Wenn der CEO zum Influencer werden muss

Die eigene Geschichte erzählen

von - 20.03.2019
Gerade in kleineren und mittelgroßen Unternehmen sind oft Inhaber anzutreffen, die früher einmal sehr gute Facharbeiter waren. Dies ist natürlich begrüßenswert, denn wenn man alles „von der Pike auf“ gelernt hat, kann man oft auf seine Erfahrungen zurückgreifen. Eine kleine Nebenwirkung hat das Ganze allerdings: Facharbeiter wollen durch ihre gute Arbeit oder das gute Produkt überzeugen. Sie stellen sich meist nicht ins Scheinwerferlicht und erzählen auch keine Geschichten, wie dieses Produkt oder jene Dienstleistung entstanden ist.
Doch genau diese Geschichten wollen Kunden hören. Und wenn ein Unternehmen diese Geschichte nicht erzählt, erzählen andere sie (ob sie stimmt oder nicht). CEO-Reputa­tion ist also immer auch ein gewisser Schutz vor Krisen. Doch es ist wie so oft im Leben: Bevor es nicht wirklich wehtut, geht man selten zum Arzt. Und manchmal hilft dann nur noch Schadensbegrenzung. Für den Fall der Fälle investieren wir in anderen Bereichen alle in Versicherungen. Warum also nicht hier? Dabei ist der positive Reputationsaufbau nicht nur im Krisenfall sehr hilfreich, sondern auch, wenn keine Krise absehbar ist.

Reputation nutzen

Manche Unternehmer leben immer noch mit der Haltung, dass, wenn sie selbst nicht in sozialen Netzwerken aktiv sind, schon nichts passieren kann. Weit gefehlt! Die Gefahr lauert ganz unabhängig davon, ob man selbst Social-Media-Kanäle betreibt oder nicht. Ein weiterer Nachteil: Wenn wir selbst nicht lesen können, was andere über uns schreiben, können wir auch nicht darauf reagieren. Der größte Fehler, den CEOs bei der Reputation machen können, ist deshalb, das Ganze sich selbst zu überlassen. Denn der Ruf bildet sich aus der Gesamtheit von Eindrücken, Erfahrungen und Beziehungen, die andere mit einer Person und/oder dem Unternehmen haben. Genau das ist das Reputationskapital. Nur durch Interaktionen - im Idealfall eben das eigene aktive Handeln - bildet sich die Reputation.
Fakt ist: Wenn Sie Ihren Ruf nicht aktiv beeinflussen, dann werden es andere tun. Fakt ist auch: Sie können ein gutes Image kurzfristig mit einer Werbekampagne einkaufen, Ihren Ruf nicht: Sie haben nur diesen einen!
Wofür stehen Sie?
Reputation ist eine Aufgabe, die nie erledigt ist. Deshalb folgen an dieser Stelle auch keine Instant-Tipps zum direkten Umsetzen, sondern zehn Impulse, die alle CEOs und Führungs­kräfte zum Nach­denken über die eigene Reputation anregen sollen:
  • Beurteilen Sie Ihren Status quo: Wie gut ist Ihr Name denn bereits - hoffentlich positiv - verankert? Und wann haben Sie sich das letzte Mal selber gegoogelt? Das hat nichts mit einem über­steigertem Ego zu tun, sondern vielmehr mit einer praxis­gerechten Reputationsarbeit. Denn Sie sollten hinhören, wenn man über Sie redet. Live, aber genauso auch im Internet.
  • Machen Sie sich Gedanken, wie und wer Sie wirklich sind. Welche Werte sind für Sie wesentlich und was ist Ihnen generell wichtig in der Zusammenarbeit mit an­de­ren Menschen? Da­raus können Sie für sich als Geschäftsführer eine klare Positionierung entwickeln (lassen).
  • Analysieren Sie das Wertesystem Ihres Unternehmens. Trägt es Ihre persön­lichen Werte? Sind Ihre „Spielregeln“ hier aktiv? Wie wurden diese Werte im Unter­nehmen implementiert? Hat sich daraus bereits eine Unternehmenskultur ent­wickelt?
  • Wie wirken Sie in der direkten Kommuni­kation? Von wem erhalten Sie echtes, professionelles Feedback beispielsweise zu einem Vortrag von Ihnen? Wie bewusst sind Sie sich Ihrer Körpersprache und nonverbalen Kommunikation? Wie inspi­rierend sind Sie? Mitarbeiter lassen sich nicht mehr durch ein Jahresziel „doppel­ter Umsatz“ motivieren, sondern nur noch mit „echten“ Zielen inspirieren.
  • Wie transparent kommunizieren Sie? Legen Sie grundsätzlich alle Fakten, Tat­sachen und Meinungen auf den Tisch?
  • Wie fit sind Sie in der Online-Kommu­nikation und wie gut kennen Sie sich in Social Media und im Online-Marketing aus?
  • Nehmen Sie öffentlich zu Themen Stellung, die Ihren Expertenstatus und Ihre Expertise untermauern?
  • Wie aktiv ist Ihr Netzwerk und wo können Sie dieses sinnvoll und effektiv aus­bauen?
  • Verfügen Sie über ein aktives Repu­ta­tionsmanagement und ein ent­spre­chendes Monitoring?
  • Authentizität: Wie bewusst sind Sie Vor­bild und leben Werte und Regeln vor?
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