gut beraten, bei der Planung ihrer Cloud-Strategie das Themenfeld Lizenzen nicht zu vernachlässigen, Alternativen sorgfältig zu explorieren und eine Exit-Strategie zu entwerfen. Das gibt ihnen zu­mindest einen gewissen Schutz gegen Preiserhöhungen oder Produkt­änderungen, die sie nicht mehr mittragen wollen oder können.
Lizenzmodelle in der Cloud
Bei der Nutzung von Software-Lizenzen in der Cloud unterscheidet man verschiedene Modelle:
Bring Your Own License (BYOL): Der Anwender installiert eine vorhandene Lizenz auf einer Cloud-Instanz. Dabei muss er selbst sicherstellen, dass die Lizenzbedingungen
eine Übertragung auf Cloud-Ressourcen zulassen. Updates oder Sicherheits-Patches liegen ebenfalls in seiner Verantwortung.
„Lizenz enthalten“: In diesem Modell sind Lizenzen für Datenbanken, Betriebssysteme oder andere Applikationen bereits im Cloud-Service enthalten. So bietet beispielsweise Amazon Web Services für die Nutzung seiner Relational Data­base Services (RDS) je nach Ausprägung eine Datenbank-Lizenz für Oracle oder Microsoft SQL Server mit an. Amazon-EC2-Instanzen lassen sich zudem inklusive Windows-Server-Lizenz und SQL Server buchen.
License Mobility/Portable License: Dieses Modell erlaubt es, Software, die für den On-Premise-Betrieb gekauft wurde, in die Cloud zu verlagern. Je nach Anbieter und Abrechnungsmodell gibt es dabei unterschiedliche Berechnungsmethoden.
Service Provider License Agreement (SPLA): Lizenzprogramm von Microsoft für Cloud-Provider und Independent Software Vendors (ISV). Das SPLA ermöglicht es, Software an Kunden weiterzuvermieten. Der Anwender erwirbt dabei nur ein temporäres Nutzungsrecht.
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